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Fussman, Gérard ; Hinüber, Oskar von ; Höllmann, Thomas O. ; Jettmar, Karl ; Bandini, Ditte ; Bemmann, Martin [Bearb.]
Die Felsbildstation Shatial — Materialien zur Archäologie der Nordgebiete Pakistans, Band 2: Mainz, 1997

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https://doi.org/10.11588/diglit.36948#0056
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men oder jedenfalls Pflanzen, die aber nicht näher bestimmbar sein dürften. Von dem Gefäß 36:122
(Abb. 59) gehen seitlich zwei Blütenstengel und nach unten zwei 'Wurzeln' ab, die nicht recht erklärbar
sind. Allerdings finden sich ähnliche 'Würzelchen' auch auf anderen bildlichen Darstellungen von püfTm-
g/iatas, so z.B. auf einer reliefierten Terrakottaplatte bei Harwan in Kaschmir (Abb. 60). Die seltsamen
'Wurzeln' könnten möglicherweise als Abstraktionen von herabhängenden Schärpen oder Bändern ver-
standen werden, wie sie bei manchen Vasen zu sehen sind.^°
Die beiden Darstellungen von Gefäßen stammen aus der Zeit der Inschriften, sind also vermutlich zwi-
schen dem 4. und dem 6. Jh. n. Chr. entstanden.

11. Kreis (Tafel 20)
Siehe unter '19. Scheibe und Kreis'.

12. Kreuz (Tafel 20)
Die vier als Kreuz ansprechbaren Ritzungen (46:3; 117:1; 126:3; 141:7) sind über die Station Shatial ver-
streut. Bei einer (46:3) handelt es sich offenbar um ein Diagonalkreuz, ein weiteres (117:1) erinnert an
einen abstrahiert gezeichneten fliegenden Vogel. Möglicherweise hatten die Kreuze die Funktion von
Tamgas.^
Lediglich von Kreuz 141:7 läßt sich sagen, daß es, wie ein Vergleich mit der darunter eingeritzten In-
schrift (141:1) nahelegt, aus der Zeit der Brähmi-Inschriften stammen könnte. Die anderen lassen sich
nicht datieren.

13. Labyrinth (Tafel 20)
Die beiden Labyrinthe (26:5 und 36:123), die im Zentrum der Station eingraviert wurden, sind nach klas-
sischer Weise auf einem Kreuz aufgebaut, von dessen vier Armen sich die Linien zu einem Irrgarten ver-
schlingen. Da das Labyrinth 26:5 unvollständig ist, läßt sich hier sehr gut nachvollziehen, daß mit der
Konstruktion am oberen Armende des Kreuzes begonnen wurde. Das innere Kreuz haben alle Exemplare
dieses auf der ganzen Welt verbreiteten Musters als Ausgangspunkt der Konstruktion gemeinsam.^
Bemerkenswert dürfte sein, daß sich der Eingang zu Labyrinth 36:123 (Abb. 61 und Tafel VHb) links vom
Kreuz befindet. Dies ist bei Labyrinthen verschiedener Epochen nicht nur in Indien häufig, aber keines-
wegs immer der Fall. Zum einen könnte die unterschiedliche Lage des Eingangs auf die Links- bzw.
Rechtshändigkeit des Zeichners zurückzuführen sein, andererseits bliebe zu überprüfen, ob nicht eine Ab-
sicht dahintersteckt. Es würde eine Untersuchung sämtlicher Labyrinthdarstellungen erfordern, um festzu-
stellen, ob der unterschiedlichen Orientierung des Einganges eine bestimmte Bedeutung zukommt.

160 Vg!. SNODGRASS 1985: 342, Zeichnungen b und e.
161 Vgl. DRACUK 1975: u.a. Tafeln XXVIII, Nr. 121, 124; XXX, Nr. 78, 79.
162 Zu zahlreichen Beispielen und Literatur KERN 1983; SANTARCANGELt 1967.
 
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