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Arno
Scutum canonicorum: Edition, Übersetzung, Kommentar — Klöster als Innovationslabore, Band 11: Regensburg: Schnell + Steiner, 2022

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https://doi.org/10.11588/diglit.72133#0050
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2.3 Struktur und Inhalt

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die Verbindlichkeit der abgelegten Kanonikerprofess und für das Verbot, den regu-
lierten Kanonikerstand zu verlassen, ein.227
Arno diskutiert im Anschluss an diesen eingefügten Mandamus-Passus ebenfalls
dessen Auslegung und nennt auch Zweifel, die diesbezüglich bestehen würden, näm-
lich ob dort „die Mönchskutte tragen" oder „aufgeben" stehen würde.228 Grundsätz-
lich nimmt Arno in der Übertrittsfrage jedoch eine klare Position dafür ein, dass ein
regulierter Kanoniker nicht zum ordo monasticus übertreten dürfe beziehungsweise
in den Kanonikerstand zurückgeholt werden müsse.229 Zur Bekräftigung seiner Posi-
tion in dieser Auseinandersetzung führt Arno an dieser Stelle ein weiteres päpst-
liches Schreiben an, nämlich den bereits erwähnten, zwischen 1138 und 1143 datier-
ten Brief von Papst Innozenz II. (amt. 1130-1143) über die Würde und Vortrefflichkeit
der vita canonicorum an Erzbischof Konrad von Salzburg (f 1147).230 In diesem
Schreiben betont Innozenz II. in Anlehnung an Papst Urban I. und Papst Urban II.
nicht nur, dass die Lebensweise der Kanoniker die Lebensweise der Apostel sei - vita
canonicorum vita est apostolica , sondern regelt auch klar den Übertritt vom Kano-
nikerstand in den Mönchstand: „Gestützt auf die Autorität von diesen und anderen
halten wir es deshalb nicht für weniger verdienstvoll, die Lebensweise der Kanoni-
ker, mit dem Beistand und der Begleitung des Geists des Herrn, zu befolgen als die
asketische Lebensweise der Mönche durch Beharrlichkeit desselben Geists einzuhal-
ten. Wir erinnern daran, dass deshalb in den Dekreten unserer Vorgänger festgesetzt
worden ist, dass keiner aus dem Kanonikerstand - nachdem er sich über sein Haupt
in Stellvertretung Gottes einen Menschen gesetzt hat - es aufgrund irgendeiner
leichtfertigen Eingebung oder zur Erlangung einer strengeren geistlichen Lebens-
weise wagen soll, sein Stift ohne Erlaubnis des Vorstehers und der Kongregation
zu verlassen."231 Konkreter Anlass dieses päpstlichen Schreibens war die geplante

227 Ein Wechsel in den Mönchstand war nur im gegenseitigen, schriftlich zugesicherten Einverneh-
men möglich: Privileg Urbans II. für Rottenbuch von 1092, ed. Laudage, Ad exemplar, S. 71-73;
Migne PL 151, Sp. 337-338. Über die Verbindlichkeit der Profess für Regularkanoniker äußert sich
Urban II. in einem anderen Privileg, das unter anderem auch Gerhoch in sein Opusculum de ae-
dificio Dei inserierte: Gerhoch von Reichersberg, Opusculum de aedificio Dei, ed. Becker, Bd. 2,
S. 114-116. Dieses Privileg ist in der Admonter Handschrift Cod. 257, foll. 67r-v überliefert. Vgl.
hierzu Fuhrmann, Papst Urban II., S. 26-32, Anhang Nr. 4, S. 42-44.

228 Et quidem de hoc verbo apud quosdam contentio vel dubium est, utrum deferre, an deserere cu-
cullam in precepto sit? Arno von Reichersberg, Scutum canonicorum, S. 196.

229 Nos vero de verbo non contendimus, illud tamen indubitanter scimus, ipsum precepti datorem
Urbanum papam secundum ac post ipsum alios Romanos pontifices eiusmodipresumptoribus cu-
cullam detraxisse. Ebd.

230 Zur Überlieferung vgl. Einleitung, Kap. 2.2. JL 8274.

231 Horum itaque et aliorum muniti auctoritatibus non minoris meriti estimamus vitam canonicam
aspirante ac prosequente Domini spiritu observare, quam religionem monasticam eiusdem spiri-
tus perseverantia custodire. Unde antecessorum nostrorum decretis statutum esse meminimus, ne
professionis canonice quispiam postquam Dei vice super caput sibi hominem inposuerit, alicuius
levitatis instinctu vel districtioris religionis obtentu de claustro audeat sine prelati et congre-
 
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