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FÖRDERUNG DES WISSENSCHAFTLICHEN NACHWUCHSES
Entwicklungen keineswegs nur einem Interesse der Zentralgewalt entsprachen, son-
dern auch durch die landbesitzenden Eliten vorangetrieben wurden. Der Konstruk-
tion des Konzepts „Bevölkerung“ an sich widmete sich Achim Landwehr (Frühe
Neuzeit, Düsseldorf): Während statistische Erhebungen von Bevölkerungszahlen
in den venezianischen Festlandsbesitzungen im 18. Jahrhundert noch von einer
hygienepolitischen Motivation getragen wurden, trat in der weiteren Entwicklung
das kameralistische Element in den Vordergrund. Hier setzten erkennbar önomische
Interessen ein, die Bevölkerung nicht mehr nur als gottgegebene Tatsache, sondern
als formbare Größe verstanden.
Die Konferenz machte in ihrer experimentellen Anlage Chancen und Risiken
eines Epochenvergleichs deutlich. In diesem Sinne äußerten sich auch Christian
Witschel und Thomas Maissen (Alte Geschichte/Frühe Neuzeit, beide Heidelberg)
in ihren Schlusskommentaren. Generell bleibt anzumerken, dass etliche Überein-
stimmungen bestimmter Funktionsmechanismen identifiziert werden konnten.
Zugleich hat die Tagung jedoch auch noch einmal den Blick für die Spezifika der
jeweiligen Epoche geschärft. Problematisch erschien für beide Epochen allerdings
die Anwendung der Begriffe Staat und Staatlichkeit. In diesem Zusammenhang
brachte Wolfgang Reinhards (Frühe Neuzeit, Erfurt) Abendvortrag über die Krimi-
nalität der Mächtigen einen provokativen Gedankenanstoß, indem er den Staat als
eine kontingente Größe definierte, die Ergebnis des Handelns von Machthabern zur
Steigerung ihrer eigenen Macht sei. Die Veröffentlichung der Tagungsbeiträge in der
Publikationsreihe der Heidelberger Akademie der Wissenschaften ist für das Jahr
2009 geplant.
FÖRDERUNG DES WISSENSCHAFTLICHEN NACHWUCHSES
Entwicklungen keineswegs nur einem Interesse der Zentralgewalt entsprachen, son-
dern auch durch die landbesitzenden Eliten vorangetrieben wurden. Der Konstruk-
tion des Konzepts „Bevölkerung“ an sich widmete sich Achim Landwehr (Frühe
Neuzeit, Düsseldorf): Während statistische Erhebungen von Bevölkerungszahlen
in den venezianischen Festlandsbesitzungen im 18. Jahrhundert noch von einer
hygienepolitischen Motivation getragen wurden, trat in der weiteren Entwicklung
das kameralistische Element in den Vordergrund. Hier setzten erkennbar önomische
Interessen ein, die Bevölkerung nicht mehr nur als gottgegebene Tatsache, sondern
als formbare Größe verstanden.
Die Konferenz machte in ihrer experimentellen Anlage Chancen und Risiken
eines Epochenvergleichs deutlich. In diesem Sinne äußerten sich auch Christian
Witschel und Thomas Maissen (Alte Geschichte/Frühe Neuzeit, beide Heidelberg)
in ihren Schlusskommentaren. Generell bleibt anzumerken, dass etliche Überein-
stimmungen bestimmter Funktionsmechanismen identifiziert werden konnten.
Zugleich hat die Tagung jedoch auch noch einmal den Blick für die Spezifika der
jeweiligen Epoche geschärft. Problematisch erschien für beide Epochen allerdings
die Anwendung der Begriffe Staat und Staatlichkeit. In diesem Zusammenhang
brachte Wolfgang Reinhards (Frühe Neuzeit, Erfurt) Abendvortrag über die Krimi-
nalität der Mächtigen einen provokativen Gedankenanstoß, indem er den Staat als
eine kontingente Größe definierte, die Ergebnis des Handelns von Machthabern zur
Steigerung ihrer eigenen Macht sei. Die Veröffentlichung der Tagungsbeiträge in der
Publikationsreihe der Heidelberger Akademie der Wissenschaften ist für das Jahr
2009 geplant.