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Sellner, Harald [VerfasserIn]; Eberhard Karls Universität Tübingen [Grad-verleihende Institution] [Hrsg.]
Klöster zwischen Krise und correctio: monastische "Reformen" im Hochmittelalterlichen Flandern — Klöster als Innovationslabore, Band 3: Tübingen, 2016

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https://doi.org/10.11588/diglit.48960#0435
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1. Die Abtei von Anchin von den Anfängen bis 1110 | 431

chiennes und Saint-Amand, kompensieren.1701 Diese Taktik ging aber nicht auf, da
das nahegelegene Douai ab 1081 wieder unter flandrischem Einfluss stand.1702 Auch
wenn Anselm die Gemeinschaft von Anchin nicht gänzlich fallen ließ, ist doch ein
schwindendes Interesse zu konstatieren, was nicht zuletzt dadurch belegt wird, dass
er ein neues Kloster in der Nähe von Ribemont gründete.1703 An die Stelle Anselms
als Förderer Anchins traten nun vor allem die Bischöfe von Cambrai.1704
Nachdem der rechtliche Status der jungen Gemeinschaft durch die genannte
Urkunde definiert war, erhielt sie ihren ersten Abt. Auf Betreiben des Bischofs seien
zwei Mönche aus Hasnon nach Anchin gekommen, von denen einer mit Namen
Alard zum Abt bestimmt wurde.1705 Weshalb die Gemeinschaft ihren ersten Abt
nicht selbst wählte, ist fraglich. Die Fundatio erklärt dies damit, dass die Gemein-
schaft zu diesem Zeitpunkt noch nicht groß genug war, um eine Wahl nach der
Benediktregel vorzunehmen.1706 Wie viele Bekehrte sich zu diesem Zeitpunkt in
Anchin befunden haben, lässt sich mit Sicherheit nicht sagen.1707
Über den Abbatiat Alards ist nur wenig bekannt. Von zentraler Bedeutung war
aber sicher der Brand des Klosters im Jahr 1081/82, der nicht nur die Kirche son-
dern auch alle anderen Gebäude zerstörte.1708 Der Wiederaufbau des Klosters wurde
in der Folge vor allem durch Hugo, den Dekan des Kathedralkapitels von Camb-
rai, vorangetrieben. Die klostereigene Historiographie gewährte ihm ein besonderes
Andenken und betont, dass Hugo die Arbeiten nicht nur selbst organisiert und
überwacht, sondern auch sein persönliches Kapital in den Wiederaufbau investiert

1701 J. P. Gerzaguet, L’abbaye d’Anchin, S. 59-60.
1702 G. Koch, E de Meyer, Douai ä la fin du XIC siede, S. 56-60.
1703 J. P. Gerzaguet, L’abbaye d’Anchin, S. 60.
1704 VgL dazu die Urkunden der Bischöfe. J. P. Gerzaguet, L’abbaye d’Anchin, S. 61 stellt fest, dass von den
40 bekannten Urkunden Gerhards II. allein vier an Anchin gingen und dieses somit direkt hinter dem
Kathedralkapitel (fünf Urkunden) kam; vgl. auch E. van Mingroot, Liste provisoire, S. 13-55.
1705 Auctarium, S. 393: »Quorum curam memoratus presul gerens, duos ex monachis Hasnoniensis coeno-
bii honestae vitae ad instituendos eos eis misit; e quibus uni Alardo nomine curam eorum commisit,
abbatem ordinavit.«; Annales, S. 503: » 1080 Alardus primus abbas huic congregationi est institutus.«
1706 Fundatio, S. 581-582: »Abbatiam vero ad presens dare distulit, presertim cum adhuc non esset numerus
monachorum, qui sufficeret tanto honori; quam in sequenti anno adauctam fratribus cuidam Aelardo
regendam concessit.«
1707 E. A. Escallier, L’abbaye d’Anchin, S. 21 geht davon aus, dass neben Sicher und Walter sieben weitere
Bekehrte die Gemeinschaft von Anchin bildeten.
1708 Annales, S. 503: » 1081 aecclesiola prima Aquicinensis combusta est igni, quae ex virgultis et carecto
fuerat constructa.«; Auctarium, S. 394: »1080. Contigit etiam hoc tempore Deo permittente concremari
Acquicinense coenobium per incuriam fratrum; quia quidam e fratribus vespere lecto suo incaute cir-
cumferens lumen, repente accendit stramen, moxque paries proximus stratui flamma lambente aduritur,
et ex eo caetera.« Zur Datierung vgl. J. P. Gerzaguet, L’abbaye d’Anchin, S. 68, der für das Jahr 1082
optiert.
 
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