2. Die correctio von Marchiennes | 229
Galbert hinterließ einige wichtige Werke, die sich anhand seines eigenwilli-
gen lateinischen Stils relativ einfach und eindeutig seiner Autorschaft zuschreiben
lassen:949 Zwischen 1125 und 1127 entstand das sogenannte Patrocinium, ein auf den
ersten Blick äußerst heterogenes Werk, das historiographische und hagiographische
Elemente miteinander vereint.950 Zeitlich deckt dieses Werk vor allem den Abba-
tiat Fulchards und Amands von Castello ab (1103-1136). Auch wenn Galbert über
weite Strecken selbst kein Augenzeuge des Geschehenen war und in seiner Darstel-
lung immer wieder auf das Zeugnis seiner Mitbrüder zurückgreifen musste, ist das
Patrocinium durch seine zeitliche Nähe zu den Ereignissen eine äußerst wertvolle
Quelle. Das zweite große Werk Galberts sind die Miracula Sanctae Rictrudis, eine
um 1130 verfasste Sammlung von Mirakelberichten, die in zwei Büchern die jünge-
ren Wunder der heiligen Rictrud vereint.951 Das dritte Werk Galberts ist ein kurzer
Bericht über die Translation des heiligen Jonatus, der 1127 nach der Ermordung
Karls des Guten entstanden ist.952
In dem 1127/28 verfassten Brief Galberts an Saswalon wird außerdem ein Lob-
gedicht auf den ermordeten Grafen erwähnt, das mit großer Wahrscheinlichkeit
mit dem Gedicht Huc ades, Calliope gleichzusetzen ist.953 Bis auf das letztgenannte
Gedicht sind alle bekannten Werke Galberts in der aus Marchiennes stammenden
Handschrift Douai, BM, ms. 850 überliefert. In diesem Kodex, der gegen Ende des
12. Jahrhunderts entstanden sein dürfte, finden sich ganz unterschiedliche Texte,
die mit der Geschichte des Klosters und ihrer Heiligen in Zusammenhang stehen.
Die Werke Galberts nehmen darin aber einen besonders wichtigen Platz ein. Der
überlieferte Text lässt keine größeren Zweifel daran aufkommen, dass es sich dabei
um eine getreue Abschrift eines älteren verlorengegangenen Textes handelt.954
949 Zu Galberts Stil vgl. die Bollandisten AASS, Mai 12. Mai, S. 79-80 und H. Platelle, La religion popu-
laire, S. 369 und zuletzt S. Vanderputten, A Miracle of lonatus, S. 61.
950 Galbert, Patrocinium, S. 140-154. Wunderheilungen durch die Heilige Rictrud finden sich in c. 1
(S. 140E-143C), c. 2 (S. 143C-146C); zu Abt Fulchard c. 3 (S. 146D-149C), c. 4 (S. 149C-152C); Straf-
wunder und Inventar c. 5 (S. 152C-154F).
951 Galbert, Miracula, S. 120-140.
952 Eine neue Edition mit einer Paraphasierung der einzelnen Kapitel wurde erstellt von S. Vanderputten,
A Miracle of Jonatus; vgl. zudem Ders., Charles de Flandre et saint Jonatus. Ein weiteres Werke, das
Galberts Autorschaft zugesprochen wird, ist das Gedicht Huc ades, Calliope, das im Kontext der Er-
mordung des Grafen steht. Vgl. dazu J. M. de Smet, Bij de latijnsche gedichten, S. 424-430.
953 J. M. De Smet, Bij de latijnsche gedichten, S. 424-430.
954 S. Vanderputten, A Miracle of Jonatus, S. 69-72.
Galbert hinterließ einige wichtige Werke, die sich anhand seines eigenwilli-
gen lateinischen Stils relativ einfach und eindeutig seiner Autorschaft zuschreiben
lassen:949 Zwischen 1125 und 1127 entstand das sogenannte Patrocinium, ein auf den
ersten Blick äußerst heterogenes Werk, das historiographische und hagiographische
Elemente miteinander vereint.950 Zeitlich deckt dieses Werk vor allem den Abba-
tiat Fulchards und Amands von Castello ab (1103-1136). Auch wenn Galbert über
weite Strecken selbst kein Augenzeuge des Geschehenen war und in seiner Darstel-
lung immer wieder auf das Zeugnis seiner Mitbrüder zurückgreifen musste, ist das
Patrocinium durch seine zeitliche Nähe zu den Ereignissen eine äußerst wertvolle
Quelle. Das zweite große Werk Galberts sind die Miracula Sanctae Rictrudis, eine
um 1130 verfasste Sammlung von Mirakelberichten, die in zwei Büchern die jünge-
ren Wunder der heiligen Rictrud vereint.951 Das dritte Werk Galberts ist ein kurzer
Bericht über die Translation des heiligen Jonatus, der 1127 nach der Ermordung
Karls des Guten entstanden ist.952
In dem 1127/28 verfassten Brief Galberts an Saswalon wird außerdem ein Lob-
gedicht auf den ermordeten Grafen erwähnt, das mit großer Wahrscheinlichkeit
mit dem Gedicht Huc ades, Calliope gleichzusetzen ist.953 Bis auf das letztgenannte
Gedicht sind alle bekannten Werke Galberts in der aus Marchiennes stammenden
Handschrift Douai, BM, ms. 850 überliefert. In diesem Kodex, der gegen Ende des
12. Jahrhunderts entstanden sein dürfte, finden sich ganz unterschiedliche Texte,
die mit der Geschichte des Klosters und ihrer Heiligen in Zusammenhang stehen.
Die Werke Galberts nehmen darin aber einen besonders wichtigen Platz ein. Der
überlieferte Text lässt keine größeren Zweifel daran aufkommen, dass es sich dabei
um eine getreue Abschrift eines älteren verlorengegangenen Textes handelt.954
949 Zu Galberts Stil vgl. die Bollandisten AASS, Mai 12. Mai, S. 79-80 und H. Platelle, La religion popu-
laire, S. 369 und zuletzt S. Vanderputten, A Miracle of lonatus, S. 61.
950 Galbert, Patrocinium, S. 140-154. Wunderheilungen durch die Heilige Rictrud finden sich in c. 1
(S. 140E-143C), c. 2 (S. 143C-146C); zu Abt Fulchard c. 3 (S. 146D-149C), c. 4 (S. 149C-152C); Straf-
wunder und Inventar c. 5 (S. 152C-154F).
951 Galbert, Miracula, S. 120-140.
952 Eine neue Edition mit einer Paraphasierung der einzelnen Kapitel wurde erstellt von S. Vanderputten,
A Miracle of Jonatus; vgl. zudem Ders., Charles de Flandre et saint Jonatus. Ein weiteres Werke, das
Galberts Autorschaft zugesprochen wird, ist das Gedicht Huc ades, Calliope, das im Kontext der Er-
mordung des Grafen steht. Vgl. dazu J. M. de Smet, Bij de latijnsche gedichten, S. 424-430.
953 J. M. De Smet, Bij de latijnsche gedichten, S. 424-430.
954 S. Vanderputten, A Miracle of Jonatus, S. 69-72.