3. Veränderungen in der Lebensweise | 443
Deutschen Schwert, Bogen, Lanze, Speer oder Schild jemals so fürchtete, wie der
Mönch den Stab des Alvisus und das Kloster von Anchin.1764
Das hier gezeichnete Bild des Alvisus deckt sich in gewisser Weise mit jener
kurzen Bemerkung des Auctarium. Beide Texte legen also großen Wert auf die be-
sonders fromme Lebensweise, die Alvisus mit großer Strenge befolgt wissen wollte.
Die jüngere Forschung sieht darin nichts anderes als die Umsetzung der cluniazen-
sischen Gewohnheiten.
3.2. Anchin und der ordo cluniacensis
In der älteren Forschung herrschte kein Zweifel darüber, dass Anchin bereits sehr
früh die Gewohnheiten von Cluny befolgte. Grund zu dieser Annahme gaben vor
allem zwei historiographische Texte: zum einen der Liber de restauratione Her-
manns von Tournai, zum anderen die Chronik der Abtei von Affligem.
Hermann berichtet, dass die junge Gemeinschaft von Saint-Martin in Tournai
wegen ihrer stark eremitischen Prägung 1092 von Bischof Radbod II. von Noyon-
Tournai dazu aufgerufen wurde, sich ein Kloster zu suchen, an dessen Lebensweise
man sich künftig orientieren solle. Der Chronist bemerkt in diesem Zusammenhang,
dass »es dem Bischof gefallen habe, dass man das Kloster von Anchin wählte, das 15
Jahre vor dem unsrigen erbaut worden war und zu jener Zeit das einzige in der Ge-
gend war, das die religio und die Gewohnheiten des Klosters von Cluny befolgte.«1765
Nach diesem Zeugnis habe Anchin bereits vor 1092 über die Gewohnheiten
Clunys verfügt und sich an diesen orientiert. Eine weitere Passage des Liber de
restauratione scheint dies noch zu untermauern. Darin heißt es, dass die Klöster
Saint-Martin in Tournai, Affligem und Anchin zu Zeiten Odos von Tournai (1092-
1105) die einzigen in der Kirchenprovinz Reims waren, welche die Gewohnheiten
von Cluny befolgten.1766
Aus der Abtei von Affligem stammt ein weiteres Zeugnis, das den obigen Befund
zu stützen scheint. In der Chronik des Klosters heißt es, dass 1086 zwei Mönche aus
Anchin mit Namen Titubaldus und Rodulfus nach Affligem gekommen waren und
1764 Historia, c. 5, S. 587: »Huius patris miranda probitas, / Quam non texit cavenda parcitas, / Sed pro-
vexit tenenda largitas, / Dei auxilio restrinxit ordinem, / In regno Franciae iam factum debilem, / Et
normae reddidit ademptam speciem. Non miles Franciae ensem Theutonicum, / Arcum vel lanceam,
pila vel clypeum / Umquam sic timuit instinctu procerum, / Ut timet monachus Alvisi baculum /
Claustrumque refugit Aquicinctinicum, / Quasi sit laqueus, non Christi vinculum.«
1765 Hermann, Liber, c. 55, S. 97: »Placet consilium episcopi, eligitur cenobium Acquicinense, quod XV
annis ante nostrum fuit constructum quodque solum tune temporis in provincia nostra et religionem
et consuetudines servabat Cluniacensis cenobii.«
1766 Hermann, Liber, c. 79, S. 134.
Deutschen Schwert, Bogen, Lanze, Speer oder Schild jemals so fürchtete, wie der
Mönch den Stab des Alvisus und das Kloster von Anchin.1764
Das hier gezeichnete Bild des Alvisus deckt sich in gewisser Weise mit jener
kurzen Bemerkung des Auctarium. Beide Texte legen also großen Wert auf die be-
sonders fromme Lebensweise, die Alvisus mit großer Strenge befolgt wissen wollte.
Die jüngere Forschung sieht darin nichts anderes als die Umsetzung der cluniazen-
sischen Gewohnheiten.
3.2. Anchin und der ordo cluniacensis
In der älteren Forschung herrschte kein Zweifel darüber, dass Anchin bereits sehr
früh die Gewohnheiten von Cluny befolgte. Grund zu dieser Annahme gaben vor
allem zwei historiographische Texte: zum einen der Liber de restauratione Her-
manns von Tournai, zum anderen die Chronik der Abtei von Affligem.
Hermann berichtet, dass die junge Gemeinschaft von Saint-Martin in Tournai
wegen ihrer stark eremitischen Prägung 1092 von Bischof Radbod II. von Noyon-
Tournai dazu aufgerufen wurde, sich ein Kloster zu suchen, an dessen Lebensweise
man sich künftig orientieren solle. Der Chronist bemerkt in diesem Zusammenhang,
dass »es dem Bischof gefallen habe, dass man das Kloster von Anchin wählte, das 15
Jahre vor dem unsrigen erbaut worden war und zu jener Zeit das einzige in der Ge-
gend war, das die religio und die Gewohnheiten des Klosters von Cluny befolgte.«1765
Nach diesem Zeugnis habe Anchin bereits vor 1092 über die Gewohnheiten
Clunys verfügt und sich an diesen orientiert. Eine weitere Passage des Liber de
restauratione scheint dies noch zu untermauern. Darin heißt es, dass die Klöster
Saint-Martin in Tournai, Affligem und Anchin zu Zeiten Odos von Tournai (1092-
1105) die einzigen in der Kirchenprovinz Reims waren, welche die Gewohnheiten
von Cluny befolgten.1766
Aus der Abtei von Affligem stammt ein weiteres Zeugnis, das den obigen Befund
zu stützen scheint. In der Chronik des Klosters heißt es, dass 1086 zwei Mönche aus
Anchin mit Namen Titubaldus und Rodulfus nach Affligem gekommen waren und
1764 Historia, c. 5, S. 587: »Huius patris miranda probitas, / Quam non texit cavenda parcitas, / Sed pro-
vexit tenenda largitas, / Dei auxilio restrinxit ordinem, / In regno Franciae iam factum debilem, / Et
normae reddidit ademptam speciem. Non miles Franciae ensem Theutonicum, / Arcum vel lanceam,
pila vel clypeum / Umquam sic timuit instinctu procerum, / Ut timet monachus Alvisi baculum /
Claustrumque refugit Aquicinctinicum, / Quasi sit laqueus, non Christi vinculum.«
1765 Hermann, Liber, c. 55, S. 97: »Placet consilium episcopi, eligitur cenobium Acquicinense, quod XV
annis ante nostrum fuit constructum quodque solum tune temporis in provincia nostra et religionem
et consuetudines servabat Cluniacensis cenobii.«
1766 Hermann, Liber, c. 79, S. 134.