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Sellner, Harald [VerfasserIn]; Eberhard Karls Universität Tübingen [Grad-verleihende Institution] [Hrsg.]
Klöster zwischen Krise und correctio: monastische "Reformen" im Hochmittelalterlichen Flandern — Klöster als Innovationslabore, Band 3: Tübingen, 2016

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https://doi.org/10.11588/diglit.48960#0189
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4. Simons Gesta abbatum als Überrest der correctio | 185

ten gelesen wurde, kann man annehmen, dass sich der von Simon beklagte Diszi-
plinverlust weniger auf die Struktur des alltäglichen klösterlichen Lebens bezog
als vielmehr auf den qualitativen Verlust monastischer Werte, was nicht zuletzt im
Konflikt mit Abt Heinrich zu Tage trat. Auch in diesem Fall lässt sich eine deutliche
Parallele zu Saint-Bertin erkennen, wo die unterschiedlichen Konflikte das wahre
monastische Leben in Demut und Gehorsam zerstörten.802
4.1.4. Sint-Pieters in Gent
Als viertes Beispiel beschreibt Simon die correctio der großen und bedeutenden
gräflichen Abtei von Sint-Pieters in Gent im Jahr 1117. Dieses Kloster, das einst
durch seine strenge Regel und seine Schule berühmt gewesen sei, sei in jener Zeit
durch die Sorglosigkeit der Äbte stark in Mitleidenschaft gezogen worden. Man
könne meinen, so Simon, dort sei nun der Abschaum der Liederlichkeit zusammen-
gekommen. 1117 sei dann ein gewisser Arnold, der aus dem Adel Brabants stammte,
von den Mönchen einmütig zum Abt gewählt worden. Da jedoch alle Mönche der
religio entsagten, begann er sich klug zu verhalten. Er beriet sich mit Abt Lambert,
wie er seine Mönche unter das Joch der Disziplin bringen könnte und erhielt darin
die Unterstützung von Graf Balduin und dessen Mutter Clementia. Abt Lambert
habe daher alles Notwendige vorbereitet und sei an einem festgesetzten Tag zusam-
men mit Bischof Johannes nach Sint-Pieters in Gent gekommen.803 Die dortigen
Mönche, die vor Angst wie Laub zitterten, verließen das Kloster vor der Ankunft
der zwölf Mönche aus Sithiu, unter denen sich offenbar auch Simon selbst befunden
hatte.804

802 Simon, Gesta, III, c. 15, S. 663.
803 Auf der beschriebenen Versammlung befand sich auch Abt Giselbrecht von Eename, ein ehemaliger
Mönch von Affligem; vgl. dazu A. M. Helvetius, Aspects de l’influence de Cluny, S. 59; N. N. Huy-
ghebaert, Abt Giselbert van Eename, S. 226.
804 Simon, Gesta, II, c. 101, S. 655: »Anno Verbi inacarnati 1117 aecclesia Sancti Petri in Gandavo, iam du-
dum tarn regulari districtione quam liberalium artium eruditione, adeo tune temporis ab utroque pasto-
rum incuria deciderat, ut inibi cerneres totius dissolutionis confIuxisse sentinam, per honorabilem virum
Arnoldum eiusdem monasterii abbatem reilluminata est. Qui de nobilioribus totius Brabanciae ori-
undus, electione concordi fratrum in abbatem consecrator. Dum ab Omnibus de religione desperaretur,
coepit prudenter penes se tractare, vitulos indomitos, contra stimulum disciplinae semper recalcitrantes,
sub iugo regularis normae aratro dominico non fache posse coaptari. Quod ut quomodo posset, patrem
Lambertum consulit. Adeunt ambo Balduinum puerum et Clementia matrem, qui Flandriis preerant,
ut mergenti Petro et >Salvum me fac< clamanti cum Domino manum extendant. >Ne dubitetis<, inquit,
>modicae fidei de nostro auxilio, quod opitulante Deo, vobis in omnibus aderit tempore oportuno.’
Sicque dispositis quae necessaria erant itineri, praefixo die comes, lohannes episcopus, pater Lambertus
cum 12 suis fratribus Gandavum conveniunt, illis more foliorum frustra trementibus et adventui nostro
cedentibus.«
 
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