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Sellner, Harald [VerfasserIn]; Eberhard Karls Universität Tübingen [Grad-verleihende Institution] [Hrsg.]
Klöster zwischen Krise und correctio: monastische "Reformen" im Hochmittelalterlichen Flandern — Klöster als Innovationslabore, Band 3: Tübingen, 2016

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https://doi.org/10.11588/diglit.48960#0549
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4. Correctio und Identität | 545

Neben den Beziehungen mit den Stifterfamilien und Dienstleuten lässt sich kol-
lektive Identität auch im Bereich der Heiligenkulte besonders gut fassen. Der Fall
von Marchiennes zeigte, dass die Klosterheiligen nicht nur im Kloster selbst die
Funktion von Integrationsfiguren übernahmen, sondern auch jenseits der Kloster-
mauern Identität stifteten, was die Mönche beispielsweise durch Reliquientransla-
tionen auch aktiv förderten. Das Beispiel der Bewohner von Sailly-en-Ostrevent
veranschaulicht, wie sie sich über die lokalen Heiligen mit dem Kloster identifi-
zierten.
Der Zusammenhang zwischen correctio und Identität lässt sich in fünf Thesen
zusammenfassen:
1. Die correctio eines Klosters zielt in hohem Maße auf die Konstruktion und Ak-
tualisierung kollektiver Identität ab.
2. In der Anfangsphase einer correctio diente die Konstruktion kollektiver Identi-
tät zur Integration, mit zunehmender zeitlicher Distanz auch zur Differenz.
3. Die Schaffung einer kollektiven Identität zur Abgrenzung nach außen hin dient
vor allem zur Behauptung der klösterlichen Eigenständigkeit.
4. Der Verweis auf Bezugsgrößen wie Cluny ist äußerst selten; in Zeiten der Krise
war er ein Marker für ein strenges klösterliches Leben.
5. Die Konstruktion und Aktualisierung kollektiver Identität zielte sowohl auf die
Integration der verschiedenen innerklösterlichen Gruppierungen ab als auch in
hohem Maße auf die Integration des jeweiligen sozialen Umfeldes.
 
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