Metadaten

Sellner, Harald [VerfasserIn]; Eberhard Karls Universität Tübingen [Grad-verleihende Institution] [Hrsg.]
Klöster zwischen Krise und correctio: monastische "Reformen" im Hochmittelalterlichen Flandern — Klöster als Innovationslabore, Band 3: Tübingen, 2016

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.48960#0528
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
524 | Schlussfolgerungen

gung, der Verwaltung bis hin zur spirituellen Unterweisung und der Übernahme
wichtiger Klosterämter.
Eine erste Folge zugleich aber auch ein fester Bestandteil einer correctio war die
Aufnahme neuer Mönche. Vor allem im Falle Saint-Bertins ist die Rede von einem
explosionsartigen Anstieg von Klostereintritten, der tiefgreifende Veränderungen
in der sozialen Zusammensetzung der Gemeinschaft mit sich brachte, da fortan
auch Ritter und Bauern dort Aufnahme gefunden hatten. Inwieweit die flandri-
schen Klöster ihren Nachwuchs bis dahin aus dem adligen Milieu rekrutierten,
lässt sich mangels Quellen nicht beantworten. Fest steht zumindest für das Beispiel
Saint-Bertin, dass die Öffnung der Klosterpforten für Menschen jeglicher sozialer
Herkunft und jeglicher Altersstufen eine erinnerungswürdige Veränderung war.
Neben dem Eintritt neuer Mönche hatte eine erfolgreiche correctio schließlich den
Wiedereintritt geflohener Mönche der eigenen oder einer anderen Gemeinschaft
zur Folge.
Die correctio eines Klosters war daher mit tiefgreifenden personellen Verän-
derungen verbunden und führte zu einer äußerst heterogenen Zusammensetzung
der Gemeinschaft und zugleich zu einer übergroßen Vielfalt unterschiedlichster
Einflüsse. Letztere wirkten sich nicht nur auf die Spiritualität einer Gemeinschaft
aus, sondern auch auf ganz andere Bereiche: Mit der Aufnahme von erwachsenen
Bekehrten erhielten die Gemeinschaften Spezialisten, die sich bei der correctio des
Klosters in den verschiedensten Bereichen einbringen konnten, sei es durch beson-
dere handwerkliche Fähigkeiten oder, wie im Falle Rudolf Osmunds, durch ein
besonderes Geschick bei der Verwaltung und Akquisition von Klostergut. Mit den
neuen Mönchen unterschiedlichster Herkunft gelang es den Klöstern zudem, ihre
Beziehungen mit ihrem weltlichen Umfeld zu verbessern oder neu zu orientieren.
Dass Simon beispielsweise eigens darauf hinweist, dass auch milites in sein Kloster
aufgenommen wurden, deutet darauf hin, dass nun auch diese sozial aufstrebende
Gruppe in einer so bedeutenden Abtei wie Saint-Bertin vertreten war. Dort oder
andernorts hatten diese Mönche durch ihre besondere Eignung oder die in Cluny
abgelegte Profess die Möglichkeit, in höhere Ämter zu gelangen, wodurch sie die
soziale Stellung der eigenen Familie aufwerteten und deren Interessen besser ver-
traten.
Veränderungen in der klösterlichen Lebensweise
Von den zeitgenössischen Autoren wurde die correctio einer Gemeinschaft in be-
sonderem Maße mit Veränderungen in der klösterlichen Lebensweise verbunden.
Während die meisten Texte sich damit begnügen, ganz allgemein darauf zu verwei-
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften