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Fussman, Gérard ; Hinüber, Oskar von ; Höllmann, Thomas O. ; Jettmar, Karl ; Bandini, Ditte ; Bemmann, Martin [Bearb.]
Die Felsbildstation Shatial — Materialien zur Archäologie der Nordgebiete Pakistans, Band 2: Mainz, 1997

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https://doi.org/10.11588/diglit.36948#0026
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ten eher unwahrscheinlich. Anfang des 7. Jh. n. ChrÄ wurde die mehr rundliche Brähml im Raume Gil-
git durch die Proto-Säradä ersetzt. Auch sie ist in Shatial mit einigen Inschriften vertreten.
Die bislang einzige sicher als syrisch (aramäische Schrift) identifizierte Inschrift (17:37) am Oberen Indus
wird von M. Tardieu in das 4.-5. Jh. n. Chr., von J. Teixidor jedoch bereits in das 3.-4. Jh. n. Chr. datiert.
Die fast 600 iranischen Inschriften sind überwiegend in sogdischer Schrift verfaßt. Daneben finden sich
einige wenige parthische, mittelpersische und baktrische Inschriften. In Shatial datieren vermutlich die
meisten iranischen Inschriften aus dem Zeitraum zwischen dem 4. und 6. Jh. n. Chr.^ Es ist allerdings
nicht auszuschließen, daß einige von ihnen bereits aus dem 3. Jh. stammen.^
Die chinesischen Inschriften dürften, von einer modernen (36:117) abgesehen, nach Höllmann frühestens
nach dem 3. Jh. n. Chr., möglicherweise aber sehr viel später entstanden sein.^
Sieht man von der erwähnten modernen chinesischen Inschrift ab, so enthalten lediglich drei Inschriften
(5:2-5; 36:38, 56) ein Datum. Die Brährm-Inschrift 5:2-5 läßt sich nach von Hinüber vermutlich in das
Jahr 474/5 datieren. Die beiden sogdischen Inschriften (36:38, 56) nennen zwar ein Datum, die Ära, auf
die sich diese Daten beziehen, ist jedoch nicht bekannt.
Demnach dürften die Inschriften in Shatial im wesentlichen nach dem 3. Jh. n. Chr. und in ihrer Mehr-
zahl vermutlich zwischen dem 4. und 6. Jh. n. Chr. entstanden sein.
Aufgrund der erwähnten Zeiträume, in die sich die einzelnen Schriftarten datieren lassen, kann versucht
werden, benachbarte Gravuren mit Hilfe des Patinavergleichs relativ zuzuordnen. Diese Vergleichsmög-
lichkeit beschränkt sich jedoch auf einander eng benachbarte Zeichnungen, d.h. solche, die sich auf dem-
selben Stein und möglichst auf derselben Fläche finden. So können beispielsweise aus derselben Zeit
stammende Brähmi-Inschriften je nach Himmelsrichtung oder Neigungswinkel der Fläche, auf der sie an-
gebracht wurden, sehr unterschiedlich patiniert sein. Diese Datierungsmethode ist also generell mit Vor-
sicht und nur unter den genannten Einschränkungen als zusätzliches Kriterium zu verwenden.
Darüber hinaus ergibt sich für einige Zeichnungen ein kunstgeschichtlicher Datierungsansatz (z.B. Stüpa-
Darstellungen und Tierstilzeichnungen). Hierbei gilt jedoch zu bedenken, daß sich die 'Faufzeit' bestimm-
ter Stilrichtungen besonders in Bergregionen über einen langen Zeitraum hinziehen kann. Auch bis in
jüngste Zeit angefertigte Nachahmungen sind zu berücksichtigen. Durch diese Datierungsmethode wird
also lediglich ein tyuem gewonnen. Hinzu kommt, daß die zeitliche Einordnung buddhisti-
scher Kunstdenkmäler nicht immer einfach ist.

35 von HINÜBER 1983: 61; SANDER 1989: HOf.; FUSSMAN 1993: 17, 27.
36 SIMS-WILLIAMS 1994: 24.
37 Siehe SlMS-WlLLIAMS unten S. 68.
38 HÖLLMANN 1993: 72.
 
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