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Sellner, Harald [VerfasserIn]; Eberhard Karls Universität Tübingen [Grad-verleihende Institution] [Hrsg.]
Klöster zwischen Krise und correctio: monastische "Reformen" im Hochmittelalterlichen Flandern — Klöster als Innovationslabore, Band 3: Tübingen, 2016

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https://doi.org/10.11588/diglit.48960#0167
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3. Die Veränderungen durch die correctio | 163

werden sollte.717 Zunächst wurde festgesetzt, dass er das ministerium nur so lange
innehaben dürfe, wie es dem Abt gefalle.718 Es folgt sodann ein ganzer Katalog von
Bedingungen, die Lambert zu erfüllen hatte.719
Das Beispiel Lamberts von Reningelst zeigt in besonderer Weise, wie Abt Lam-
bert bei der Rückgewinnung von verlorengegangenen klösterlichen Rechten und
Einkünften verfuhr. Anlass für die in der Urkunde festgehaltene Regelung war nicht
etwa ein Konflikt mit dem Ministerialen Odo, der durch dessen eigenmächtiges
Handeln zu Ungunsten des Klosters hervorgerufen worden wäre, sondern dessen
Tod. Dem Abt bot sich bei der Trage nach der Nachfolge im Amt eine äußerst gute
Gelegenheit, in die bestehende Situation einzugreifen und Stärke zu beweisen. Be-
sonders interessant ist an diesem Fall, dass der Abt mit beiden/eot/^ unterschiedlich
umging. Während das feodum in terris dem Ministerialen Lambert zugestanden
wurde, verweigerten Mönche und Abt die Übertragung des Amtes. Ein Grund hier-
für mag darin liegen, dass das Dorf Poperingem eine der größten und wichtigsten
Besitzungen des Klosters war, die sich zudem durch ihren raschen wirtschaftlichen
Aufschwung besonders hervortat.720 Dass aber nicht nur die Mönche sich der Be-
deutung dieses Ortes bewusst waren und ihre dortigen Rechte für sich gesichert
wissen wollten, zeigt die Reaktion Lamberts von Reningelst. Ihm war besonders
viel an diesem Amt gelegen, bot er dem Kloster doch zunächst Geld und beugte
sich schließlich den vom Abt auf erlegten Bedingungen.
Von Seiten der Mönche wurde dies regelrecht inszeniert. In einer möglichst gro-
ßen Öffentlichkeit, nämlich vor der ganzen Mönchsgemeinschaft und zwölf Rittern
des Klosters (milites suorum) musste Lambert die genannten Punkte versprechen.
717 B. Guerard, Cartulaire, S. 248-249: »[...] sub testimonio et presentia fratrum et militum suorum, eidem
Lamberto ministerium ad custodiendum tantummodo commendavit, et nullum donum ei aliquatenus
inde fecit.«
718 B. Guerard, Cartulaire, S. 249: »Ita tarnen ut tamdiu hanc custodiam haberet, quamdiu abbati placeret.«
719 B. Guerard, Cartulaire, S. 249: »Idem tarnen Lambertus omnino promisit et in conventionem habuit
abbati, coram predictis testibus, quod nullam coactam petitionem in eadem villa faceret, neque sine
assensu prepositi et juditio scabinorum quemquam in villa depredaret, nec ea, que de placitis ad abba-
tem pertinent, ad se quolibet modo traheret; et si querimonia de aliqua forsifactura ministeriali fuerit
facta, nullatenus admissam causam, nisi publico placito, coram preposito et judicibus, determinaret;
nec quemlibet, post factum clamorem, sine preposito reconciliaret; neque terram in villa sine voluntate
et licentia abbatis enteret, pro eo quod pater suus censum terre sue semper retinuerat; neque stramen
equorum, nisi cum voluntate abbatis, in curia haberet. Cum vero milites ville in expeditionem comitis
moniti proficisci deberent, prepositus, cum consilio ministerialis et scabinorum, de uno pauperiori milite
redemptionem accipiens, quinque solidos et quatuor nummos ministeriali, ad expensas suas in hostem
comitis, in auxilium daret; relique vero militum redemptiones, si que fuerunt, non ad ministerialem, sed
ad abbatem pertinerent. Postremo, nullam injuriam in predicta villa faceret. Et si in eadem villa quod
homines pand vocant acciptur, nusquam, nisi in curia abbatis, deponetur. Et de Omnibus submanentibus
seu hospitibus abbatis, vel de rebus eorum qui in burgo vel in villa manent, ministerialis, nisi monitus a
preposito, nullatenus se intromittat.«
720 E H. d’Hoop, Cartularium: Recueil des chartes du prieure de Saint-Bertin, S. XVIII-XXI.
 
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