Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
72

Ritualbeschreibungen und Gebete III

Rs. III

Die von E. Frahm. KAL 3. 143 vorgeschlagene Form i-ha-nu-ba-ma passt gut zu den vorhandenen Spuren und fin-
det außerdem eine Parallele in einem vergleichbaren Text (LKA15). der jetzt durch W. Meinhold. AOAT 367. 30 Iff.
in neuer Bearbeitung vorliegt. In der Erzählung über Istar und Dumuzi heißt es Vs. 3: i+na ap-pa-«pa» Sa
«/(GIS) ih-ta-nu-ba-ma il-lu-ru ..(und wo)’ in den Wipfeln eines Baumes eine rote Blüte prangte”. Um welche
Pflanze es sich im vorliegenden Text handelt, lässt sich nicht mit Gewissheit entscheiden. E. Frahm, op. cit.. 143
entscheidet sich fragend für &aSuhu ..Föhre”. Nach erneuter Kollation der Stelle scheint mir anstelle von -.<[//- ...]
etwa die Lesung -sja ... | wahrscheinlicher. Es verbietet sich allerdings die Deutung als -'Asu ..Myrte”, da doch wohl
ein Nominativ zu erwarten ist.
9-10 Zu dieser Stelle s. den Kommentar bei E. Frahm. KAL 3. 145.
11 Wenn mit E. Frahm, op. cit.. 143 ein Stativ der 1. Sg. vorliegt, könnte das sicher gelesene ü sehr wohl noch zu der
Form gehören. Entsprechende Pieneschreibungen finden sich auch in weiteren Texten, die dem Gerne nach ver-
wandt sind, im Einzelnen STT 360 und K 890. Am Beispiel von K 890 (jetzt SAAIII. Nr. 15 „Elegy in Memory of
A Woman”) referiert E. Reiner. Poetiy. 90f. das Phänomen, das weder durch gängige Schreibkonvention noch durch
grammatische Erfordernisse motiviert sei. ohne allerdings zu einer definitiven Bewertung zu finden. So erwägt sie
etwa, die Vokallängen mit Verweis auf das Sumerische als Hinweis auf einen „women’s dialect” zu interpretieren
(z. B. Rs. 5 is-si-Sü äS-ba-ku-ü Sa ra-i-ma-ni-ia ..ich lebte mit ihm. der mein Liebhaber (war)”). Tatsächlich ist es
auch im vorliegenden Text an betreffender Stelle eine Frau, die spricht. STT 360 zeigt jedoch, dass ein entsprechen-
der Zusammenhang nicht zwingend besteht. Die von K. Deller in Or. 34. 464ff. vertretene Ansicht, in den scheinbar
unmotivierten Pieneschreibungen vielleicht einen ..Ausdruck des hingezogenen Klanges der Wehklage” zu sehen,
kann aber im Falle des vorliegenden Textes ebenfalls nicht zutreffen.
2’ Die Erwähnung des Wettergottes Adad sollte hier wohl im Zusammenhang mit der Bewässerung (> Z. 4’) eines Gar-
tens oder Feldes und dessen Ertrag (> Z. 7’) gesehen werden. Möglicherweise fand sich in der Lücke ein Hinweis
auf den Gott in seiner Eigenschaft als ..Kanalinspektor des Himmels und der Erde”, der den Regen bringt und so die
Pflanzen gedeihen lässt (vgl. Schwemer. Wettergottgestalten. 663ff.).
3 ’ Die mutmaßliche Stativform am Bruch, die auf eine Eigenschaft der ..Tochter Assurs” hinweist, dürfte hinsichtlich
der Graphie am ehesten zu baälu A in der Bedeutung „to become bright. to shine brightly” (CAD B If.) bzw. ..sehr
lichtstark sein” (AHw 94) zu stellen sein. Die bekannten Schreibungen für baälu B ..beten” sowie der wenigen
weiteren infrage kommenden Wurzeln, die mit den Radikalen b5 beginnen, verzichten stets auf die Wiedergabe des
Aliph (s. CAD B 2ff).
