1.1 Arno von Reichersberg
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Abb. 1: Narratio et tractatus de sermocinatoris officio: Wien, ÖNB, Cod. 1558, fol. 3r
Wie in seinen biographischen Daten lässt sich auch im literarischen Schaffen
Arnos eine enge Abhängigkeit von seinem älteren Bruder Gerhoch erkennen.15 Ge-
meinsam mit ihm setzt Arno sich vor allem für die Reform des Weltklerus und für
den Kampf gegen die christologischen Lehren der französischen Scholastiker ein. Zu
den selbständigen Werken Arnos zählen neben dem Scutum canonicorum (1146/1147),
in dem er die Lebensform der Regularkanoniker verteidigt, auch ein Traktat über das
Predigtamt (1145-1150), das als Einleitung von Arnos Redaktion der Predigten Ger-
hochs dient.16 In diesem Vorspann mit dem Titel Narratio et tractatus de sermocina-
toris officio thematisiert Arno die Schwierigkeit, die gesprochene Predigt in die
schriftliche Form zu übertragen (Abb. 1).17
Bei der Aufzeichnung dieser 35 Predigten, die Gerhoch vor Konvent und Gemein-
de gehalten hat, behält Arno den Predigtstil bei, ergänzt diese jedoch durch eigene
Ausführungen.18 Außerdem werden der Apologeticus contra Folmarum (1163-1165)
und ein Hymnus, der sich an das zusammen mit Gerhoch abgefasste Hexameron an-
15 Zu den Werken Gerhochs von Reichersberg siehe vor allem Classen, Gerhoch, S. 407-444; jüngst
auch Gerhoch von Reichersberg, Opusculum de aedificio Dei, ed. Becker, S. 17-20.
16 Dieser Traktat ist bisher ungedruckt: Wien, ÖNB, Cod. 1558, fol. Iv-llr. Vgl. Classen, Gerhoch,
S. 446 (Opus 2).
17 Difficile siquidem est absque populo populariter agere, nunc autem Domino aspirante loquentem
sequenti fiet possibile. Assit igitur tam loquenti quam scribenti patris flerni sapientia quf os muti
aperiat et linguas infantium disertas efficiat. Wien, ÖNB, Cod. 1558, fol. 3r. Vgl. Classen, Gerhoch,
S. 428-431 (Opus 21).
18 Vgl. Classen, Gerhoch, S. 430; Grasl, Lebensgewohnheiten, S. 33.
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Abb. 1: Narratio et tractatus de sermocinatoris officio: Wien, ÖNB, Cod. 1558, fol. 3r
Wie in seinen biographischen Daten lässt sich auch im literarischen Schaffen
Arnos eine enge Abhängigkeit von seinem älteren Bruder Gerhoch erkennen.15 Ge-
meinsam mit ihm setzt Arno sich vor allem für die Reform des Weltklerus und für
den Kampf gegen die christologischen Lehren der französischen Scholastiker ein. Zu
den selbständigen Werken Arnos zählen neben dem Scutum canonicorum (1146/1147),
in dem er die Lebensform der Regularkanoniker verteidigt, auch ein Traktat über das
Predigtamt (1145-1150), das als Einleitung von Arnos Redaktion der Predigten Ger-
hochs dient.16 In diesem Vorspann mit dem Titel Narratio et tractatus de sermocina-
toris officio thematisiert Arno die Schwierigkeit, die gesprochene Predigt in die
schriftliche Form zu übertragen (Abb. 1).17
Bei der Aufzeichnung dieser 35 Predigten, die Gerhoch vor Konvent und Gemein-
de gehalten hat, behält Arno den Predigtstil bei, ergänzt diese jedoch durch eigene
Ausführungen.18 Außerdem werden der Apologeticus contra Folmarum (1163-1165)
und ein Hymnus, der sich an das zusammen mit Gerhoch abgefasste Hexameron an-
15 Zu den Werken Gerhochs von Reichersberg siehe vor allem Classen, Gerhoch, S. 407-444; jüngst
auch Gerhoch von Reichersberg, Opusculum de aedificio Dei, ed. Becker, S. 17-20.
16 Dieser Traktat ist bisher ungedruckt: Wien, ÖNB, Cod. 1558, fol. Iv-llr. Vgl. Classen, Gerhoch,
S. 446 (Opus 2).
17 Difficile siquidem est absque populo populariter agere, nunc autem Domino aspirante loquentem
sequenti fiet possibile. Assit igitur tam loquenti quam scribenti patris flerni sapientia quf os muti
aperiat et linguas infantium disertas efficiat. Wien, ÖNB, Cod. 1558, fol. 3r. Vgl. Classen, Gerhoch,
S. 428-431 (Opus 21).
18 Vgl. Classen, Gerhoch, S. 430; Grasl, Lebensgewohnheiten, S. 33.