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Der philosophische Glaube angesichts der Offenbarung
(5) Kampfund Kommunikation in den Chiffern: Wenn Philosophie im Kampf der
Mächte steht, die sie von außen nicht angemessen überblickt, dann erfolgt in diesem
Kampf nicht nur Abstoßen, sondern auch Kommunikation.
Wahrheit ist nicht möglich ohne Kampf. Es handelt sich um den schärfsten Kampf,
den der Wahrheit um sich selbst. Dieser Kampf ist von einzigartigem Charakter. Wo er
seine Reinheit und Tiefe zugleich erreicht, vollzieht er sich ohne Gewalt und Zwang
im Dasein. Beim Absinken in den brutalen Daseinskampf hört die Führung durch
Mächte auf. Chiffern wie alle geistigen Gebilde werden nur noch als Mittel für Daseins-
behauptung und Machterweiterung, als Schlagworte austauschbar, benutzt. Ein
Kampf um Wahrheit findet nicht mehr statt.
205 | Dieser Kampf vollzieht sich in der Hinführung an Grenzen, im Sehenlernen und
Hörenlernen, im rationalen Denken, im beschwörenden Aufzeigen der Transzendenz
durch Chiffern, im Auslegen der Chiffern. Er vollzieht sich in der Mitteilung, die her-
ausfordert. Es soll zur Sprache kommen, was eigentlich ist, bis das Schweigen selber als
erfüllte Sprache wesentlich wird. Gradezu zu sprechen, alles zu sagen, was ich mir
selbst zu sagen vermag, nichts zu verschweigen, ist Bedingung dieses Kampfes. Aber
auch im besten Gelingen bleibt die Indirektheit, in der das Selbst dem Selbst begegnet.
Wo wir Chiffern hören, sind wir schon beteiligt. Wenn wir beteiligt sind, folgen
wir den Gedanken nicht nur logisch, sondern mit unserem Wesen.
Der Kampf in den Chiffern findet immer statt, auch wenn er nicht bewußt wird
oder wie etwas Gleichgültiges am Rande steht. Manchmal scheint er ganz vergessen.
Oft ist er befangen. Erst unsere ganze Freiheit - durch Distanzierung vom Kampf zu-
gleich mit dem Hineinspringen in den Kampf der Chiffern - hält uns offen, drängt zur
Kommunikation, erweitert den Raum des Verstehens ins Unendliche und gibt ihm den
Boden in der geschichtlichen Wirklichkeit der Existenz.
Sich gegenseitig in Chiffern zu verstehen, bedeutet eine Kommunikation in Be-
rührung des Transzendenten. Dort ist die innigste Verbindung und die merkwürdigste
Feindschaft möglich. Wo Menschen verbunden sind, da bleibt der Kampf um die Rein-
heit und das Gewicht der Chiffern. Wo Menschen durch Chiffern zwischen sich ei-
nen Abgrund sehen, da treibt etwas, den Anderen noch im Verwerfen seiner Chiffern
doch zu verstehen, nämlich das Begehren, nicht in dieser oder jener besonderen Spra-
che, sondern im Ganzen der Bewegung in der Chiffernwelt einmütig zu werden. Hinter
dem Kampf in den Sinngebilden verbirgt sich, was die Träger der kämpfenden Mächte
vielleicht zusammenhält trotz des entgegengesetzten Augenscheins. Die unaufheb-
baren Alternativen können als nur vorläufiges, schicksalhaftes Spiel erscheinen oder
gar als Zusammengehörigkeit in einem umfassenden Ganzen, das selber wieder in
Chiffern gedacht wird. Aber auch diese Chiffer wird in der Erscheinung der Zeit stets
wieder zerschlagen.
Historisch sind die großen geistigen Ordnungen der Chiffern aufgetreten, meistens
im organisatorischen Zusammenhang mit soziologischen und politischen Realitäten
Der philosophische Glaube angesichts der Offenbarung
(5) Kampfund Kommunikation in den Chiffern: Wenn Philosophie im Kampf der
Mächte steht, die sie von außen nicht angemessen überblickt, dann erfolgt in diesem
Kampf nicht nur Abstoßen, sondern auch Kommunikation.
Wahrheit ist nicht möglich ohne Kampf. Es handelt sich um den schärfsten Kampf,
den der Wahrheit um sich selbst. Dieser Kampf ist von einzigartigem Charakter. Wo er
seine Reinheit und Tiefe zugleich erreicht, vollzieht er sich ohne Gewalt und Zwang
im Dasein. Beim Absinken in den brutalen Daseinskampf hört die Führung durch
Mächte auf. Chiffern wie alle geistigen Gebilde werden nur noch als Mittel für Daseins-
behauptung und Machterweiterung, als Schlagworte austauschbar, benutzt. Ein
Kampf um Wahrheit findet nicht mehr statt.
205 | Dieser Kampf vollzieht sich in der Hinführung an Grenzen, im Sehenlernen und
Hörenlernen, im rationalen Denken, im beschwörenden Aufzeigen der Transzendenz
durch Chiffern, im Auslegen der Chiffern. Er vollzieht sich in der Mitteilung, die her-
ausfordert. Es soll zur Sprache kommen, was eigentlich ist, bis das Schweigen selber als
erfüllte Sprache wesentlich wird. Gradezu zu sprechen, alles zu sagen, was ich mir
selbst zu sagen vermag, nichts zu verschweigen, ist Bedingung dieses Kampfes. Aber
auch im besten Gelingen bleibt die Indirektheit, in der das Selbst dem Selbst begegnet.
Wo wir Chiffern hören, sind wir schon beteiligt. Wenn wir beteiligt sind, folgen
wir den Gedanken nicht nur logisch, sondern mit unserem Wesen.
Der Kampf in den Chiffern findet immer statt, auch wenn er nicht bewußt wird
oder wie etwas Gleichgültiges am Rande steht. Manchmal scheint er ganz vergessen.
Oft ist er befangen. Erst unsere ganze Freiheit - durch Distanzierung vom Kampf zu-
gleich mit dem Hineinspringen in den Kampf der Chiffern - hält uns offen, drängt zur
Kommunikation, erweitert den Raum des Verstehens ins Unendliche und gibt ihm den
Boden in der geschichtlichen Wirklichkeit der Existenz.
Sich gegenseitig in Chiffern zu verstehen, bedeutet eine Kommunikation in Be-
rührung des Transzendenten. Dort ist die innigste Verbindung und die merkwürdigste
Feindschaft möglich. Wo Menschen verbunden sind, da bleibt der Kampf um die Rein-
heit und das Gewicht der Chiffern. Wo Menschen durch Chiffern zwischen sich ei-
nen Abgrund sehen, da treibt etwas, den Anderen noch im Verwerfen seiner Chiffern
doch zu verstehen, nämlich das Begehren, nicht in dieser oder jener besonderen Spra-
che, sondern im Ganzen der Bewegung in der Chiffernwelt einmütig zu werden. Hinter
dem Kampf in den Sinngebilden verbirgt sich, was die Träger der kämpfenden Mächte
vielleicht zusammenhält trotz des entgegengesetzten Augenscheins. Die unaufheb-
baren Alternativen können als nur vorläufiges, schicksalhaftes Spiel erscheinen oder
gar als Zusammengehörigkeit in einem umfassenden Ganzen, das selber wieder in
Chiffern gedacht wird. Aber auch diese Chiffer wird in der Erscheinung der Zeit stets
wieder zerschlagen.
Historisch sind die großen geistigen Ordnungen der Chiffern aufgetreten, meistens
im organisatorischen Zusammenhang mit soziologischen und politischen Realitäten