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Sellner, Harald [VerfasserIn]; Eberhard Karls Universität Tübingen [Grad-verleihende Institution] [Hrsg.]
Klöster zwischen Krise und correctio: monastische "Reformen" im Hochmittelalterlichen Flandern — Klöster als Innovationslabore, Band 3: Tübingen, 2016

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https://doi.org/10.11588/diglit.48960#0436
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432 | IV. Die Abtei von Anchin

hatte.1709 Dank seines unermüdlichen Einsatzes konnte die Kirche daher am 9. Ok-
tober 1086 dem Salvator geweiht werden.1710
In den nachfolgenden Jahren wurden die übrigen Bauten des Klosters fertig-
gestellt.1711 Nach Alards Tod 1087 folgte ihm Alelm, ein Mönch aus Le Bec, auf
den Abtsstuhl nach.1712 Er starb bereits 1088 nach nur einem Jahr im Amt. Der
dritte Abt war Aimerich, ein Mönch aus Saint-Vaast in Arras.1713 In seinen Abbatiat
fallen in erster Linie die Gründungen von mehreren Prioraten: Aymeries (1088)
und Saint-Georges in Hesdin (1092).1714 Zudem habe Aimerich, nach dem Zeugnis
Hermanns von Tournai, die Mönche von Saint-Martin in der ersten Zeit nach der
Wiederherstellung ihres Klosters in besonderem Maße unterstützt. Es wäre somit
durchaus vorstellbar, dass Aimerich den Plan hegte, auch Saint-Martin in ein Priorat
Anchins umzuwandeln. Das Martinskloster blieb letztlich aber unabhängig.1715
Die Abtei von Anchin erlebte bis zum Tod Aimerichs 1102 eine Phase der Kon-
solidierung. Ihr rechtlicher Status wurde definiert, die wirtschaftliche Grundlage
und nicht zuletzt die baulichen Bedingungen geschaffen, um ein zönobitisches Le-
ben führen zu können.

1709 Die Fundatio, S. 582-583 misst Hugo eine besondere Stellung in der Geschichte des Klosters bei und
schildert den Wiederaufbau auf das Ausführlichste. Das Auctarium, S. 393 stellt Hugo ebenfalls als
großen Förderer dar: »[...] venerabilis decanus nomine Hugo, qui tarn eundem episcopum quam alios
fideles viros Cameracenses utriusque ordinis animabat, ut liberales existerent prescripto cenobio. Ipse
quoque omnem pene substantiam suam illo convehebat; unde monasterium et habitacula fratrum cum
xenodochio primitus aedificavit.«
1710 Am ausführlichsten berichtet die Fundatio, S. 583 über die Weihe. Zudem das Auctarium, S. 394. Über
das Nebenpatrozinium gibt es unterschiedliche Angaben. So lautet es in der Fundatio, S. 583: »[...] in
honore Salvatoris Dei suorumque fidelium [...].« J. P. Gerzaguet, L’abbaye d’Anchin, S. 71-72 weist
darauf hin, dass dieses seltene Patrozinium dem des Lateran entspricht und eventuell die Romverbun-
denheit Gerhards II. widerspiegelt. Im Auctarium, S. 394 heißt es: »[...] in honore domini nostri lesu
Christi eiusdemque genitricis sanctae Mariae [...].« Und in der längeren Fassung der Urkunde von
1079 (J. P. Gerzaguet, Les chartes de l’abbaye d’Anchin, D 2, S. 90) ist die Rede von: »[...] illi sancto
Saluatori et sancto GORDANIO dedicatae [...].«
1711 Die Fundatio, S. 583 teilt den Wiederaufbau in drei Etappen auf: zunächst die Klosterkirche und die
unverzichtbaren Klausurgebäude (Dormitorium und Refektorium), dann zusätzliche Bauten (Küche,
Kreuzgang etc.) und schließlich die Trockenlegung des Umlandes und den Bau einer Mühle. VgL zu-
dem P. Heliot, Quelques monuments disparus, S. 129-153.
1712 Annales, S. 503: »1087. obiit domnus Alardus noster primus abbas; successit Alelmus.« Auctarium,
S. 394: »1087. [...]; cui successit Alelmus ex Normannia de coenobio Becci.«
1713 Annales, S. 503: »1088. obiit domnus Alelmus secundus noster abbas; successit domnus Haimeri-
cus.« Auctarium, S. 394: »[...] cui successit Haimericus Atrebatensis monachus, litteris eruditus.«
1714 Vgl. dazu J. P. Gerzaguet, L’abbaye d’Anchin, S. 241-252; zu Aymeries E. van Mingroot, De stichtings-
oorkonde, S. 151-186; zu Saint-Georges d’Hesdin: Ch. Dereine, Les limites de l’exemption monas-
tique, S. 39-56; T. Spiesschaert, De prior en de leek; S. Vanderputten, Monachus hujus ecclesie.
1715 Siehe dazu oben S. 351; welche Bedeutung Saint-Martin für Anchin hatte, zeigen nicht zuletzt die
beiden ausführlichen Einträge im Auctarium (S. 394) zu den Jahren 1092, 1093.
 
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