5’ Die Silbenfolge „ia-ar" ist wahrscheinlich vom Vorangehenden zu trennen und als c. constr. zu jä(J)ru. der assyri-
schen Nebenform zu ajjäru ..Blüte. Rosette”, zu stellen. In diesem Falle wäre pa-an wohl als Ideogramm zu deuten.
Von den beiden Entsprechungen parsu und napiSu wird hier letzterer in der Bedeutung „Geruch, Duft” der Vorzug
gegeben (s. AHw 739 sub 4).
6’ Es ist nicht auszuschließen, dass hier wieder die ..Tochter .IVz/rs” gemeint ist. Mit einer entsprechenden Ergänzung
wäre die Lücke bis zum Beginn der Zeile auszufüllen.
7’ Die Ergänzung ist angesichts der geringen Zeichenreste sehr unsicher. Immerhin lässt sich feststellen, dass die Grö-
ße des Eindrucks im Vergleich mit ../ft” in Z. 6’ bzw. .«//” in Z. 11 ’ für die erste dieser beiden Möglichkeiten spricht.
Andere Ergänzungen sind ebenfalls nicht auszuschließen, sei es r[abüti], wobei sowohl die syllabische Schreibung
infrage käme als auch die ideographische mit G[AL.MES] oder eine Verbindung wie iS-pik-ki tuh-di „Ertrag der
Fülle" (s. W. G. Lambert. AfO 19. 62 Hf.).
8’ Mit milu werden, abgesehen von wenigen ideomatischen Wendungen (s. CAD M/II 69ff). immer Fluten. Ströme
von Flüssen und dergleichen im konkreten Sinne bezeichnet. Die Verbindung mit meSaru „Gerechtigkeit” ist sonst
nicht nachzuweisen. Etwa vergleichbar wäre aber der Name pattu meSari „Kanal der Gerechtigkeit”, der einen
künstlichen Wasserlauf im Tempelbezirk der Stadt Kär-Tukulti-Ninurta bezeichnet (RIMA 1. A.0.78.22:45).
9’ Zu Beginn der Zeile hat E. Frahm. KAL 3. 143 bereits fragend zu [a]r ’-ki ergänzt. Eine ganz ähnliche Phrase findet
sich auch im Tukulti-Ninurta-Epos. um die Beziehung des assyrischen Königs zu Enlil zu beschreiben: uSarbiSuma
^nlil kima abi älidi arki märt bukriSu „Enlil erzog ihn wie ein leiblicher Vater nach seinem erstgeborenen Sohn”
(vgl. W. G. Lambert. AfO 18. 50. 12).
10’ Wie in der vorangehenden Zeile kann man auch hier eine Form der 2. Pers. Sg. f. erwarten. Die vorgeschlagene
Lesung tuS-ra-be wird demgemäß als SD-Stamm von rabü aufgefasst.
11’ Im vorliegenden Kontext kommt als Ergänzung etwa Subiltu als Nebenform zu Subultu „Ähre” infrage. Die Lesung
HNNIN1 am Ende der Zeile ist nach den Spuren möglich, bleibt aber unsicher. Das Epitheton „Ähre” findet sich
dagegen in Texten und Darstellungen seit der mittelassyrisch/mittelbabyIonischen Zeit bei der Göttin Sala (U. Seidl.
BagM 4. 138). Ihr ist der Stern Seru im Sternbild Virgo (Jungfrau) zugeordnet (RIA 11. 567). Dieser wird mit dem
Fixstern Spica (= a I 'irginis) geglichen, dem hellsten Stern in Virgo, der den Zeitpunkt der Ernte (> simämi) angibt.
13’ Wenn das über den Kolumnentrenner geschriebene Zeichen ctS zu Kol. III gehört, wie von E. Frahm. KAL 3. 145
vermutet, beginnt der Satz mit SU.LIM-nza. Die formal denkbare Lesung Salummatuma lässt sich mit dem Nachfol-
genden nicht sinnvoll in Beziehung setzen. Statt der am Zeilenende vorgeschlagenen Lesung .. .ni-bit AS-Sur könnte
vielleicht auch [ DING]IR'.MES-/« E AS-Sur gelesen werden.
14’ Wie E. Frahm. KAL 3. 145 ausführt, lassen sich die Spuren am Zeilenanfang nicht mit einer Lesung vta1-tas-qar
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften