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Sellner, Harald [VerfasserIn]; Eberhard Karls Universität Tübingen [Grad-verleihende Institution] [Hrsg.]
Klöster zwischen Krise und correctio: monastische "Reformen" im Hochmittelalterlichen Flandern — Klöster als Innovationslabore, Band 3: Tübingen, 2016

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https://doi.org/10.11588/diglit.48960#0379
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6. Der Liber de restauratione und die correctio von 1136 | 375

pulse für die correctio anderer Gemeinschaften gegeben. Für Hermann beinhaltete
dies ganz pauschal die Befolgung der Consuetudines von Cluny, was für die betrof-
fenen Gemeinschaften außerordentlich positive Folgen hatte und daher besonders
erinnerungswürdig war.
Die correctiones zahlreicher Klöster der Diözese Laon stehen im Mittelpunkt
des dritten Buchs der Miracula sancte Marie Laudunensis und sollen an dieser Stelle
ergänzend herangezogen werden. Gleich zu Beginn steht die correctio von Saint-
Nicolas-aux-Bois, die mit dem neuen Abt Simon, einem Mönch aus Saint-Nicaise in
Reims, ihren Anfang nahm.1504 Simon habe dafür gesorgt, dass das Kloster »sowohl
im Innern mit seiner religio als auch im Äußern mit einem durch seine Vielfalt aus-
gezeichneten Besitz« wieder erblühte.1505 Aus der Gemeinschaft selbst seien in der
Folgezeit einige Mönche zu Äbten anderer Klöster gemacht worden, die wiederum
dafür sorgten, dass ihr Kloster »sowohl im Innern als auch im Äußern verbessert
wurde.«1506 Nach dem Tod Simons von Saint-Nicolas bestellte der Bischof einen
dieser Äbte namens Gilbert zu dessen Nachfolger, da er ein besonders fähiger Mann
war.1507
In Hermanns Darstellung fällt sofort auf, dass er die correctio eines Klosters
sehr stark mit einzelnen Personen, meist den neuen Äbten, verbindet. Im konkre-
ten Beispiel von Saint-Nicolas-aux-Bois vermittelt er den Eindruck, als sei dieses
Kloster eine wahre »Pflanzschule« für gute Äbte gewesen. Nach Hermann zeich-
neten sich diese durch ihre gute Führung im Innern der Gemeinschaft, aber auch,
und dies wird sehr deutlich, in der guten Verwaltung der Klostergüter aus. Die
correctiones dieser Gemeinschaften sind also nicht zwangsläufig mit tiefgreifenden
Veränderungen der Lebensform gleichzusetzen, sondern eher mit einer besonders
guten Leitung des Klosters. Die probitas einzelner Äbte steht daher im Mittelpunkt
des Berichts über das Kloster Saint-Vincent in Laon.1508
Nach Hermann erhielt diese Abtei mit dem aus Saint-Medard in Soissons
kommenden Mönch Anselm einen sehr fähigen Abt. Dies zeigte sich unter ande-
rem daran, dass die Abtei unter seiner Führung wiederum neun sehr fähige Män-
ner hervorbrachte, die mit der Leitung anderer Klöster betraut wurden und sie

1504 Zu Saint-Nicolas-aux-Bois vgl. G. Dumas, Histoire de Saint-Nicolas-aux-Bois.
1505 Heriman, Les miracles, III, c. 18, S. 236: »[...] ut et interius in religione, et exterius in multimoda flö-
tetet possessione.«
1506 Heriman, Les miracles, III, c. 18, S. 236: »Qui quomodo sibi commissas ecclesias tarn interius, quam
exterius correxerint, et nobilitaverint, visu potius quam auditu, potest hodie comprobari.«
1507 Heriman, Les miracles, III, c. 18, S. 238.
1508 Zu Saint-Vincent in Laon vgl. R. Wyart, Histoire de l’abbaye de Saint-Vincent de Laon.
 
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