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2. Scutum canonicorum
Gewandes, das weder im Praeceptum noch im Ordo monasterii genauer erörtert
wird,118 nimmt Arno wie bereits Gerhoch eine ganz eindeutige Position ein.
Gerhoch argumentiert in seiner Reformschrift Opusculum de aedificio Dei, dass
die Kleriker durch Kirchenleitung, Predigt und Seelsorge die Nachfolge und Aufer-
stehung Christi verkörpern würden, die äußerlich im weißen Klerikergewand aus
Leinen (Talartunika) und in der Tonsur zum Ausdruck komme.119 „Er selbst, sage
ich, der wahre Pontifex und Priester, erschien, als er auf dem Berg verklärt wurde,
in einem strahlend weißen Gewand, um unsere Kleidung an sich zu heiligen. Er
selbst war bei seiner Passion in ein Purpurgewand und in ein weißes Gewand geklei-
det. So wie im Purpur das Märtyrertum, so heiligte er in dem weißen Gewand das
Priestertum. Es wird gelesen, dass auch Engel in weißen Gewändern sowohl bei
seiner Auferstehung als auch bei seiner Himmelfahrt erschienen sind, so dass alle
Kleriker die Auferstehung und die Himmelfahrt des Herrn sogar durch ihre Klei-
dung bezeugen, wenn sie niemals in anderen Kleidern als der weißen Talartunika
gesehen werden. Auch die Passion des Herrn selbst, welche die schwarze Kleidung
der Mönche versinnbildlicht, zeigt bei dem Kleriker das weiße Gewand an: einmal,
weil es durch große Züchtigung zum strahlenden Weiß gebracht wird; dann, weil es
in der Form seiner Ärmel den Anblick des Kreuzes des Herrn darbietet."120 Nach
dem Vorbild des ersten Priesters Aaron habe der Kanoniker ein weißes Gewand aus
auf Augustinus zurückreiche: Ecce isti sunt superpelliceati isti sunt tunicati, quasi regnum Dei
obtineatur vestibus, non moribus. Non est ita, nec enim foelix Ecclesia est in vestibus, ruentibus
moribus. Tunicati exordium sumpserunt a Norberto, superpelliceati a B. Augustino, ab heri et
nudiustertius emerserunt tunicate, a ducentis et eo amplius annis floruerunt jam superpelliceati.
Hugo Metellus, Epistolae, Epp. 41, ed. Hugo, S. 386-387. Zu Hugo Metellus und zur Epistola 41
vgl. Mews, Hugh Metel, S. 59-91. Die Unterscheidung in tunicati für die „Norbertiner" und su-
perpelliceati für die Regularkanoniker findet sich auch bei Idung von Prüfening in seinem Dialog
zwischen einem Cluniacenser und einem Zisterzienser (Dialogus duorum monachorum): Huygens
(Hg.), Le moine Idung, S. 138.
118 Im Praeceptum ist nur geregelt, dass die Kleidung nicht aufwändig sein und Gefallen erwecken
soll: Non sit notabilis habitus uester, nec affectetis uestibus placere sed moribus. Regula Augusti-
ni: Praeceptum, ed. Verheijen, IV, 1, S. 423. Auch im Ordo monasterii ist lediglich festgelegt, dass
der Kleidungsstil sich an der vita apostolica orientieren solle: Nemo sibi aliquid suum uindicet
proprium, siue in uestimento, siue in quacumque re: apostolica enim uita optamus uiuere. Regula
Augustini: Ordo monasterii, ed. Verheijen, 4, S. 150.
119 Vgl. Gerhoch von Reichersberg, De aedificio Dei, ed. Becker, Bd. 1, cap. 75-77, S. 338-344. Vgl.
Melville, Vita canonica, S. 212-213; Meuthen, Kirche und Heilsgeschichte, S. 35-37.
120 Ipse, inquam, verus pontifex et sacerdos, ut habitum nostrum in se ipso sanctificaret, quando in
monte transfiguratus est, in candida veste apparuit. Ipse in passsione sua purpurea et alba veste
indutus, sicut in purpura martyrium, sic in veste alba sanctificavit sacerdotium. Angeli quoque
in vestibus albis tam in resurrectione quam in ascensione ipsius leguntur apparuisse, ut omnes
persone clericales resurrectionem et ascensionem dominicam ipso etiam habitu testentur, quando
nunquam preter albam et talarem tunicam uidentur. Ipsam quoque dominicam passionem, quam
monachorum niger habitus figurat, in clerico vestis alba insinuat: tum quia castigatione multa
perducitur ad candorem; tum quia in ipsa manicarum forma dominice crucis pretendit speciem.
Gerhoch von Reichersberg, De aedificio Dei, ed. Becker, Bd. 1, cap. 76, S. 342-343.
