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In einem Zeitraum von acht Jahren20 wurden zwischen Ende Juli und Mitte August vier schwerere Nie-
derschlagsereignisse registriert.
Die Landschaft um Hodar
Das Gebiet Hodar liegt an der orographisch rechten Uferseite des Indus, 13 km westlich von Chilas. Hier
mündet das Hodartal, ein von Nord nach Süd verlaufendes Seitental des Indus, in das Haupttal. Das klei-
ne Flüßchen, das im Hodartal fließt, wird Hodar Gah genannt und ermöglicht den Einwohnern der Tal-
schaft Hodar Bewässerungsfeldbau in der sonst wüstenhaften Gebirgslandschaft. Die Materialeinträge aus
dem Seitental konnten den mächtigen Indusstrom an die gegenüberliegende Seite des breiten Haupttales
abdrängen, so daß sich nun auf der orographisch rechten Seite eine natürlich geschaffene größere Terras-
senfläche zur anthropogenen Nutzung anbot.
Sobald der Hodar Gah aus seinem Seitental austritt, macht er einen Bogen und fließt - der Fließrichtung
des Indus entgegen - direkt nach Osten, um dann, etwa nach 1200 Metern, in seinen Vorfluter zu mün-
den. Diese markante Änderung des Flußverlaufs ist auf anthropogenen Eingriff zurückzuführen: Die
Menschen nutzen das kostbare Fremdwasser zur Bewässerung ihrer Felder, die auf einer alten21
Schwemmfächerterrasse angelegt sind. Diese breitet sich von der Hodartalmündung sanft abfallend zum
Indus hin aus und überlagert die Indusschotter des Haupttales. An der Terrassenfront ist zu erkennen,
daß der tiefer liegende rezente Indus dort Schwemmfächermaterial wegerodiert. Weitere von Nord nach
Süd verlaufende Abflußrinnen22 im Hodar-Schwemmfächer bezeugen das zeitweise23 Durchqueren von
Fließgewässern in diese Richtung.
Die Talflanken im Mündungsbereich des Hodartales sind unterschiedlich ausgeprägt: Der felsige Unter-
grund der orographisch rechten Talflanke ist mit terrassenförmig24 eingeschnittenem, fluvio-glazial trans-
portiertem Material25 und mit äolisch verfrachteten, hellen Sandschleiern überdeckt. Zum Teil wurden
Flugsande vom Südwestwind über den Luvhang des rechten Talsporns hinweg nach Lee Verblasen. West-
lich dieses Talsporns schließt sich die Talflanke des Haupttales an. Sie zeigt auf einer Höhe von 1250 m
ü. M. eine rudimentär ausgebildete ehemalige Flußterrasse. Äolische Sande, die den Hang weitgehend
überdecken, bieten einen Hinweis auf die hier vorherrschende Windrichtung aus Südwest.
Die östliche Flanke des Hodartales besteht hauptsächlich aus nacktem Fels. Im Spornbereich dieser Tal-
flanke liegt die Höhensiedlung Kino Kot in einer Höhe von 1200 m ü. M., ca. 50 Meter über dem Fuß
des Felshanges.26
Der Felssporn aus kristallinem Gestein erscheint unterschiedlich stark zergliedert. Hätten nicht bereits
mehrere Vereisungen, gravitative Bewegungen, Verwitterung und auch Erdbeben hier merklich einge-
wirkt, wäre der entsprechende Hang wesentlich steiler.
20 1985-1993.
21 Entsprechend dem geomorphologisch-sedimentologischen Befund muß die Phase der Aufschotterung bzw. Sedimentierung
im Spät- und frühen Postglazial liegen, d.h. 10.000 Jahre vor heute.
22 Wahrscheinlich handelt es sich um Altrinnen.
23 Z.B. bei Schneeschmelzen oder Starkregenereignissen.
24 Die Terrassen sind ehemalige Arbeitskanten des Flusses.
25 In der geomorphologischen Karte von Hodar als “proglaziale, mäßig bis deutlich geschichtete Schotter” bezeichnet.
26 Gemessen vom Übergang zwischen Felshang und Schwemmfächerterrasse bis zur Höhensiedlung Kino Kot.
 
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