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Sellner, Harald [VerfasserIn]; Eberhard Karls Universität Tübingen [Grad-verleihende Institution] [Hrsg.]
Klöster zwischen Krise und correctio: monastische "Reformen" im Hochmittelalterlichen Flandern — Klöster als Innovationslabore, Band 3: Tübingen, 2016

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.48960#0445
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2. Die correctio der Abtei ab 1111 | 441

Abt Lamberts erscheinen. Demnach habe dieser geheime Verhandlungen mit den
Mönchen führen lassen, damit ihre Wahl auf Alvisus falle.1756 Auch wenn es sich bei
dieser Chronik um ein sehr spätes Zeugnis handelt, steht fest, dass Abt Lambert die
Wahl eines seiner Mönche zum Abt von Anchin unterstützte.1757 Besonders inter-
essant sind in diesem Zusammenhang die oben genannten Briefe Bischof Lamberts
an Johannes von Therouanne und an Abt Lambert. Sie machen deutlich, dass Al-
visus weiterhin als Mönch von Saint-Bertin angesehen wurde und somit rechtlich
noch im Autoritätsbereich des dortigen Abtes und des Bischofs von Therouanne
stand.1758 Abt Lambert hatte seine Mönche, die er 1109 nach Arras geschickt hatte,
also nicht der Autorität des Abtes von Saint-Vaast unterstellt, sondern offensicht-
lich nur mit dem Auftrag betraut, dort ein frommes Leben zu etablieren.1759

1756 Jean Long d’Ypres, Chronica monasterii sancti Bertini, c. 39, pars 9, S. 789: »Hoc dominus noster
Lambertus considerans, per secretos internuncios illos induxit, ut virum venerabilem, moribus egre-
gium ac prudencia facundiaque decoratum sibi sumant in abbatem, quo lapsa eorum ecclesia relevetur;
et eis nominari fecit dominum Alvisum monachum nostrum, tune reformacioni ecclesie Sancti Vedasti
intendentem et prioris ibidem officium excercentem.«
1757 Alvisus muss von Lambert als besonders fähiger Mönch angesehen worden sein, da er diesen 1112
auswählte, um zu Pontius von Cluny zu reisen und mit diesem zu verhandeln; vgl. dazu Simon, Gesta,
II, c. 95, S. 654.
1758 J. P. Gerzaguet, L’abbaye d’Anchin, S. 84-85; zuvor bereits H. Sproemberg, Alvisus, S. 101.
1759 H. Sproemberg, Alvisus, S. 95: »[...] Gerade in diesem Punkte schlug man in Flandern eine entgegen-
gesetzte Praxis ein, die Reformmönche und namentlich ihre Führer wurden nicht mehr mit dem zu
reformierenden Kloster organisch verbunden, sondern nur zeitweilig delegiert, sie blieben Mönche
ihres Stammklosters, selbst wenn sie in dem neuen Kloster den höchsten Rang nach dem Abte, das
Großpriorat, erlangten.«
 
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