Der philosophische Glaube angesichts der Offenbarung
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werden, das Zeugnis des Heiligen Geistes kann ihn ... zur Linken stellen, es kann ihm zur Ver-
stockung dienen. Gnade wäre nicht Gnade, wenn wir Gott gegenüber anders dran wären«?
Beim Kultus ist die Aussonderung von Ort, Zeit, Sinn, als nunmehr heilig, aus der übrigen Welt
offensichtlich. So ist es in allen Religionen auf der ganzen Welt. Der Offenbarungsglaube aber
will sich von ihnen unterscheiden. Die Sakramente nennt er Zeichen, aber diese Zeichen sind
herausgenommen aus allen andern Zeichen. Sie stehen nicht in der Reihe der Chiffern der Tran-
szendenz, sondern als Akte Gottes sind sie ausgesondert. Karl Barth wendet sich daher gegen alle,
die wie Wiclif154 »der Christenheit jauchzend verkündigen, daß alles Sichtbare, das uns umgibt,
recht verstanden, nichts anderes als eben Sakrament, sichtbares Zeichen des unsichtbaren Got-
tes sei«?55 »Es ist ein wohlgemeinter Unfug, wenn man meint, das Sakrament damit begründen
und empfehlen zu können, daß es ja so schön und einleuchtend in einer Reihe mit allen mögli-
chen anderen in der Natur vorfindlichen oder durch die Kultur aufgerichteten Symbolen stehe...
Mit aller Schärfe muß hier gesagt werden: das mit anderen Symbolen und wären es die tiefsin-
nigsten und ehrwürdigsten in eine Reihe gestellte, das als eine >sinnhaltige< Angelegenheit ne-
ben anderem behandelte Sakrament ist nicht mehr Sakrament, wie Jesus Christus, in die Reihe
der religiösen Persönlich |keiten gestellt... nicht mehr Jesus Christus ist. Was hat unsere Erkennt- 178
nis von allerlei Sinngehalten mit einem uns von Gott gegebenen Zeichen zu tun?«“156
Daher spielt bei der Deutung der Taufe nicht etwa die herrliche, reiche Symbolik des Wassers
eine Rolle, sondern allein dies: daß Gott aus natürlichen Dingen Zeichen einer ganz anderen
Sprache macht. In Gottes Wort war es so, »daß Dinge dieser Welt, also geschaffene und vergäng-
liche Dinge, nicht das waren und wirkten, was sie entsprechend ihrem Wesen als diese und diese
Dinge wirken können, sondern in ihrem natürlichen Wesen und doch über ihr natürliches We-
sen hinaus waren sie zugleich Buchstaben, geformt zu einem Wort, das Gott zu mir gesprochen
hatte, so wie ich es vernehmen konnte, und dies mein menschliches Auge, mein nur für die
Finsternis taugliches Eulenauge ... fand sich begabt, sie als Buchstaben und Wort zu lesen und
so, in dem meiner Finsternis angemessenen Licht, im Gleichnis des Geschaffenen, ist Gottes
Wort kraft seiner Kondeszendenz zu mir gekommen und habe ich es mir sagen lassen«?“157
Aber der Theologe deutet doch zugleich diese Zeichen des Sakraments. Wir sind »in der Taufe
einfach ins Wasser gestoßen und wieder herausgezogen«, »bekommen im Abendmahl Brot zu
essen und Wein zu trinken«?58 Dort gilt »das Untergetauchtwerden im Wasser der Taufe als Zei-
chen unseres Sterbens und Auferstehens mit Christus«, hier »das Essen und Trinken von Brot
und Wein des Abendmahls als Zeichen unserer Erhaltung durch seine Hingabe, durch seinen
Gang zum Vater«,iV159
Das wäre eine Weise allegorischer Deutung, die jedes wahre Symbol als Chiffer tötet und zu
einem überflüssigen bloßen Zeichen herabsetzt. Eben das aber ist nicht gemeint. Denn es ist die
Realität darin, »indem hier stumm und gerade so beredt die Natur aufsteht gegen alles Zerden-
ken und Zerreden der Wahrheit, und uns auf den Anfang zurückwirft«, - aber nicht, wie der Le-
ser denken könnte, auf den der Natur, vielmehr »von allem Erkennen auf jenes große Erkannt-
werden«?60 Das soll das Sakrament sein. Dieses hütet das Geheimnis Gottes und ist zugleich
seine Offenbarung.
i 1. C. S. 449.
ii 1. C. S. 44T.
iii 1. C. S. 432.
iv 1. c. S. 491.
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werden, das Zeugnis des Heiligen Geistes kann ihn ... zur Linken stellen, es kann ihm zur Ver-
stockung dienen. Gnade wäre nicht Gnade, wenn wir Gott gegenüber anders dran wären«?
Beim Kultus ist die Aussonderung von Ort, Zeit, Sinn, als nunmehr heilig, aus der übrigen Welt
offensichtlich. So ist es in allen Religionen auf der ganzen Welt. Der Offenbarungsglaube aber
will sich von ihnen unterscheiden. Die Sakramente nennt er Zeichen, aber diese Zeichen sind
herausgenommen aus allen andern Zeichen. Sie stehen nicht in der Reihe der Chiffern der Tran-
szendenz, sondern als Akte Gottes sind sie ausgesondert. Karl Barth wendet sich daher gegen alle,
die wie Wiclif154 »der Christenheit jauchzend verkündigen, daß alles Sichtbare, das uns umgibt,
recht verstanden, nichts anderes als eben Sakrament, sichtbares Zeichen des unsichtbaren Got-
tes sei«?55 »Es ist ein wohlgemeinter Unfug, wenn man meint, das Sakrament damit begründen
und empfehlen zu können, daß es ja so schön und einleuchtend in einer Reihe mit allen mögli-
chen anderen in der Natur vorfindlichen oder durch die Kultur aufgerichteten Symbolen stehe...
Mit aller Schärfe muß hier gesagt werden: das mit anderen Symbolen und wären es die tiefsin-
nigsten und ehrwürdigsten in eine Reihe gestellte, das als eine >sinnhaltige< Angelegenheit ne-
ben anderem behandelte Sakrament ist nicht mehr Sakrament, wie Jesus Christus, in die Reihe
der religiösen Persönlich |keiten gestellt... nicht mehr Jesus Christus ist. Was hat unsere Erkennt- 178
nis von allerlei Sinngehalten mit einem uns von Gott gegebenen Zeichen zu tun?«“156
Daher spielt bei der Deutung der Taufe nicht etwa die herrliche, reiche Symbolik des Wassers
eine Rolle, sondern allein dies: daß Gott aus natürlichen Dingen Zeichen einer ganz anderen
Sprache macht. In Gottes Wort war es so, »daß Dinge dieser Welt, also geschaffene und vergäng-
liche Dinge, nicht das waren und wirkten, was sie entsprechend ihrem Wesen als diese und diese
Dinge wirken können, sondern in ihrem natürlichen Wesen und doch über ihr natürliches We-
sen hinaus waren sie zugleich Buchstaben, geformt zu einem Wort, das Gott zu mir gesprochen
hatte, so wie ich es vernehmen konnte, und dies mein menschliches Auge, mein nur für die
Finsternis taugliches Eulenauge ... fand sich begabt, sie als Buchstaben und Wort zu lesen und
so, in dem meiner Finsternis angemessenen Licht, im Gleichnis des Geschaffenen, ist Gottes
Wort kraft seiner Kondeszendenz zu mir gekommen und habe ich es mir sagen lassen«?“157
Aber der Theologe deutet doch zugleich diese Zeichen des Sakraments. Wir sind »in der Taufe
einfach ins Wasser gestoßen und wieder herausgezogen«, »bekommen im Abendmahl Brot zu
essen und Wein zu trinken«?58 Dort gilt »das Untergetauchtwerden im Wasser der Taufe als Zei-
chen unseres Sterbens und Auferstehens mit Christus«, hier »das Essen und Trinken von Brot
und Wein des Abendmahls als Zeichen unserer Erhaltung durch seine Hingabe, durch seinen
Gang zum Vater«,iV159
Das wäre eine Weise allegorischer Deutung, die jedes wahre Symbol als Chiffer tötet und zu
einem überflüssigen bloßen Zeichen herabsetzt. Eben das aber ist nicht gemeint. Denn es ist die
Realität darin, »indem hier stumm und gerade so beredt die Natur aufsteht gegen alles Zerden-
ken und Zerreden der Wahrheit, und uns auf den Anfang zurückwirft«, - aber nicht, wie der Le-
ser denken könnte, auf den der Natur, vielmehr »von allem Erkennen auf jenes große Erkannt-
werden«?60 Das soll das Sakrament sein. Dieses hütet das Geheimnis Gottes und ist zugleich
seine Offenbarung.
i 1. C. S. 449.
ii 1. C. S. 44T.
iii 1. C. S. 432.
iv 1. c. S. 491.