2. Scutum canonicorum
Gewandes, das weder im Praeceptum noch im Ordo monasterii genauer erörtert
wird,118 nimmt Arno wie bereits Gerhoch eine ganz eindeutige Position ein.
Gerhoch argumentiert in seiner Reformschrift Opusculum de aedificio Dei, dass
die Kleriker durch Kirchenleitung, Predigt und Seelsorge die Nachfolge und Aufer-
stehung Christi verkörpern würden, die äußerlich im weißen Klerikergewand aus
Leinen (Talartunika) und in der Tonsur zum Ausdruck komme.119 „Er selbst, sage
ich, der wahre Pontifex und Priester, erschien, als er auf dem Berg verklärt wurde,
in einem strahlend weißen Gewand, um unsere Kleidung an sich zu heiligen. Er
selbst war bei seiner Passion in ein Purpurgewand und in ein weißes Gewand geklei-
det. So wie im Purpur das Märtyrertum, so heiligte er in dem weißen Gewand das
Priestertum. Es wird gelesen, dass auch Engel in weißen Gewändern sowohl bei
seiner Auferstehung als auch bei seiner Himmelfahrt erschienen sind, so dass alle
Kleriker die Auferstehung und die Himmelfahrt des Herrn sogar durch ihre Klei-
dung bezeugen, wenn sie niemals in anderen Kleidern als der weißen Talartunika
gesehen werden. Auch die Passion des Herrn selbst, welche die schwarze Kleidung
der Mönche versinnbildlicht, zeigt bei dem Kleriker das weiße Gewand an: einmal,
weil es durch große Züchtigung zum strahlenden Weiß gebracht wird; dann, weil es
in der Form seiner Ärmel den Anblick des Kreuzes des Herrn darbietet."120 Nach
dem Vorbild des ersten Priesters Aaron habe der Kanoniker ein weißes Gewand aus
auf Augustinus zurückreiche: Ecce isti sunt superpelliceati isti sunt tunicati, quasi regnum Dei
obtineatur vestibus, non moribus. Non est ita, nec enim foelix Ecclesia est in vestibus, ruentibus
moribus. Tunicati exordium sumpserunt a Norberto, superpelliceati a B. Augustino, ab heri et
nudiustertius emerserunt tunicate, a ducentis et eo amplius annis floruerunt jam superpelliceati.
Hugo Metellus, Epistolae, Epp. 41, ed. Hugo, S. 386-387. Zu Hugo Metellus und zur Epistola 41
vgl. Mews, Hugh Metel, S. 59-91. Die Unterscheidung in tunicati für die „Norbertiner" und su-
perpelliceati für die Regularkanoniker findet sich auch bei Idung von Prüfening in seinem Dialog
zwischen einem Cluniacenser und einem Zisterzienser (Dialogus duorum monachorum): Huygens
(Hg.), Le moine Idung, S. 138.
118 Im Praeceptum ist nur geregelt, dass die Kleidung nicht aufwändig sein und Gefallen erwecken
soll: Non sit notabilis habitus uester, nec affectetis uestibus placere sed moribus. Regula Augusti-
ni: Praeceptum, ed. Verheijen, IV, 1, S. 423. Auch im Ordo monasterii ist lediglich festgelegt, dass
der Kleidungsstil sich an der vita apostolica orientieren solle: Nemo sibi aliquid suum uindicet
proprium, siue in uestimento, siue in quacumque re: apostolica enim uita optamus uiuere. Regula
Augustini: Ordo monasterii, ed. Verheijen, 4, S. 150.
119 Vgl. Gerhoch von Reichersberg, De aedificio Dei, ed. Becker, Bd. 1, cap. 75-77, S. 338-344. Vgl.
Melville, Vita canonica, S. 212-213; Meuthen, Kirche und Heilsgeschichte, S. 35-37.
120 Ipse, inquam, verus pontifex et sacerdos, ut habitum nostrum in se ipso sanctificaret, quando in
monte transfiguratus est, in candida veste apparuit. Ipse in passsione sua purpurea et alba veste
indutus, sicut in purpura martyrium, sic in veste alba sanctificavit sacerdotium. Angeli quoque
in vestibus albis tam in resurrectione quam in ascensione ipsius leguntur apparuisse, ut omnes
persone clericales resurrectionem et ascensionem dominicam ipso etiam habitu testentur, quando
nunquam preter albam et talarem tunicam uidentur. Ipsam quoque dominicam passionem, quam
monachorum niger habitus figurat, in clerico vestis alba insinuat: tum quia castigatione multa
perducitur ad candorem; tum quia in ipsa manicarum forma dominice crucis pretendit speciem.
Gerhoch von Reichersberg, De aedificio Dei, ed. Becker, Bd. 1, cap. 76, S. 342-343.