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Sellner, Harald [VerfasserIn]; Eberhard Karls Universität Tübingen [Grad-verleihende Institution] [Hrsg.]
Klöster zwischen Krise und correctio: monastische "Reformen" im Hochmittelalterlichen Flandern — Klöster als Innovationslabore, Band 3: Tübingen, 2016

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https://doi.org/10.11588/diglit.48960#0085
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4. Die Grafschaft Flandern | 81

Wilhelm Clito in Arras zu ihrem neuen Grafen, woraufhin er vom König mit der
Grafschaft belehnt wurde.329 Wilhelm bedurfte aber nicht nur der Unterstützung
der Großen, sondern auch der Städte, denen er wichtige Privilegien erteilte und im
Gegenzug deren Huldigung empfing.330 Wilhelms Onkel, Heinrich I. von England,
gelang es jedoch durch die Androhung wirtschaftlicher Sanktionen, die Städte zum
Abfall von ihrem neuen Grafen zu bewegen. Der neue Kandidat für das Grafenamt
war Dietrich von Elsass, ein Neffe Roberts des Friesen, der vor allem die Unter-
stützung der Städte genoss.331 Die Großen der Grafschaft sprachen sich hingegen
mehrheitlich für Wilhelm Clito aus, der zudem beträchtliche militärische Erfolge
zu verzeichnen hatte. Schwer verwundet starb er allerdings am 28. Juni 1128.332 Als
neuer Graf wurde Dietrich von Elsass schließlich von allen anerkannt.
Die Jahre 1127 und 1128 stellten für die Grafschaft Flandern eine Zeit der Krise,
der Wirren, der Gewalt und der Unsicherheit dar. Genau diese Situation ermöglicht
es, wichtige Entwicklungen in der Grafschaft zu fassen. Vor allem Galberts Bericht
wird häufig dazu herangezogen, die Bedeutung des Adels und der Ministerialität,
des Lehnswesens und die Rolle der Städte näher zu beleuchten.
Galbert von Brügge unterscheidet in seinem Werk zwischen pares, principes,
barones und milites und macht damit mehr als deutlich, dass der flandrische Adel
alles andere als eine homogene Gruppe bildete.333 Die pares gehen wohl auf eine
Gruppe von Adligen zurück, die im 11. Jahrhundert als principes und optimales
erstmals auftauchten.334 Als Lehnsträger des Grafen hatten diese Adligen großen
329 Galbert von Brügge, De multro, c. 47, S. 97-98; S. B. Hicks, The Impact of Wiliam Clito; Th. de Hemp-
tinne, Artikel »Wilhelm Clito«.
330 Die erste große Huldigung der Flamen fand am 7. April 1127 in Brügge statt, in den Tagen danach folg-
ten weitere: Galbert von Brügge, De multro, c. 55-56, S. 103-106; dazu Ph. Depreux, Lehnsrechtliche
Symbolhandlungen; D. Heirbaut, Not European But Flemish Feudalism, S.62-87.
331 Galbert von Brügge, De multro, c. 102, S. 148-149; Th. de Hemptinne, M. Parisse, Thierry d’Alsace;
Dies., Artikel »Dietrich von Elsass, Graf von Flandern«.
332 Zu denpares vgl. Galbert von Brügge, De multro, c. 4, Z. 22, S. 13; c. 13, Z. 34, S. 35; c. 20, Z. 13, S. 49;
c. 31, Z. 1, S. 75; c. 49, Z. 29, S. 100; c. 69, Z. 9, 23, 71, S. 120-122; c. 89, Z. 2, S. 139; c. 91, Z. 3, S. 140;
c. 95, Z. 27, S. 142; c. 101, Z. 14, S. 147; c. 102, Z. 28, S. 148; c. 104, Z. 12, 20, S. 149-150; c. 106, Z. 24,
40, S. 151. Zu den principes vgl. ebd., c. 1, Z. 10, S. 5; c. 12, Z. 42, S. 31; c. 14, Z. 9, 22, S. 35; c. 16, Z. 38,
S. 39; c. 25, Z. 24, S. 61; c. 31, Z. 6, S. 75; c. 43, Z. 30, S. 93; c. 44, Z. 10, S. 94; c. 45, Z. 67, S. 96; c. 52,
Z. 36, S. 101; c. 55, Z. 27, 45, 56, S. 104-105; c. 57, Z. 62, S. 108; c. 60, Z. 32, S. 112; c. 65, Z. 7, S. 118;
c. 67, Z. 11, S. 119; c. 69, Z. 6, 23, 33, 42, 46, S. 120-121; c. 91, Z. 14, S. 140; c. 95, Z. 26, 39, S. 142; c. 101,
Z. 14, S. 147; c. 102, Z. 11,17, 20, S. 148; c. 110, Z. 22, S. 155; c. 121, Z. 39, S. 169. Zu den barones Fland-
riae ebd., c. 52, Z. 5, 8, 32, S. 101; c. 69, Z. 9, S. 120; c. 87, Z. 15, S. 137; c. 88, Z. 37, S. 138; c. 102, Z. 32,
S. 148; c. 110, Z. 11, 22, S. 155. Zudem ist die Rede von Primi Flandriae ebd., c. 48, Z. 23, S. 99; c. 52,
Z. 24, S. 101; c. 53, Z. 17, S. 102; vonprimates Flandriae ebd., c. 11, Z. 9, S. 27; c. 121, Z. 11, S. 168; und
vonproceres Flandriae ebd., Prol., Z. 11, S. 3; c. 1, Z. 8, S. 5; c. 44, Z. 16, S. 94; c. 106, Z. 49, S. 152.
333 Zum flandrischen Adel vgl. E. Warlop, The Flemish Nobility; J. M. van Winter, Adel, ministerialiteit een
riddershap.
334 Im Zusammenhang mit dem Eid Roberts des Friesen 1067 werden diepares erstmals erwähnt. D. Nicho-
las, Medieval Flanders, S. 69-70; ausführlich zu denpares E. Warlop, The Felmish Nobility, S. 136-156.
 
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