Das WIN-Kolleg
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sehe Perspektivenverzerrung beschrieben werden - wobei zweifellos die Vergleich-
barkeit der betrachteten Praktiken etc. ebenso wie die Vergleichbasis (hier z. B. der
Begriff der Normativität, die Grundlagen der Raumwahrnehmung etc.) problema-
tisiert werden müssen. Ziel des Projektes ist es daher, an Institutionen, Praktiken,
Verhaltensweisen und Sinnzuschreibungen ausgewählter historischer Kulturen ver-
gleichend zu untersuchen, wie soziale, politische und kulturelle Ordnungskonzepte
durch Grenzziehungen und andere Mechanismen den menschlichen Lebensraum
strukturieren und dabei eine normativ fundierte Raumordnung erzeugen. Dabei
wird nach den Vollzugsarten, Akteuren und Funktionen der Raumordnung ebenso
zu fragen sein wie danach, wie die Raumordnung selbst mit ihren sozialen, politi-
schen und kulturellen Entstehungsfaktoren in Wechselwirkung tritt, diese also repro-
duziert oder verändert.
Mit dieser Fragestellung soll ein Analyseinstrument erprobt werden, das neu ist
und durch seinen interdisziplinären und methodisch breiten Ansatz ungewohnte Per-
spektiven auf die Ordnungskonfigurationen der zu untersuchenden Kulturen erwar-
ten lässt. Das Projekt greift damit das geschilderte Interesse der kulturwissenschaftli-
chen Forschung an Raum und Räumlichkeit als Bedingungen menschlicher Kultur
auf, das sich z. B. auch in dem soeben eingerichteten Berliner Exzellenzcluster
TOPOI, der Kieler Graduiertenschule „Entwicklung menschlicher Gesellschaften in
Landschaften“ oder dem Cluster „Politische Räume“ des Deutsche Archäologischen
Instituts niedergeschlagen hat. Mit dem Fokus auf normativ fundierten Raumord-
nungen erschließt es jedoch ein Gebiet, das in der Debatte um Räumlichkeit und
Raumkonzeptionen bislang nur gestreift und noch nie in einem großangelegten
interkulturellen Vergleich untersucht worden ist. Und nicht zuletzt ist der Blick auf
historische Kulturen, in denen zumindest teilweise ganz andere soziokulturelle
Bedingungen und Ausprägungen von Raumordnung zu beobachten sind als in der
Gegenwart, dazu geeignet, der Gefahr einer westlich-ethnozentrischen, gegenwarts-
bezogenen Perspektive auf die Problematik zu entgehen.
Projektstruktur
Ein Arbeitsgebiet wird sich mit dem Alten Orient in den ersten drei vorchristlichen
Jahrtausenden beschäftigen, eines mit den römischen-italischen Kulturen der Antike,
ein drittes mit der frühgriechischen Zeit, wobei mit der minoischen Kultur im
2. Jahrtausend v. Chr. ein Bereich integriert ist, der sehr eigenständige Züge aufweist
und damit im Grunde noch einen vierten Vergleichspunkt mit einbringt. Das Pro-
jekt ist gezielt interdisziplinär angelegt und vereint deswegen historische, archäologi-
sche und philologische Kompetenzen; die Teilprojekte wurden von den Bewerbern
selbst vorgeschlagen, weil so die innovativsten und zielstrebigsten Kandidaten
gewonnen werden konnten. Die Auswahl erfolgte so, dass dabei möglichst viele
Facetten normativer Raumordnung behandelt werden, sei sie politischer, sozialer
oder religiöser Natur. In jedem Arbeitsgebiet forschen einer der Kollegiaten und ein
in Heidelberg arbeitender Mitarbeiter. Alle Stellen sind mittlerweile besetzt, wobei
die Ausschreibungen sehr positive und internationale Resonanz gefunden haben.
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sehe Perspektivenverzerrung beschrieben werden - wobei zweifellos die Vergleich-
barkeit der betrachteten Praktiken etc. ebenso wie die Vergleichbasis (hier z. B. der
Begriff der Normativität, die Grundlagen der Raumwahrnehmung etc.) problema-
tisiert werden müssen. Ziel des Projektes ist es daher, an Institutionen, Praktiken,
Verhaltensweisen und Sinnzuschreibungen ausgewählter historischer Kulturen ver-
gleichend zu untersuchen, wie soziale, politische und kulturelle Ordnungskonzepte
durch Grenzziehungen und andere Mechanismen den menschlichen Lebensraum
strukturieren und dabei eine normativ fundierte Raumordnung erzeugen. Dabei
wird nach den Vollzugsarten, Akteuren und Funktionen der Raumordnung ebenso
zu fragen sein wie danach, wie die Raumordnung selbst mit ihren sozialen, politi-
schen und kulturellen Entstehungsfaktoren in Wechselwirkung tritt, diese also repro-
duziert oder verändert.
Mit dieser Fragestellung soll ein Analyseinstrument erprobt werden, das neu ist
und durch seinen interdisziplinären und methodisch breiten Ansatz ungewohnte Per-
spektiven auf die Ordnungskonfigurationen der zu untersuchenden Kulturen erwar-
ten lässt. Das Projekt greift damit das geschilderte Interesse der kulturwissenschaftli-
chen Forschung an Raum und Räumlichkeit als Bedingungen menschlicher Kultur
auf, das sich z. B. auch in dem soeben eingerichteten Berliner Exzellenzcluster
TOPOI, der Kieler Graduiertenschule „Entwicklung menschlicher Gesellschaften in
Landschaften“ oder dem Cluster „Politische Räume“ des Deutsche Archäologischen
Instituts niedergeschlagen hat. Mit dem Fokus auf normativ fundierten Raumord-
nungen erschließt es jedoch ein Gebiet, das in der Debatte um Räumlichkeit und
Raumkonzeptionen bislang nur gestreift und noch nie in einem großangelegten
interkulturellen Vergleich untersucht worden ist. Und nicht zuletzt ist der Blick auf
historische Kulturen, in denen zumindest teilweise ganz andere soziokulturelle
Bedingungen und Ausprägungen von Raumordnung zu beobachten sind als in der
Gegenwart, dazu geeignet, der Gefahr einer westlich-ethnozentrischen, gegenwarts-
bezogenen Perspektive auf die Problematik zu entgehen.
Projektstruktur
Ein Arbeitsgebiet wird sich mit dem Alten Orient in den ersten drei vorchristlichen
Jahrtausenden beschäftigen, eines mit den römischen-italischen Kulturen der Antike,
ein drittes mit der frühgriechischen Zeit, wobei mit der minoischen Kultur im
2. Jahrtausend v. Chr. ein Bereich integriert ist, der sehr eigenständige Züge aufweist
und damit im Grunde noch einen vierten Vergleichspunkt mit einbringt. Das Pro-
jekt ist gezielt interdisziplinär angelegt und vereint deswegen historische, archäologi-
sche und philologische Kompetenzen; die Teilprojekte wurden von den Bewerbern
selbst vorgeschlagen, weil so die innovativsten und zielstrebigsten Kandidaten
gewonnen werden konnten. Die Auswahl erfolgte so, dass dabei möglichst viele
Facetten normativer Raumordnung behandelt werden, sei sie politischer, sozialer
oder religiöser Natur. In jedem Arbeitsgebiet forschen einer der Kollegiaten und ein
in Heidelberg arbeitender Mitarbeiter. Alle Stellen sind mittlerweile besetzt, wobei
die Ausschreibungen sehr positive und internationale Resonanz gefunden haben.