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Sellner, Harald [VerfasserIn]; Eberhard Karls Universität Tübingen [Grad-verleihende Institution] [Hrsg.]
Klöster zwischen Krise und correctio: monastische "Reformen" im Hochmittelalterlichen Flandern — Klöster als Innovationslabore, Band 3: Tübingen, 2016

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https://doi.org/10.11588/diglit.48960#0381
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6. Der Liber de restauratione und die correctio von 1136 | 377

probitas Abt Simons schließlich dadurch erkennbar, dass er für eine »gewisse Viel-
falt« des Klosterbesitzes sorgte.1520
Ein besonders eindrückliches Beispiel dafür, wie die probitas eines Abtes im
Zusammenhang mit einer umfassenden correctio einer Gemeinschaft stand, bietet
das Kloster Saint-Jean in Laon. Als Gründung der heiligen Salaberga gehörte Saint-
Jean zu den ältesten und ehrwürdigsten Klöstern der Diözese von Laon und sei
stets von den Königen von Erankreich besonders bedacht worden.1521 Der Eifer der
dort lebenden Nonnengemeinschaft habe aber zur Zeit Bischof Bartholomäus’ stark
nachgelassen. Deswegen und aufgrund von schlimmen Gerüchten habe dieser die
Nonnen immer wieder zur Besserung ermahnt. Als sich diese nach mehrmaliger Er-
mahnung nicht gebessert hatten, seien sie mit der Zustimmung des Papstes und des
Königs vertrieben und durch eine Männergemeinschaft ersetzt worden.1522 So habe
Bartholomäus Drogo, den Prior von Saint-Nicaise in Reims, zum Abt von Saint-
Jean bestellt und Mönche aus den unterschiedlichsten Klöstern dort angesiedelt.1523
Da Drogo aber schon großen Erfolg gehabt und sich der Ruf seiner Weisheit und
Fähigkeit weit verbreitet hatte, sei er von Papst Innozenz mit dem Verweis auf das
Gehorsamsgebot gezwungen worden nach Rom zu kommen, wo er zum Bischof
von Ostia geweiht wurde. Als Nachfolger wählte die Gemeinschaft einen ausge-
sprochen frommen und tugendhaften Mönch aus ihren Reihen namens Balduin.1524
Das Beispiel von Saint-Jean ist besonders interessant, da es sich nach Hermanns
Darstellung nicht um eine Neugründung handelt, sondern um eine Wiederherstel-
lung - wie er es nennt, eine renovatio - des religiösen Lebens an diesem ehrwür-
digen Ort.1525 Auffallend ist, dass die Mönche, die für die neue Gemeinschaft re-
krutiert wurden, aus ganz unterschiedlichen Klöstern stammten und dadurch die
verschiedensten Einflüsse mitbrachten. Der Erfolg des neuen monastischen Lebens

1520 Heriman, Les miracles, III, c. 18, S. 236.
1521 Die Abtei Saint-Jean wurde vor allem in ihrer Frühzeit untersucht: M. Gaillard, De l’Eigenkloster au
monastere royal, S. 249-262. S. Martinet, Sainte-Marie-Saint-Jean de Laon, S. 26-34. Zu den Heiligen
von Saint-Jean vgl. M. Gaillard, Les saints de l’abbaye Sainte-Marie-Saint-Jean de Laon, S. 319-340.
1522 Heriman, Les miracles, III, c. 22, S. 242-244.
1523 Heriman, Les miracles, III, c. 22, S. 244: »[...] eum ibidem primum abbatem ordinavit, et monachos
illic sufficienter ex diversis monasteriis posuit.«
1524 Heriman, Les miracles, III, c. 21, S. 244.
1525 In der Argumentation Hermanns hat man den Eindruck, dass es eine Kontinuität gegeben habe. Am
Ende seines Berichtes spricht er aber von Saint-Jean als der zehnten Neugründung Bischof Bartholo-
mäus’. Heriman, Les miracles, III, c. 23, S. 250. Zum Fall von Saint-Jean in Laon sei zudem auf einen
berühmten Brief Bernhards von Clairvaux an den Kardinalkanzler Haimerich verwiesen, in dem sich
der Abt von Clairvaux darüber beschwert, dass man ihm vorwerfe, sich in Angelegenheiten einzumi-
schen, die ihn nichts angingen. Hierzu zählte neben der Absetzung Abt Fulberts von Saint-Sepulchre
1128 die correctio von Saint-Jean. Dazu Bernhard von Clairvaux, Opera, Bd. 7, ep. 48, S. 138; an der
correctio von Saint-Jean in Laon waren, wie auch Bernhard beteuert, zudem Matthäus von Albano,
Gottfried von Auxerre und Wilhelm von Saint-Thierry beteiligt. Vgl. dazu S. Ceglar, Guillaume de
Saint-Thierry, S. 300.
 
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