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Fussman, Gérard ; Hinüber, Oskar von ; Höllmann, Thomas O. ; Jettmar, Karl ; Bandini, Ditte ; Bemmann, Martin [Bearb.]
Die Felsbildstation Shatial — Materialien zur Archäologie der Nordgebiete Pakistans, Band 2: Mainz, 1997

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https://doi.org/10.11588/diglit.36948#0084
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Zahlwort angegeben zu sein, aber es ist unklar, ob sich dieses auf ein Jahr einer nicht spezifizierten Ära
bezieht oder auf den Tag einer Reiset z.B. ZA" TTRFkw 700 "(Ich), Säs, der Sohn des Rashn-
dhes, (bin hierher gekommen) in/an (dem) hundertsten Tag/Jahr)" (36:56). Die längste und informativ-
ste sogdische Inschrift ist 36:38, die folgendermaßen übersetzt werden könnte: "(Ich), Nanai-vandak, der
(Sohn des) Narisaf, bin (hierher) gekommen in/an (dem) zehn(ten Tag/Jahr) und habe die Gnade von
dem Geist des heiligen Ortes Kart erbeten, (daß) ich sehr schnell nach Kharvandan (= Tashkurgan) ge-
lange und mit Freude (meinen) Bruder bei guter (Gesundheit) sehe".
Fast alle iranischen Inschriften in Shatial gehören zur Kategorie der 'Besucherinschriften', deren Haupt-
zweck es ist, den Besuch der genannten Person zu dokumentieren. Inschriften anderer Art sind praktisch
unbekannt.^ Eine Reihe von Inschriften bestehen ausschließlich aus dem Namen einer Gottheit, z.B.
Nanai (30:7 usw.) oder Wishaghn (34:173), aber es ist wahrscheinlich, daß in all diesen Fällen der göttli-
che Name die Funktion eines Personennamens besitztü Die im vorigen Absatz übersetzte lange sogdi-
sche Inschrift (36:38) spielt auf die Verehrung des "Geist[es] des heiligen Ortes Kart" an, aber auch sie
ist primär eine Besucherinschrift, die Nanai-vandaks, des Sohnes des Narisaf, Ankunft in Shatial festhält.
Damit ist die einzige iranische Inschrift ausschließlich religiösen Inhalts das baktrische votpo ßoio
"Verehrung dem Buddha" (27:3), was Brähmi zzamo ÜMöMhöya (132:1 usw.) entspräche.
Auch wenn es in mancherlei Hinsicht schade ist, daß die iranischen Inschriften fast ausschließlich aus
Personennamen bestehen, sind die Namen in sich durchaus informativ. Wie ich in meinem vorläufigen
Bericht schrieb, "liefert [das Material] erstmals ein Korpus sogdischer Namen, das groß genug ist, um als
typischer Querschnitt - zumindest von Männern einer bestimmten gesellschaftlichen Gruppe - verwende-
ter Namen zu gelten".^ Bei dieser Gelegenheit habe ich auf zwei besonders beliebte Arten von Namen
hingewiesen: die theophoren Namen, die auf zoroastrische und andere Gottheiten verweisen, darunter
Nanai, Wakhushu "der Oxus", Mäkh "der Mond", Chet "der Geist", Vagh-rew "der Reiche Gott" und
Vagh "der Gott" (d.h. Mithra?), Avyäman, Takhsich und Anäkhit, um nur die beliebtesten zu nennen^
und die 'heroischen Namen', die Bestandteile wie mcw "Tiger", "Armee", wanaw? "siegreich" und
k/mrM "stark" enthalten.
In SiMS-WlLLlAMS 1989-92 (Bd. 2, 34-36) habe ich eine Analyse der formalen Struktur der belegten sog-
dischen Namen vorgenommen und dabei folgende Typen unterschieden: Possessivkomposita, z.B. Satäsp
"hundert Pferde besitzend" (34:85), Wakhu-näm "einen guten Ruf habend" (5:29 usw.); abhängige Kom-
posita, z.B. Nanai-vandak "Diener der Nanai" (patsVm), Razm-wanwan "siegreich in der Schlacht"
(50:17); appositionellbestimmte Komposita, z.B. Khwar-mew "Sonne-Tiger" (53:33), Fatmi-wäch "erst-ge-
sandt" (34:31 usw.); regierende Komposita, z.B. Wan-kawäy "Überwinder von Riesen" (34:88); Satzna-
men, z.B. Äghat-zäk "ein Kind ist gekommen(?)" (34:44); als Namen gebrauchte einfache oder zusam-
mengesetzte Appellativa, z.B. Astken "knochig" (34:41 usw.), Spädh-kharsh "General" (31:59 usw.); Kurz-
namen, z.B. Nanai (als männlicher Eigenname) (30:7 usw.), Farn "Glanz" (36:65 usw.); zumeist mit den
Suffixen und -(7t gebildete Hypokoristika, z.B. Nanayakk (17:19 usw.), Farnch (5:32 usw.)Ä mit den
siehe cbd.: 42 (anders HUMBACH 1994: 181).
9 Zu beiden Möglichkeiten siehe SlMS-WlLLIAMS 1989-92: Bd. 2, 33. HUYSE 1996: 327 zieht die zweite Lösung vor, aber sein
Gedankengang ist mir nicht nachvollziehbar.
10 Zu einigen wenigen möglichen, aber sehr unsicheren Beispielen für sogdische Inschriften, die keinen Personennamen ent-
halten, siehe SlMS-WlLLIAMS 1989-92: Bd. 2, 33.
11 Ich sehe keinen Grund, mit HUMBACH 1994:178 anzunehmen, das wiederholte ytV777pn(?)yw/7u'u(?) in 50:3 könnte "die
Anrufung eines Gottes" darstellen.
12 SlMS-WlLLIAMS 1989: 135.
13 Siehe auch HUMBACH 1981: 2031. und SIMS-WILLIAMS 1991.
14 Es ist nicht klar, ob ein Hypokoristikum je als alternativer Name ein und derselben Person verwendet wird. So könnte man
 
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