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Arno
Scutum canonicorum: Edition, Übersetzung, Kommentar — Klöster als Innovationslabore, Band 11: Regensburg: Schnell + Steiner, 2022

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https://doi.org/10.11588/diglit.72133#0034
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2.3 Struktur und Inhalt

33

Leinen zu tragen.121 Die Farbe Weiß symbolisiere die Reinheit des Priestertums,
Farbe und Form erinnern an die Passion und Auferstehung Jesu. Hinsichtlich der
weißen Farbe und des leinenen Materials äußert sich Arno in ganz ähnlicher Weise
wie Gerhoch und betont dabei die Anlehnung an einen alten Brauch der Kirche (an-
tiquum ecclesi^ usum).
Arno beruft sich in der Materialfrage auf die Weisungen des Augustinus, der nie-
mals das Leinengewand im Klerus verboten, hingegen das Tragen eines härenen Bü-
ßergewands im Klerikerstand mit Befremden gesehen habe.122 Mit der Farbe Weiß
verkörpere der Klerikerstand gemäß dem Scutum die Wiederauferstehung Christi
und den Beginn des neuen Lebens, während der Mönchsstand, der sich selbst in Trau-
erkleidung für die Welt abtöte, den Tod Christi symbolisiere.123 Die weite Form und
die Länge des Gewandes stehen nach Arno für die Freigebigkeit der Liebe bezie-
hungsweise die Beharrlichkeit bis zur Vollendung des guten Werkes.124 Auf die Dis-
kussion, ob das richtige Material für einen Regularkanoniker Wolle oder Leinen sei,
die vor allem in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts entflammt ist, geht Arno in
seinem Scutum nicht weiter ein.125 Er erwähnt zwar immer wieder kritisch die „neuen
Erfindungen" in der Kleiderfrage,126 aber mit Blick auf die Stellung der Regularkano-
niker in der Welt und ihrer Verpflichtung zur cura pastoralis bekennt sich Arno klar
zum leinenen Material in der Nachfolge des ersten Priesters Aaron.127

121 Zum Material vgl. Gerhoch von Reichersberg, De aedificio Dei, ed. Becker, Bd. 1, cap. 76, S. 340.

122 Neque enim pater Augustinus umquam vestem lineam in clero vetuit; siquidem usum ciliciorum
et habitum penitentium a professione clericali alienum agnovit ... Arno von Reichersberg, Scu-
tum canonicorum, S. 204-206. Der folgende Absatz, in dem Arno das Tragen des härenen Bü-
ßergewandes außer in der vierzigtägigen Fastenzeit eher dem Aberglauben als einer geistlichen
Lebensweise zurechnet, fehlt in der kürzeren Version B: Siquidem usum ciliciorum et habitum
penitentium a professione clericali alienum agnovit, nisi forte aliquis intus in abscondito velut
temporibus quadragesime, carnem suam talibus indumentis humiliare delegerit. Quod tamen non
absque patris spiritalis consilio faciendum est, alioquin magis supersticioni quam religioni depu-
tabitur. Ebd. (Migne PL 188, Sp. 1111).

123 Nonnulla enim inter utrumque ordinem professionis ac testimonii differentia est, siquidem ordo
monasticus in habitu lugubri seipsum mundo mortificans, mortem nobis Christi et qualiter ei cum
viciis et concupiscentiis commori debeamus denuntiat: ordo vero clericalis in habitu candido cum
angelo testis resurrectionis Christi prefulget; nimirum qualiter Christo conresurgentes in novitate
vite ambulare debeamus insinuans. Arno von Reichersberg, Scutum canonicorum, S. 210-212.
Vgl. hierzu auch Bomm, Anselm, S. 134.

124 Vgl. Arno von Reichersberg, Scutum canonicorum, S. 154.

125 Vgl. hierzu Fuchs, Wolle oder Leinen, S. 229-237.

126 Sed neque novicie adinventionis adeo timetur clerus laneis tunicis adopertus, ut in ipsis sedibus
tamquam heres legitimus sedere debeat. Arno von Reichersberg, Scutum canonicorum, S. 144
und hebt lobend hervor, dass Norbert von Xanten als Erzbischof von Magdeburg wieder den Lei-
nenhabit eingeführt habe: ... pater Norbertus lanearum tunicarum in clero inductor idem ipse suf
institutionis postmodum extitit corrector. Ebd. S. 208. Vgl. auch Weinfurter, Salzburger Bistums-
reform, S. 277-278; Fuchs, Wolle oder Leinen, S. 235.

127 Sed in meis domesticis laneis ac pelliciis ad necessitatem et lineis ad sui ordinis honestatem simul
et misterii rationem contectis bissinus vestium Aaron candor et Iacobi apostoli colobium album
 
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