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Sellner, Harald [VerfasserIn]; Eberhard Karls Universität Tübingen [Grad-verleihende Institution] [Hrsg.]
Klöster zwischen Krise und correctio: monastische "Reformen" im Hochmittelalterlichen Flandern — Klöster als Innovationslabore, Band 3: Tübingen, 2016

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https://doi.org/10.11588/diglit.48960#0042
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38 | 2. Analyse des Forschungsstands
ner von Siegburg,94 von Hirsau,95 von Sankt-Blasien,96 von Saint-Benigne in Dijon97
etc. zugeordnet. Als Kriterien dienten dabei wie bereits bei Hallinger die perso-
nellen Beziehungen zwischen den Klöstern und Stiften, die Analyse der Consuetu-
dines aber auch die Frage nach dem rechtlichen Status der Gemeinschaften.98
»Gorze-Kluny« kommt zum anderen aber auch eine bedeutende Rolle zu, da
die kritische Auseinandersetzung mit diesem Werk wichtige Impulse für die weitere
Forschung gab. Hallingers Grundthese und Methode führten schon kurz nach
Erscheinen des Werks zu ganz gegensätzlichen Meinungen.99 Die schärfste Kritik
am verfehlten Umgang mit den beiden Hauptquellengattungen, den Nekrologien
und Consuetudines, war aus dem Umkreis der »Freiburger Schule« um Gerd Tel-
lenbach zu vernehmen. Vor allem die umfassende Kritik Joachim Wollaschs ist
hier zu nennen, prangerte er doch Fehler auf methodischer, erkenntnistheoretischer
und inhaltlicher Ebene an.100 Wenn Hallinger bis dahin immer wieder dafür ge-
lobt worden war, dass er die lange Zeit unbeachtete Quellengattung der Nekro-
logien »in faszinierender Weise zum Sprechen gebracht hat«101, wurde diese Leis-
94 J. Semmler, Die Klosterreform von Siegburg. Ihre Ausbreitung; Ders., Die Klosterreform von Siegburg.
95 H. Jakobs, Die Hirsauer; K. Schreiner, Hirsau und Hirsauer Reform; U. Faust, Das Hildesheimer Bene-
diktinerkloster; U. Küster, Formen und Modelle; F. Neiske, M. Hillebrandt, Die Reformen von Cluny
und Hirsau.
96 H. Jakobs, Der Adel in der Klosterreform von St. Blasien; M. Sinderhauf, Die Reform von St. Blasien.
Zuletzt S. Weinfurter, St.-Blasien.
97 N. Bulst, Untersuchungen zu den Klosterreformen; Ders., La reforme monastique; Ders., La filiation de
Saint-Benigne de Dijon.
98 Zur Zuordnung von Klöstern anhand ihres rechtlichen Status vgl. die Arbeiten von H. Büttner, Abt Wil-
helm von Hirsau; H. Jakobs, Die rechtliche Stellung St. Blasiens; K. Schreiner, Hirsau und die Hirsauer
Reform.
99 Th. Schieffer, Cluniazensische oder gorzische Reformbewegung, S. 24-44 urteilte über Gorze-Kluny
sehr positiv und sah damit die Frage nach einer Differenzierung in den monastischen Bewegungen end-
gültig gelöst. F. Weigel, Rezension, S. 585 stieß sich dagegen an der »immer stärker werdenden Schwarz-
weißmalerei zugunsten Gorzes [...], die [...] an der Haltbarkeit der so gefundenen Resultate zweifeln
lässt.« O. Heggelbacher, Rezension, S. 244-248 kritisierte, dass das Ergebnis von Gorze-Kluny bereits in
der Einleitung als Ziel angegeben wurde; H. Dauphin, Monastic reforms, S. 62 - 74 beanstandete die Me-
thodik Hallingers, bei der Entdeckungen allzu oft reine Zufälle zu sein scheinen; M. H. Vicaire, Rezen-
sion, S. 124-127 bedauerte die durchgehende Polemik der Studie; H. Büttner, Verfassungsgeschichte und
lothringische Klosterreform, S. 17-27 relativiert Hallingers Betonung von Gorze angesichts der Vielfalt
der lothringischen Reform; G. Tellenbach, Neue Forschungen über Cluny war der Meinung, dass in
Hallingers Werk der Gegensatz zu sehr betont wurde, und verwies darauf, dass vertiefte Nekrologstudien
unabdingbar seien (Ders., S. 6-7); E. Wisplinghoff, Die lothringische Klosterreform und Ders., Unter-
suchungen zur frühen Geschichte widersprach Hallingers Sicht, dass Gorze über St. Maximin ins Reich
ausstrahlte. St. Maximin habe seine Formung nicht durch Gorze erhalten.
100 Anlass zu dieser Kontroverse gab Wollaschs Habilitationsschrift J. Wollasch, Mönchtum des Mittel-
alters, der darin eine Antwort auf die methodischen Mängel Hallingers sah. K. Hallinger, Rezension,
S. 657-659 verstand dieses Werk aber als »ein Arbeitsprogramm für die Zukunft«. Als Antwort auf
Hallingers Rezension verfasste Wollasch einen Aufsatz, in dem er nicht nur mit Gorze-Kluny streng ins
Gericht ging, sondern auch neue Methoden zur Erforschung des Mönchtums präsentierte. J. Wollasch,
Neue Methoden, S. 529-571.
101 P. Engelbert, Kassius Hallinger, S. 285.
 
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