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Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]
Jahrbuch ... / Heidelberger Akademie der Wissenschaften: Jahrbuch 2008 — 2009

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III. Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses
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B. Das WIN-Kolleg
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2. Forschungsschwerpunkt "Kulturelle Grundlagen der Europäischen Einigung"
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https://doi.org/10.11588/diglit.67591#0261
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FÖRDERUNG DES WISSENSCHAFTLICHEN NACHWUCHSES

ä la Hayden White. Diesen unseren Ansatz galt es dann einerseits als methodisches
Problem zur Debatte zu stellen sowie vor allem an einschlägigen Einzelstudien in
seiner Leistungskraft zu demonstrieren.
— Zweitens galt es im Hinblick auf die Frage des WIN-Kollegs nach kulturellen
Grundlagen Europas konsequent zu sein, galt es unsere Skepsis, die Frage nach
kulturellen Grundlagen Europas ,materiell’ — also durch Angabe einer spezifischen
kulturellen Grundlage — zu Ende zu denken: Was impliziert es eigentlich, im Hori-
zont der Europäischen Einigung bzw. der Europäischen Union kulturelle Grund-
lagen zu behaupten und zu konstruieren? Welche Rolle spielt für das Projekt, für
das gesellschaftliche Imaginäre Europas der Rekurs auf Vergangenheit?
Grundlegend für unseren Ansatz ist es,
— über den unmarkierten Begriff der ‘Vergangenheit’ einen kulturwissenschaftlichen
Erkenntnisraum zu eröffnen, in dem zumeist separat betrachtete Phänomene —
Mythos, Geschichte, Geschichtswissenschaft,‘Gedächtnis’,‘Erinnerung’— gemein-
sam diskutiert werden, sowie
— europäische Konstruktionen von Vergangenheit als kulturelle Praktiken zu verste-
hen, über die die Existenz und Gestalt politischer Entitäten vermittelt wird, über
die Legitimität, Interessen, Gegensätze, Ideologien konzeptualisiert, verteidigt,
delegitimiert werden.
Die methodischen und inhaltlichen Ergebnisse, die damit verbundenen gemeinsa-
men Aktivitäten und vor allem auch die erarbeiteten Ziele seien im folgenden kurz
skizziert.
II. Ergebnisse
a) Europäische Vergangenheitskonstruktionen
Schnell wurde deutlich, dass die Chance einer derartigen Perspektivierung — gerade
aus Sicht der Literatur- und Kulturwissenschaften — in einer programmatischen Ver-
bindung eines ‘archäologischen’ und eines ‘genealogischen’ Blickes lag.
Es gilt somit einerseits, die textuelle und diskursive Gemachtheit von Vergangen-
heitskonstruktionen, ihre Logik als Produkte, in den Blick zu nehmen, andererseits
ist es wichtig, die ‘kommunikativen’und‘politischen’Bedingungen europäischer Ver-
gangenheitskonstruktionen zu berücksichtigen und sie als Aspekt politischer
‘Räume’ und ‘politischer Kulturen’ zu verstehen:
— Was wird über Vergangenheitsdiskurse legitimiert, was delegitimiert?
— Welche Rolle spielen Herrschaftskonzepte bei der Konstruktion spezifischer Ver-
gangenheitskonstruktionen?
— Welche politischen Konflikte werden in ihnen verhandelt oder vermittelt und
inwiefern sind sie ‘politisiert’, also Moment(e) von Auseinandersetzungen um
Ansehen, Ressourcen.
— Wie wird das Wissen um die Vergangenheit verwaltet? Wer sind die Träger und
Produzenten von Vergangenheitskonstruktionen? Inwiefern sind Vergangenheits-
 
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