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Fussman, Gérard ; Hinüber, Oskar von ; Höllmann, Thomas O. ; Jettmar, Karl ; Bandini, Ditte ; Bemmann, Martin [Bearb.]
Die Felsbildstation Shatial — Materialien zur Archäologie der Nordgebiete Pakistans, Band 2: Mainz, 1997

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https://doi.org/10.11588/diglit.36948#0073
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Nadelbaum könnte es sich bei 171:1, um einen Laubbaum bei 141:9 und um einen Menschen bei 171:2
handeln. Ein Strichtier könnte 50:34 und einen abstrahierten Raubvogel 218:27 darstellend
Um einen Phallos-Altar handelt es sich womöglich bei dem Unklar 53:39. Das Versteck eines Jägers
könnte die Ritzung 218:4 darstellen. Nicht auszuschließen ist hier aber auch, daß es sich um ein Tamga
handelt, wie bei einer vergleichbaren vorchristlichen Darstellung aus Shahdadd
Besondere Erwähnung verdient die Ritzung 36:128. Sie erinnert auf den ersten Blick an einen radschla-
genden Pfau. Da Pfauen aber im allgemeinen von der Seite dargestellt wurden und die Gravur zudem
von einigen buddhistischen Ritzungen umgeben ist, ist die Möglichkeit nicht völlig von der Hand zu wei-
sen, daß es sich bei ihr um eine unvollkommene und unvollendete Darstellung des vom Schlangenkönig
Mucilinda beschützten Buddhas handelt.
Die Felsbilder dieser Gruppe stammen im wesentlichen aus der Zeit der Inschriften, sind also bis etwa
zum 6. Jh. n. Chr. entstanden. Einige wenige dürften auch aus späteren Jahrhunderten, vermutlich keine
jedoch aus vorchristlicher Zeit datieren.

26. Viereck (Tafel 37)
Acht über die Station verteilte Ritzungen sind entweder unregelmäßige Vierecke (156:10; 219:19) oder
durch einen bzw. zwei Striche geteilte annähernde Rechtecke. Welche Bedeutung diesen Gravuren zu-
kommt, ist nicht klar. Es ist nicht auszuschließen, daß es sich dabei um einfache Tamgas handelt.^"
Dies dürfte insbesondere auf 27:12 zutreffen, das in unmittelbarer Nähe von Tamgas eingeritzt wurde.
Wenigstens zwei Vierecke (209:11; 221:1) könnten in vorchristliche Jahrhunderte datiert werden. Einige
stammen vermutlich aus der Zeit der Inschriften (z.B. 27:12; 34:156), und eine Ritzung (39:117) scheint,
wie die hellere Patina nahelegt, jünger als die Inschriften zu sein.

27. Yantra (Tafel 37)
Die Gravur 36:131 besteht aus zwei um 45° versetzten, übereinander gezeichneten Quadraten, deren Ek-
ken in Schlaufen auslaufen (Abb. 79 und Tafel VHb). Die Annahme, daß es sich dabei um ein Yantra
handelt, wird durch die vier Brähmi-aLy<3r<3S nahegelegt, die in die vier Ecken geritzt wurden. Sie lauten,
von links oben im Uhrzeigersinn nach links unten gelesen, möglicherweise U, ya/yra, ma/lU. Bei nähe-
rer Betrachtung ist aber an der unterschiedlichen Patinierung zu erkennen, daß diese vier aLyams sehr
wahrscheinlich später als die Zeichnung eingeritzt wurden. Rechts daneben steht eine Brährm-Inschrift
(36:13), die offenbar von derselben Hand stammt wie die vier Silben.
Damit schiene die Deutung als Yantra wieder fragwürdig zu werden. Tatsächlich ist eine ähnliche Figur
nicht nur in Mohenjo-Daro (siehe Abb. 80), sondern auch in der tantrischen Kunst Indiens zu finden,
sowie u.a. auch in Nepal"^ und Tibet,^ wo sie jeweils als Amulett oder Mandala verwendet wurde

280 Vg). eine ähnliche skythische Darstellung (besonders die Flügel) bei PlOTROVSKY/GALANINA/GRACH 1987: Abb. 19.
281 HAKEMI 1990: 470; vgl. auch ein Tamga bei DRACUK 1975: Tafel XXIII.
282 Vgl. DRACUK 1975: Tafel XXV, Nr. 121, 122.
283 Hierzu JOHARI 1987: 67.
284 PAL 1974-78: Abb. 75 Durgämandala (14. Jh.).
285 MÜLLER/RAUNIG 1982: 288, tibetischer Amulettbehälter.
 
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