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1. Biographische Angaben zum Verfasser und Entstehungskontext
schließt, Arno zugeschrieben.19 Der Apologeticus entstand in der christologischen
Auseinandersetzung mit Propst Folmar von Triefenstein (f 1181), der seit 1147 dem
Augustiner-Chorherrenstift Triefenstein bei Würzburg vorstand.20 Im Apologeticus -
wie Arno ihn selbst bezeichnet21 - bezieht er gegen die Eucharistielehre Folmars Stel-
lung und reagiert damit auf den nicht erhaltenen Brieftraktat Folmars, der an Erzbi-
schof Eberhard von Salzburg (amt. 1147-1164) gerichtet war und die Ubiquitätslehre
der Reichersberger Brüder bekämpfte.22 Arno adressiert seinen Apologeticus an den
Dekan des Würzburger Domkapitels und trägt die Auseinandersetzung damit gezielt
in die Heimatdiözese Folmars.
Überliefert ist der Apologeticus in zwei Handschriften, davon ist eine heute ver-
loren. Diese Handschrift muss sich Anfang des 17. Jahrhunderts im Zisterzienser-
kloster Raitenhaslach, das zur Salzburger Erzdiözese gehörte und im Zuge der Säku-
larisation 1803 aufgelöst wurde, befunden haben.23 Im Raitenhaslacher Codex war
dem Text des Apologeticus ein Briefcorpus, das im Zuge dieses christologischen
Streites entstanden ist, beigefügt. Jacob Gretser SJ (1562-1625) trennte diese beiden
inhaltlich verwobenen Teile bei der Abschrift der Raitenhaslacher Handschrift von-
einander und veröffentlichte sie getrennt.24 Die Edition von Constans Weichert hin-
gegen beruht auf der zweiten überlieferten Handschrift Clm 1439 des Apologeticus,
die sich heute in der Bayerischen Staatsbibliothek in München befindet.25 Arno ent-
wickelt im Apologeticus seine Ubiquitätslehre in Anlehnung an die Überlegungen
Gerhoch und dessen Streitschrift De investigatione Antichristi, deren zweite Version
kurz vor der Abfassung des Apologeticus entstand.26 Übereinstimmungen lassen sich
auch bei den Quellen finden, die teilweise von beiden benutzt wurden. Dennoch muss
19 Classen, Gerhoch, S. 446-447 (Opus 3 und 4).
20 Zu Folmar vgl. Classen, Art. „Folmar von Triefenstein", S. 287-288. Zum Apologetius vgl. Buyta-
ert, Apologeticus, S. 1-47; Classen, Werkstatt, S. 420-422.
21 Verum hunc Apologeticum in defensionem fidei nostrae ... contexui. Arno von Reichersberg, Apo-
logeticus, ed. Weichert, S. 1.
22 Arno und Gerhoch vertraten die christologische These, dass Christus ganz Mensch und ganz Gott
sei und daher kein Unterschied zwischen dem historischen und dem sakramentalen Christus be-
stehe: vgl. Classen, Gerhoch, S. 89-97; Meuthen, Kirche und Heilsgeschichte, S. 43. Folmar von
Triefenstein hingegen stellte die Einheit Christi im Altarsakrament in Frage: Gerhoch von Rei-
chersberg, Epistolae contra Folmarum, Migne PL 194, Sp. 1481-1490. Vgl. Meuthen, Kirche und
Heilsgeschichte, S. 43; Classen, Werkstatt, S. 420.
23 Vgl. Classen, Gerhoch, S. 446-447 (Opus 3); Classen, Werkstatt, S. 420.
24 Das Briefcorpus erschien im Jahr 1613: Lucae Tudensis episcopi scriptores aliquot succedanei con-
tra sectam Waldensium, ed. Jacob Gretser, Ingolstadt 1613, S. 328-344. Drei Jahre später erfolgte
die Publikation des Apologeticus: Petrus Stevart, Tomus singularis insignium auctorum, Ingolstadt
1616 (= Migne PL 194, Sp. 1529-1538.
25 Arno von Reichersberg, Apologeticus contra Folmarum, ed. Constans Weichert, Leipzig 1888. Der
Codex Clm 1439 wird auf das Jahr 1616 datiert und enthält neben dem Apologeticus die Bücher II
und III von Gerhochs De investigatione Antichristi: vgl. Halm, Catalogus, S. 206.
