Metadaten

Meinhold, Wiebke; Maul, Stefan M. [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]
Keilschrifttexte aus Assur literarischen Inhalts (Band 7): Ritualbeschreibungen und Gebete II — 2017

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.53166#0073
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
60

Ritualbeschreibungen und Gebete II

Datierung: neuassyrisch. 7. Jh. v. Chr.
Ältere Kopie. Bearbeitung: -

Transliteration:

Rs. 1 [ina?] rUD1? äs-qi-ki ü-ra-tab’’- du rmas1? dupur-ru-du ri pi? x
2 [mi]m-ma ina lib-bi-ki ib-ba-sü-u ul i-na-ah(-)ma su sen? mug? zu?/uru? x
3 rnia1 qi-bit iq-bu-ü te-lTtu(AB) (leer) AIs-tar-me
4 AGaz-ba-ba äKa-ni-sur-ra du-bi-«du»-bi la ta-kal-li rTU6?1

5 DÜ.DÜ.BI ha-lil-tu sa ID TL-qe-ma KI ZI SE.SA.A HE.HE
6 ina GE6 inapa-an mulMAR.GID.DA GAR-nn NIG.NA äimLI GAR-nn KAS.SAG BAL-qi
7 MUNUS BI tu-sä-kal MUNUS BI mim-ma sä ina SA-sä GAL-ü ul i-kal-la i-qa-ba-ka

8 IM mdAG-LÄ-PAB.MES “MAS.MAS E As-sur
9 DUMU '"dAG-.sV/-//w rPAB\MES 1ÜME.ME Bal-tif^]
(Rand)

Übersetzung:

Rs.

1 [Am] Tag gab ich dir (fern.) zu trinken. Ich feuchte an ...
2 [Al]les. was in deinem Inneren entsteht, kommt nicht zur Ruhe und ...
3 Auf den Befehl hin. den die mächtige Istar erteilte(. indem sie sagte):
4 „(Bei) Gazbaba (und) Kanisurra. sprich viel, halte nicht(s) zurück!” Beschwörungsformel.
5 Das zugehörige Ritual: Du nimmst... vom Fluss und vermischst es mit Mehl aus geröstetem Getreide.
6 In der Nacht stellst du es vor dem Gestirn des Großen Wagens auf. Ein Räuchergefäß mit Wacholder stellst du hin.
Bier libierst du.
7 Der betreffenden Frau gibst du es zu essen. Die betreffende Frau wird alles, was in ihrem Inneren entsteht, nicht
zurückhalten, (sondern) dir sagen.
8 Tontafel des Nabü-taqqin-ahhe. des Beschwörers vom Assur-Tempel.
9 Sohn des Nabü-sallim-ahhe. des Beschwörers der Stadt Assur.
(Rand)

Bemerkungen:
In der Ritualbeschreibung wird das Ziel des Rituals folgendermaßen angegeben: sinnistu sT mimma sa ina libbisa ibbassü ul ikalla
iqabbäkka, „Die betreffende Frau wird alles, was in ihrem Inneren entsteht, nicht zurückhalten, (sondern) dir sagen.” Eine ähnliche
Aussage findet sich auch schon in der Beschwörung, siehe Rs. 4 mit Kommentar. Es scheint darum zu gehen, eine Frau zum Reden
zu bringen.
Dies ist auch Anliegen der Ritualbeschreibung KAR 61: 22-25. die sich auf einer Tontafel zusammen mit Beschwörungen und
Ritualbeschreibungen findet. die einem Mann die Liebe bzw. die sexuelle Zuneigung einer Frau gewinnen sollen. Die Ritualbeschrei-
bung beginnt in KAR 61: 22 folgendermaßen: ana sinnisti sudbubi. „Um eine Frau zum Reden zu bringen”. Es folgt die Anweisung,
verschiedene Materialien in ausgekämmtes Haar (SIK.SAB = musätu. kollationiert S. M. Maul) zu wickeln und das auf diese Weise
entstandene kleine Bündel am Kopfende des Bettes des Mannes zu deponieren. Der Erfolg dieser Ritualhandlung wird in KAR 61:25
folgendermaßen in Aussicht gestellt: sinnistu sT im illaku c/a/iä/zsVIDUGj.DUGj-.sVrrext: KU)) /ä(NU) ikalla tarämsi. „Diese Frau wird,
wo auch immer sie gerade gehen mag. ihre Rede nicht zurückhalten können. Du kannst sie lieben.” Diese Aussage spricht - wenn die
Lesung zutrifft - für die Überlegung von R. D. Biggs. SÄ.ZI.GA. 71 im Kommentar zu dieser Zeile, dass dabäbu S hier eine spezielle
Bedeutung haben könnte im Sinne von „to make (a woman) agree (to make love)”. vgl. auch KAR 69: 15 und 19 (siehe R. D. Biggs.
SÄ.ZI.GA. 74).
VAT 8287 weist Ähnlichkeiten in der Diktion mit KAR 61: 22-25 auf: Wie dort wird das Verb kalü im Zusammenhang mit Verben
des Sprechens verwendet - qabü in Rs. 7 und vermutlich dabäbu in Rs. 4 - und wie dort ist eine Frau Subjekt dieser Sprechhandlungen.
Möglicherweise liegt daher auch hier ein Beschwörungsritual vor. das durchgeführt wurde, um einem Mann die Zuneigung einer Frau
zu gewinnen. Ein weiteres Argument für diese Interpretation ist die Erwähnung der Göttinnen Istar. Gazbaba und Kanisurra. siehe die
Bemerkung zu Rs. 3f.
Rs. 1 Die Deutung dieser Zeile ist unklar. Wenn am Anfang der Zeile die Lesung äs-qi-ki zutrifft, ist eine Diskrepanz zur
Ritualbeschreibung festzustellen, denn dort ist in Rs. 7 nicht von Trinken, sondern von Essen die Rede. Statt [ina]
rUD1 äs-qi-ki könnte man auch [n]a-AS-qi-ki lesen, doch wäre dieses Wort nicht ohne Weiteres zu deuten.
Die drei Zeichen Ü. RA und TAB könnten als Verbalform urattab. 1. Pers. Sg. Präsens ratäbu D. „ich feuchte an”,
zu deuten sein, wie hier angenommen. Auch eine Lesung ü-ra-kas'. 1. Pers. Sg. Präsens rakäsu D. „ichbinde”, ist
nicht ganz ausgeschlossen. Des Weiteren scheint in dieser Zeile das Wort purrudu. ein Infinitiv oder Verbaladjektiv
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften