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106

Ritualbeschreibungen und Gebete III

8 [ ] (leer) [ ]
9 [ ] (leer) [ ]
(abgebrochen)
Übersetzung:

Vs.
1’
[ ]..[
]
2’
[Pul]ver (?) von [
]
3’
Bogenleder [
]
4’
.sz/rtV/zz-PIlanzc [
]
5’
Mandrag[ora (?)
]
Rd.
1
Graupe [n
]
2
Lap[islazuli (?)
]
Rs.
1
pas7'[z/-Bchältcr
]
2
... -Pflanze (?)[
]
3
Glasfritte ... [
]
4
Mzzszz-Stein. [ ]-Stein [
]
5
Zedem[ha]rz [
]
6
[N]aphta(?).... [
]
7
[W]achs ... [
]
8-9
soweit erhalten unbeschrieben

Bemerkungen:
Vs. 2’

4’

5’

Rd. 1
Rs. 1

2

3

F. Köcher hat in BAM I. XIV zu Nr. 12 (VAT 9535) die Gleichung GAZ = siktu „Pulver“ vorgeschlagen (s. hier-
zu R. Borger. MZL. Nr. 340). Dem sind die Wbb. nicht gefolgt. Es muss sich aber nach BAM 12 Vs. 7’ um eine
Substanz handeln, die in der Gewichtseinheit kisal gemessen werden kann und somit in sehr geringen Mengen
vorkommt (zu den unterschiedlichen Auffassungen hinsichtlich des mit kisal bezeichneten Gewichts s. AHw 485a;
CAD K 416).
Der Freiraum nach dem letzten erhaltenen Zeichen lässt darauf schließen, dass hier "SIKIL gemeint ist (AHw 1041
„eine Pflanze“). In Hh. XVII. 134ff. (MSL 10. 88) wird "SIKIL mit ü-si-ki-lu bzw. sam-mu el-lu sowie mit ma-al-
ta-kal geglichen.
Pillü (NAM.TAR; NAM.TAL) ist Bestandteil der Rezeptur bei inneren Krankheiten (BAM 575) sowie von Kopf-
krankheiten (BAM 494). wird aber auch bei Schlangenbissen empfohlen. Die Pflanze weist „männliche“ und „weib-
liche“ Teile auf (zu den Belegen s. CAD P 3 76f.).
Es handelt sich hier wohl um die sonst meist gajätu genannte Pflanze (s. CAD G 11). die in lexikalischen Texten
(Practical Vocabulary aus Assur; Vokabular ümru.an.na) als kätn erscheint (s. hierzu AHw 466).
Im kultischen Kontext wird ein als pasru bezeichnetes hölzernes Objekt zur Aufnahme von Opfermaterie benutzt.
Möglicherweise handelt es sich dabei um eine Schale (s. u. Nr. 66. Kommentar zu Z. 5’). Wenn besagtes Objekt hier
aufgeführt ist. muss die sonst nicht verwendete Schreibung mit dem Zeichen „as" hervorgehoben werden.
Wenn ü als Determinativ aufzufassen ist. wird hier eine weitere Pflanzenart aufgeführt. Die Lesung des dritten
Zeichens ist nach Kollation recht sicher. Ein mit ma-dur- beginnender Pflanzenname wird von den Wbb. allerdings
nicht gelistet.
Worum es sich bei der als AN.ZAH (= anzahhu) bezeichneten Steinart handelt, ist bislang unsicher (s. A. Schuster-
Brandis. AOAT 46. 396ff). Anzahhu kommt sowohl als Amulettstein zur Anwendung als auch, häufig in Pulver-
form. bei der Glasherstellung sowie als eine von mehreren Ingredienzien in medizinischen Heilverfahren (ebd..
398). Mehrfach wird anzahhu neben dem zzzz/.szz-Stcin genannt (ebd.. 126f.; s. auch 461 Die „Top-32“ der verwen-
deten Steinarten). Der Zeichenrest vor dem Bruch ist wohl nicht mehr zugehörig. Nach den Spuren kann jedenfalls
eine der bekannten Arten von AN.ZAH. d. h. BABBAR oder GE6 (kutpü, s. ebd.. 398f.; 427). ausgeschlossen wer-
den.

4 Worum es sich bei dem häufig für Amulettketten verwendeten Stein musii handelt, ist noch ungeklärt. A. Schuster-
Brandis. AOAT 46. 43 If. referiert den derzeitigen Forschungsstand und spricht sich für den Ansatz „ein Mineral(?).
Nierenstein(?)“ aus.
5 Der Begriff däm ereni („Zedemharz“) findet sich in der hier auftretenden Schreibung ÜS e-re-nu außerdem noch
in KAV 78. einer Urkunde über die Stiftung Salmanassars II. für den Assur-Tempel. Die fragliche Substanz ist ver-
schiedentlich im Ritualkontext sowie in medizinischen Texten bezeugt (s. CAD E 278; J. Scurlock. Magico-medical
Means. 299:14’ ina KUS SUR ÜS -"-ERIN IGI SES „you rub erezzzz-cedar resin on it“ und passim).
 
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