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Sellner, Harald [VerfasserIn]; Eberhard Karls Universität Tübingen [Grad-verleihende Institution] [Editor]
Klöster zwischen Krise und correctio: monastische "Reformen" im Hochmittelalterlichen Flandern — Klöster als Innovationslabore, Band 3: Tübingen, 2016

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.48960#0191
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4. Simons Gesta abbatum als Überrest der correctio | 187

ters an der correctio dieser Abtei hervorzuheben. Die Darstellung der correctio von
Sint-Pieters ist schließlich auch deswegen von großem Interesse, da sie letztlich das
Filiationsmodelle HALLINGERS aufgreift: Die Gemeinschaft wird einer correctio
unterzogen und wirkt in der Folge aktiv an der correctio andere Klöster mit. Be-
denkt man allerdings, dass Simon in den 1140er Jahren zur Feder griff, also in einer
Zeit, in der sich das Filiationsmodell der Orden bereits etabliert hatte und auch
den Zeitgenossen durchaus bekannt war, verwundert die Perspektive der genannten
Passage wenig.
4.1.5. Saint-Remi in Reims
Ganz ähnlich verhält es sich mit dem fünften und letzten Beispiel, nämlich der Ab-
tei von Saint-Remi in Reims.807 Simon berichtet, dass man, nachdem beinahe alle
flandrischen Klöster correctiones unterzogen worden waren, die ferula regularis
ausstreckte, um nun die »stolzen Franzosen« demütig zu machen. Die bedeuten-
de Abtei des heiligen Remigius habe zu dieser Zeit im Innern im Argen gelegen,
während sie im Äußern eine Knappheit der wichtigsten Dinge verzeichnete. Nach
Simon hätte man diese Gemeinschaft weniger Abtei, sondern vielmehr Königreich
nennen können, obgleich sie nur sehr wenige Mönche ernähren konnte. Der Erz-
bischof von Reims und einige kluge Männer der umliegenden Klöster hatten die
Mönche daher dazu angeregt, einen neuen Abt zu wählen, nachdem der bisherige
Amtsinhaber in allen Ehren und aus freiem Entschluss sein Amt niedergelegt hatte.
Man rief eine Versammlung ein, bei der nicht nur Abt Lambert zugegen war, son-
dern auch eine Auswahl von Mönchen aus Sithiu, die über den neuen Abt beraten
sollte. Lambert habe Abt Odo von Saint-Crepin vorgeschlagen, der ihn auf seiner
Reise von Soissons nach Reims begleitet hatte und ein kluger und eifriger Mann ge-
wesen sei.808 Nachdem Odo von den Mönchen gewählt worden war, habe er damit
begonnen, das Kloster im Innern und Äußern derart zu verbessern, dass er die ihm
anvertraute Kirche entgegen der Meinung seiner Gegner zum alten Glanz zurück-
führte. Dies äußerte sich nicht nur im weltlichen Reichtum der Abtei, sondern auch
durch die besondere Ehrwürdigkeit der Gebäude, die für die reichen und armen
Gäste der Abtei genutzt wurden, und schließlich durch den besonderen Eifer für die
807 Zur Abtei von Saint-Remi und ihren Beziehungen mit den Klöstern Nordfrankreichs vgl. A. Prache, Les
relations de Saint-Remi de Reims.
808 Zu Odo von Saint-Crepin in Soissons siehe unten S. 489. In der Abtei von Anchin wurde an die correctio
von Saint-Remi unter Abt Odo v. a. deswegen erinnert, weil sie hauptsächlich durch den späteren Abt
von Anchin, Gossuin, zum Erfolg gebracht worden sei; siehe dazu unten S. 491. Zu Odo als Abt von
Saint-Remi vgl. J. Louis, Identification de vestiges du tombeau de l’abbe Odon.
 
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