Das WIN-Kolleg
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diskurse mit dem symbolischen Kapital und politischem Anspruch spezifischer
Gruppen verbunden?
Ein erster Test dieses Ansatzes lag dabei in unserer Tagung Diesseits von Geschichte und
Gedächtnis, die in Zusammenarbeit mit der Universität Köln durchgefuhrt wurde. In
ständiger Fortführung begriffen sind unsere Einzelprojekte, die sich a) der Historio-
graphie im Ferrara der Este (Frank Bezner), b) dem Galliermythos in der französi-
schen Historiographe des 16. Jahrhunderts (Kirsten Mahlke), c) dem deutsch-fran-
zösischen Europäisierungsdiskurs (Stefan Seidendorf) und d) der Vergemeinschaf-
tungsproblematik im deutschen Kriegsroman (Matthias Schöning) widmen. Alle
Projekte, drei von ihnen Qualifikationsschriften (Dissertation Seidendorf, Habilitati-
onsschrifen Schöning und Bezner), sind inzwischen vollendet und wurden/werden
publiziert. Alle Projektteilnehmer sind inzwischen auf aussichtsreiche Stellen gelangt
— was die Relevanz und Qualität der einzelnen Forschungsbeiträge belegt.
b) Tagung „Zwischen Wissen und Politik. Archäologie und Genealogie frühneuzeitlicher
Vergangenheitskonstruktionen“, 5—7. April 2006 Heidelberg
Mit der internationalen Tagung an der Akademie im April 2006 wurde der große
Teilbereich „Europäische Vergangenheitskonstruktionen“ abgeschlossen, wobei es
nach der eher methodischen Fragestellung der ersten Tagung bzw. der Einzelstudien
nun darum ging, unseren Ansatz an einer historischen Epoche, der Frühen Neuzeit,
breit zu erproben. Bereits der Titel der Tagung Zwischen Wissen und Politik, für die 17
einschlägige Nachwuchswissenschaftler gewonnen werden konnten, zeigt, worum es
uns ging: um eine Analyse des Phänomens der frühneuzeitlichen historia, das ebenso
Teil der komplexen Wissenskultur wie der politischen Räume der Frühen Neuzeit
ist. Die einschlägige Publikation wird im kommenden Jahr veröffentlicht werden.
Zweitens: Europa und seine kulturellen Grundlagen
Dass der Ansatz unserer Forschungskooperation auch Konsequenzen für die Frage
nach Kulturellen Grundlagen Europas im ganzen zeitigt, stellte sich schnell heraus.
Ein erster Versuch, diese Einsicht zu integrieren, war die von Matthias Schöning und
Stefan Seidendorf in Kooperation mit dem Zentrum für den Wissenschaftlichen Nach-
wuchs der Universität Konstanz durchgeführte Tagung Reichweiten der Verständigung.
Intellektuellendiskurse zwischen Nation und Europa. Absicht der Tagung war es, die kom-
munikative Relevanz und mediale Konstruktion symbolischer Europa-Diskurse an
der entscheidenden Bruchstelle zwischen ‘Nationalisierung’ und ‘Europäisierung’
sichtbar zu machen; dies hieß auch, danach zu fragen, welche Rolle kulturelle Dis-
kurse für die Möglichkeit der Selbstthematisierung von Europa gespielt haben. Auch
die beiden Einzelstudien Schönings und Seidendorfs zielen in diese Richtung:
während Schöning danach fragt, wie die auf das gesamteuropäische Phänomen des
Krieges zielenden Erinnerungsdiskurse der Zwischenkriegszeit diesseits ihrer Politi-
sierung Raum für die Verhandlung sozialer Erfahrung schaffen, untersuchte Seiden-
dorf die Bedeutung und Funktion von Vergangenheitskonstruktionen für die
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diskurse mit dem symbolischen Kapital und politischem Anspruch spezifischer
Gruppen verbunden?
Ein erster Test dieses Ansatzes lag dabei in unserer Tagung Diesseits von Geschichte und
Gedächtnis, die in Zusammenarbeit mit der Universität Köln durchgefuhrt wurde. In
ständiger Fortführung begriffen sind unsere Einzelprojekte, die sich a) der Historio-
graphie im Ferrara der Este (Frank Bezner), b) dem Galliermythos in der französi-
schen Historiographe des 16. Jahrhunderts (Kirsten Mahlke), c) dem deutsch-fran-
zösischen Europäisierungsdiskurs (Stefan Seidendorf) und d) der Vergemeinschaf-
tungsproblematik im deutschen Kriegsroman (Matthias Schöning) widmen. Alle
Projekte, drei von ihnen Qualifikationsschriften (Dissertation Seidendorf, Habilitati-
onsschrifen Schöning und Bezner), sind inzwischen vollendet und wurden/werden
publiziert. Alle Projektteilnehmer sind inzwischen auf aussichtsreiche Stellen gelangt
— was die Relevanz und Qualität der einzelnen Forschungsbeiträge belegt.
b) Tagung „Zwischen Wissen und Politik. Archäologie und Genealogie frühneuzeitlicher
Vergangenheitskonstruktionen“, 5—7. April 2006 Heidelberg
Mit der internationalen Tagung an der Akademie im April 2006 wurde der große
Teilbereich „Europäische Vergangenheitskonstruktionen“ abgeschlossen, wobei es
nach der eher methodischen Fragestellung der ersten Tagung bzw. der Einzelstudien
nun darum ging, unseren Ansatz an einer historischen Epoche, der Frühen Neuzeit,
breit zu erproben. Bereits der Titel der Tagung Zwischen Wissen und Politik, für die 17
einschlägige Nachwuchswissenschaftler gewonnen werden konnten, zeigt, worum es
uns ging: um eine Analyse des Phänomens der frühneuzeitlichen historia, das ebenso
Teil der komplexen Wissenskultur wie der politischen Räume der Frühen Neuzeit
ist. Die einschlägige Publikation wird im kommenden Jahr veröffentlicht werden.
Zweitens: Europa und seine kulturellen Grundlagen
Dass der Ansatz unserer Forschungskooperation auch Konsequenzen für die Frage
nach Kulturellen Grundlagen Europas im ganzen zeitigt, stellte sich schnell heraus.
Ein erster Versuch, diese Einsicht zu integrieren, war die von Matthias Schöning und
Stefan Seidendorf in Kooperation mit dem Zentrum für den Wissenschaftlichen Nach-
wuchs der Universität Konstanz durchgeführte Tagung Reichweiten der Verständigung.
Intellektuellendiskurse zwischen Nation und Europa. Absicht der Tagung war es, die kom-
munikative Relevanz und mediale Konstruktion symbolischer Europa-Diskurse an
der entscheidenden Bruchstelle zwischen ‘Nationalisierung’ und ‘Europäisierung’
sichtbar zu machen; dies hieß auch, danach zu fragen, welche Rolle kulturelle Dis-
kurse für die Möglichkeit der Selbstthematisierung von Europa gespielt haben. Auch
die beiden Einzelstudien Schönings und Seidendorfs zielen in diese Richtung:
während Schöning danach fragt, wie die auf das gesamteuropäische Phänomen des
Krieges zielenden Erinnerungsdiskurse der Zwischenkriegszeit diesseits ihrer Politi-
sierung Raum für die Verhandlung sozialer Erfahrung schaffen, untersuchte Seiden-
dorf die Bedeutung und Funktion von Vergangenheitskonstruktionen für die