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Fussman, Gérard ; Hinüber, Oskar von ; Höllmann, Thomas O. ; Jettmar, Karl ; Bandini, Ditte ; Bemmann, Martin [Bearb.]
Die Felsbildstation Shatial — Materialien zur Archäologie der Nordgebiete Pakistans, Band 2: Mainz, 1997

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https://doi.org/10.11588/diglit.36948#0028
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während die anderen in Jagdszenen eingebunden sind. Fünf der Jäger halten einen Bogen^ (175:7;
207:12; 219:4, 8, 14). Der Jäger 207:12 hat den rechten Arm offenbar in die Hüfte gestützt, wie dies bei-
spielsweise bei Bogenschützen auf sogdischen Münzen der Fall ist.^ Drei Jäger (218:16, 19, 28) halten
einen nicht näher bestimmbaren Gegenstand, bei dem es sich entweder ebenfalls um einen Bogen oder
aber um einen Stock oder einen Speer handeln könnte. Der letzte Jäger (223:1) trägt vermutlich eine
Waffe am Gürtel.
Bis auf eine (207:12) sind alle Darstellungen einfache, kunstlos ausgeführte Strichzeichnungen, bei denen
deutlich wird, daß es den Zeichnern lediglich darum ging, mit wenig Aufwand eine Jagdszene wiederzuge-
ben.
Vier Gravuren von Jägern sind bislang zeitlich nicht näher einzuordnen, da sich auf den entsprechenden
Steinen keine Inschriften finden. Die beiden Jäger 175:7 und 207:12 dürften aber aus vorbuddhistischer
Zeit stammen, da die Ritzungen sehr stark patiniert sind. Die einzige Brähmi-Inschrift auf Stein 218
(218:26) ist vermutlich zwischen dem 3. und dem 6. Jh. n. Chr. entstanden. Der Patina nach zu urteilen,
ist sie etwas jünger als die drei Jäger auf demselben Stein.
1.2 Krieger
Nur eine einzige Felszeichnung (1:13) in Shatial ist als Krieger und nicht als Jäger zu bezeichnen, da der
Zusammenhang mit Tieren fehlt und der mit Schild und Speer bewaffnete Mensch einer anderen, offen-
bar knienden Person gegenübersteht. Da die nebenstehende Inschrift(?) (1:12) augenscheinlich zerstört
oder jedenfalls nicht näher bestimmbar ist, läßt sich die Ritzung nicht datieren.
1.3 Mann
Sechs über die gesamte Station verteilte Ritzungen sind aufgrund der Wiedergabe des Geschlechtsteils
eindeutig als Darstellungen von Männern anzusprechen. Bei den fünf Strichzeichnungen ist dieses einfach
die Verlängerung der Rückenlinie, im sechsten Fall (215:18) wurde es separat angefügt. Zu den Männern
sind auch die Jäger, der Krieger und vermutlich die Adoranten zu zählen. Die meisten übrigen Menschen
dürften aber ebenfalls männlichen Geschlechts sein. Bei den seltenen Strichzeichnungen von Frauen in
anderen Felsbildstationen wurden in der Regel die Brüste durch je einen Punkt rechts und links des
Rumpfes angedeutet.^
Unter dem erhobenen linken Arm des Mannes 215:18 ist eine zunächst nicht deutbare, kleine kreisrunde
Fläche eingeritzt (Abb. 7). Obgleich die Zeichnung recht einfach ist, erinnert sie an die Darstellung Sivas
vor seinem Stier Nandi auf einigen verschliffenen hunnischen Münzen (Abb. 8). Hier ist in vielen Fällen
nur noch das als dicker Punkt mit mehr oder weniger deutlich ausgeprägten Beinen erkennbare Hinterteil
des Tieres unter dem linken Arm des Gottes zu sehen. Auch die Verbindung des Kopfes mit dem Rumpf
ist wie auf dem Felsbild bei dem Siva-Bild nicht mehr vorhanden. Das Felsbild könnte also auf eine ent-
sprechende Münzvorlage zurückgehen. In diesem Fall kann aber der Inhalt des Motivs nicht mehr ver-
standen worden sein, zumal die Person wohl nicht Siva wiedergeben soll.'*" Direkt über der Gravur steht
eine Brähmi-Inschrift (215:16), die rämz'Az lautet und die offenbar zu ihr gehört. Sie kann etwa in das 4.-6.
Jh. datiert werden. Eine Datierung der erwähnten hunnischen Münzen in das 5. Jh.^ würde mithin zu
39 Bei einem von ihnen (219:14) handelt es sich vermutlich um einen Reflexbogen.
40 ABDULLAEV 1995: 158, Abb. 8/4-5.
41 BEMMANN/KÖNIG 1994: 147 und Tafeln 1-3, 6.
42 Siva wäre, wenn nackt, dann vermutlich ithyphallisch dargestellt worden.
43 GÖBL 1967: Bd. 1, 24f.
 
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