26 Vgl. Classen, Gerhoch, S. 431-424 (Opus 14).
1. Biographische Angaben zum Verfasser und Entstehungskontext
schließt, Arno zugeschrieben.19 Der Apologeticus entstand in der christologischen
Auseinandersetzung mit Propst Folmar von Triefenstein (f 1181), der seit 1147 dem
Augustiner-Chorherrenstift Triefenstein bei Würzburg vorstand.20 Im Apologeticus -
wie Arno ihn selbst bezeichnet21 - bezieht er gegen die Eucharistielehre Folmars Stel-
lung und reagiert damit auf den nicht erhaltenen Brieftraktat Folmars, der an Erzbi-
schof Eberhard von Salzburg (amt. 1147-1164) gerichtet war und die Ubiquitätslehre
der Reichersberger Brüder bekämpfte.22 Arno adressiert seinen Apologeticus an den
Dekan des Würzburger Domkapitels und trägt die Auseinandersetzung damit gezielt
in die Heimatdiözese Folmars.
Überliefert ist der Apologeticus in zwei Handschriften, davon ist eine heute ver-
loren. Diese Handschrift muss sich Anfang des 17. Jahrhunderts im Zisterzienser-
kloster Raitenhaslach, das zur Salzburger Erzdiözese gehörte und im Zuge der Säku-
larisation 1803 aufgelöst wurde, befunden haben.23 Im Raitenhaslacher Codex war
dem Text des Apologeticus ein Briefcorpus, das im Zuge dieses christologischen
Streites entstanden ist, beigefügt. Jacob Gretser SJ (1562-1625) trennte diese beiden
inhaltlich verwobenen Teile bei der Abschrift der Raitenhaslacher Handschrift von-
einander und veröffentlichte sie getrennt.24 Die Edition von Constans Weichert hin-
gegen beruht auf der zweiten überlieferten Handschrift Clm 1439 des Apologeticus,
die sich heute in der Bayerischen Staatsbibliothek in München befindet.25 Arno ent-
wickelt im Apologeticus seine Ubiquitätslehre in Anlehnung an die Überlegungen
Gerhoch und dessen Streitschrift De investigatione Antichristi, deren zweite Version
kurz vor der Abfassung des Apologeticus entstand.26 Übereinstimmungen lassen sich
auch bei den Quellen finden, die teilweise von beiden benutzt wurden. Dennoch muss
19 Classen, Gerhoch, S. 446-447 (Opus 3 und 4).
20 Zu Folmar vgl. Classen, Art. „Folmar von Triefenstein", S. 287-288. Zum Apologetius vgl. Buyta-
ert, Apologeticus, S. 1-47; Classen, Werkstatt, S. 420-422.
21 Verum hunc Apologeticum in defensionem fidei nostrae ... contexui. Arno von Reichersberg, Apo-
logeticus, ed. Weichert, S. 1.
22 Arno und Gerhoch vertraten die christologische These, dass Christus ganz Mensch und ganz Gott
sei und daher kein Unterschied zwischen dem historischen und dem sakramentalen Christus be-
stehe: vgl. Classen, Gerhoch, S. 89-97; Meuthen, Kirche und Heilsgeschichte, S. 43. Folmar von
Triefenstein hingegen stellte die Einheit Christi im Altarsakrament in Frage: Gerhoch von Rei-
chersberg, Epistolae contra Folmarum, Migne PL 194, Sp. 1481-1490. Vgl. Meuthen, Kirche und
Heilsgeschichte, S. 43; Classen, Werkstatt, S. 420.
23 Vgl. Classen, Gerhoch, S. 446-447 (Opus 3); Classen, Werkstatt, S. 420.
24 Das Briefcorpus erschien im Jahr 1613: Lucae Tudensis episcopi scriptores aliquot succedanei con-
tra sectam Waldensium, ed. Jacob Gretser, Ingolstadt 1613, S. 328-344. Drei Jahre später erfolgte
die Publikation des Apologeticus: Petrus Stevart, Tomus singularis insignium auctorum, Ingolstadt
1616 (= Migne PL 194, Sp. 1529-1538.
25 Arno von Reichersberg, Apologeticus contra Folmarum, ed. Constans Weichert, Leipzig 1888. Der
Codex Clm 1439 wird auf das Jahr 1616 datiert und enthält neben dem Apologeticus die Bücher II
und III von Gerhochs De investigatione Antichristi: vgl. Halm, Catalogus, S. 206.
26 Vgl. Classen, Gerhoch, S. 431-424 (Opus 14).