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Sellner, Harald [VerfasserIn]; Eberhard Karls Universität Tübingen [Grad-verleihende Institution] [Hrsg.]
Klöster zwischen Krise und correctio: monastische "Reformen" im Hochmittelalterlichen Flandern — Klöster als Innovationslabore, Band 3: Tübingen, 2016

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https://doi.org/10.11588/diglit.48960#0380
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376 | III. Die Abtei Saint-Martin in Tournai

zur Blüte führten:1509 Balduin in Orbais,1510 Wilhelm in Morimond,1511 Robert in
Vertus,1512 Johannes in Saint-Michel-en-Thierache,1513 Wilhelm in Saint-Nicolas
in Ribemont,1514 Gerhard in Fesmy,1515 Parvinus in Saint-Sepulche in Cambrai,1516
Adam in Saint-Andre du Cateau1517 und schließlich Fulco in Hasnon.1518
In Hermanns Darstellung ist an keiner Stelle die Rede davon, dass die genannten
Gemeinschaften unter diesen Äbte eine correctio erfahren hatten. Interessant ist zu-
dem der Fall Abt Wilhelms von Morimond. Hermann nennt ihn in einem Zuge mit
den anderen Äbten und verliert dabei kein Wort über die besondere Stellung und
Lebensweise der vierten Tochterabtei von Citeaux.1519 Viel wichtiger als Unterschie-
de der Lebensweise war Hermann die probitas. Obgleich er nicht genauer definiert,
was er mit diesem Begriff meint, führt er immer wieder das Ergebnis einer fähigen
Leitung vor Augen, nämlich ein Kloster, das sowohl im Innern als auch durch seine
wirtschaftliche Situation und seine Verbindungen mit der Außenwelt blühte. Ein
besonders fähiger Abt zeichnete sich im Innern somit vor allem durch seine beson-
dere discretio aus: In all seinem Tun hatte er genau abzuwägen, um letztlich Friede
und Eintracht, aber auch ein frommes Leben zu gewährleisten. Nach außen hin
bedeutet die probitas, dass der Abt fähig sein sollte, mit dem klösterlichen Umfeld,
den Dienstleuten und den Großen der Gegend gute Beziehungen zu unterhalten,
die Besitzungen des Klosters so gut wie möglich zu schützen, zu verwalten und
letztlich auch zu mehren. Im Fall von Saint-Nicolas-aux-Bois wird die besondere

1509 Heriman, Les miracles, III, c. 20, S. 238-240: »In cenobio quoque Sancti Vincentii, quod est situm ex-
tra muros urbis Laudunensis, et dicitur esse secunda sedes episcopalis, domnum Anselmum de cenobio
Sancti Medardi Suessionensis ascitum, abbatem ordinavit prefatus Bartholomeus episcopus. Cuius An-
slemi probitas in hoc uno potest evidenter adverti, quod in diversis ecclesiis ex eius monachis electos,
novem hodie abbates florere viros probatissimos.« Anselm wurde 1146 der erste Bischof von Tournai;
vgl. hierzu Heriman, Les miracles, III, c. 21, S. 240-242.
1510 Vgl. Gallia Christiana, Bd. 9, S. 424.
1511 Zu Abt Wilhelm vgl. Gallia Christiana, Bd. 9, S. 934.
1512 Zu Abt Robert vgl. Gallia Christiana, Bd. 9, S. 934.
1513 Zu Abt Johannes vgl. Gallia Christiana, Bd. 9, S. 601; vgl. zudem Cartulaire de l’abbaye de Saint-Michel
en Thierache.
1514 Gallia christiana, Bd. 9, S. 618. Nach Heriman, Les miracles, S. 241 muss Abt Wilhelm vor 1150 ersetzt
worden sein. Vgl. zu den Urkunden Cartulaire de l’ancienne abbaye de Saint-Nicolas des Pres sous
Ribemont, S. 112-337.
1515 Abt Gerhard; vgl. zudem die beiden älteren Darstellungen von R. Minon, L’abbaye et le cartulaire de
Fesmy und Ders., L’eglise et le cartulaire de Fesmy, S. 1-95.
1516 Zu Abt Parvinus vgl. auch S. Vanderputten, A Time of Great Confusion, S. 62-63.
1517 Abt Adam; zu Le Cateau vgl. die ältere Darstellung von Abbe Meresse, Le Cateau.
1518 Abt Fulco; H. Platelle, Artikel »Hasnon«, Sp. 480-485.
1519 Vgl. zu Morimond: M. Parisse, L’abbaye de Morimond, S. 24 führt Wilhelm nicht als Abt von Mo-
rimond auf, unterstreicht aber, dass es schwierig sei, für die frühe Zeit Morimonds eine zuverlässige
Abteliste zu erstellen, da die Urkunden (als Hauptquellen) die Abte nur selten nennen. M. Casey,
Bernard and the Crisis, S. 119-175.
 
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