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Sellner, Harald [VerfasserIn]; Eberhard Karls Universität Tübingen [Grad-verleihende Institution] [Editor]
Klöster zwischen Krise und correctio: monastische "Reformen" im Hochmittelalterlichen Flandern — Klöster als Innovationslabore, Band 3: Tübingen, 2016

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.48960#0431
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1. Die Abtei von Anchin von den Anfängen bis 1110
Über die Anfänge der Abtei von Anchin berichten gleich mehrere Quellen. Zum ei-
nen sind zwei Urkunden erhalten, die die bereits bestehende Gründung bestätigten
und mit Privilegien bedachten. Zum anderen wurden die frühen Jahre der Gemein-
schaft in der klostereigenen Historiographie immer wieder thematisiert. Zunächst
findet sich ein kurzer Eintrag über die offizielle Gründung der Gemeinschaft in den
Annalen des Klosters, mit deren Abfassung wohl zwischen 1102 und 1110 begonnen
wurde.1679 Etwas ausführlicher als in den Annalen werden die Anfänge des Klosters
im sogenannten Auctarium Aquicinense geschildert. Diesem Werk zugrunde liegt
die Chronographia Sigeberts von Gembloux, die ab dem Jahr 1079 mit Einträgen
zur Klostergeschichte von Anchin ergänzt wurde und mit deren Redaktion wohl
um das Jahr 1113 begonnen wurde.1680 Während die beiden genannten historiogra-
phischen Texte noch zu Lebzeiten der Mönche aus der ersten und zweiten Gene-
ration der Gemeinschaft verfasst wurden und zum Teil wohl auf deren Zeugnissen
beruhten, stammen zwei weitere Texte aus späterer Zeit und schöpfen ihre Informa-
tionen hauptsächlich aus schriftlichen Quellen. Zum einen handelt es sich um eine
Fundatio monasterii, die von einem Mönch namens Alexander wohl frühestens um
1173 verfasst wurde und unvollendet zu sein scheint,1681 zum anderen um die Histo-
ria monasterii, die ebenfalls im letzten Drittel des 12. Jahrhunderts entstanden sein
dürfte und auf eine Vielzahl älterer Texte zurückgreift.1682 1683 Neben der klostereigenen
Historiographie liefern vor allem zwei weitere Chroniken aus der Region Informa-
tionen über die Frühzeit des Klosters: die Gesta episcoporum Cameracensium^
und die Chronik des Klosters von Saint-Andre du Cateau.1684
Die beiden Urkunden Bischof Gerhards II. von Cambrai aus dem Jahr 1079
berichten, dass sich zwei Ritter, Sicher und Walter, bekehrt hatten und zusammen

1679 Die Annalen enstanden in verschiedenen Redaktionsphasen: Ein erster Schreiber lässt sich für die Ein-
träge von 1079 bis 1138 ermitteln. Da Abt Gelduin als noster quartus abbas bezeichnet wird, geht
J. P. Gerzaguet, L’abbaye d’Anchin, S. 29 davon aus, dass der Schreiber noch während dessen Abbatiat
mit der Redaktion begonnen hatte, also zwischen 1102 und 1110. Annales Aquicinctini (1079-1279),
S. 503-506.
1680 J. P. Gerzaguet, L’abbaye d’Anchin, S. 31; Auctarium, S. 392-398.
1681 J. P. Gerzaguet, L’abbaye d’Anchin, S. 33-37; Fundatio, S. 578-584.
1682 J. P. Gerzaguet, L’abbaye d’Anchin, S. 37-41; Historia, S. 584-592.
1683 Die Gesta aus Cambrai bieten die bischöfliche Perspektive auf die Gründung und beruhen wohl auf
dem Text der Gründungsurkunde: Gesta episcoporum Cameracensium, S. 497-500.
1684 Diese Chronik fußt vor allem auf dem Eintrag in den Gesta episcoporum Cameracensium: Chronica
S. Andreae Castri Cameracensis, S. 536-550.
 
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