Stellenkommentar WA 6, KSA 6, S. 24-25 95
ten und braunsten Harmonie vor sich herzuwälzen. Sofort greift der Zuhörer
pessimistisch in den eigenen Busen — und wird tief" (KSA 14, 405). In der
definitiven Fassung von WA 6 wird das in 25, 23-25 variiert.
24, 32 sie öffnen die Thore, mit Händel zu reden] N. spielt wahrscheinlich
an auf den berühmten Chor im zweiten Teil von Georg Friedrich Händels Orato-
rium Messiah (1741-1742) nach Psalm 24, 7: „Lift up your heads, 0 ye gates,
and be lift up, ye everlasting doors, and the King of glory shall come in!" (In
der deutschen Version: „Hoch thut euch auf und öffnet euch weit, ihr Thore
der Welt: denn der König der Ehren ziehet ein!" Zweisprachiges Libretto bei
Händel 1902, 45, 169). Aber schon die erste Arie des Engels „Disseratevi, oh
[sic] porte d'averno" in Händels frühem italienischem Oratorium La Resurrezi-
one von 1708 spielt mit der Toröffnungs-Metapher. Der Text dieser Arie lautet:
„Disserratevi, oh porte d'averno, / E al bel lume d'un lume ch'e eterno / Tutto
in lampi si sciolga l'orror! / Cedete, orride porte, / Cedete al re di gloria, / Che
della sua vittoria / Voi siete il primo onor!" („Oeffnet weit euch, ihr Pforten
der Hölle! / Vor dem Leuchten des göttlichen Strahles / Wird zum Glanze die
schreckliche Nacht. / Empfangt, ihr grausigen Thore, / Empfangt den Herrn
der Herrlichkeit, / Der König ist von Ewigkeit / In unbesiegter Macht." Die
freie Übersetzung stammt von Bernhard Gugler und ist zusammen mit dem
italienischen Text, der in den neueren Editionen teilweise abweicht, zu finden
im entsprechenden Band der alten Händel-Werkausgabe: Händel 1878, 39, 3).
24, 33 andre bezaubern das Rückenmark] Vgl. NL 1887/88, KSA 13, 11[323], 136
(KGW IX 7, W II 3, 63, 48-54) und NL 1888, KSA 13, 14[53], 244 (KGW IX 8, W
II 5, 159, 2-8). Zur Funktionsweise des Rückenmarks äußert sich z. B. Höffding
1887, 48 (Lesespuren N.s, vgl. NPB 300). Robert Musil adaptiert diese Wendung
im Mann ohne Eigenschaften: „Sein Rückenmark wurde von der Narkose dieser
Musik gelähmt und sein Schicksal erleichtert" (Musil 1978, 67, vgl. 615, dazu
Neymeyr 2005, 115).
25, 4 Agagiren] „Agacieren (franz., spr. agass-), auf pikante Weise anregen
und herausfordern" (Meyer 1885-1892, 1, 180).
25, 4 f. handhaben wir Blitz und Donner, — das wirft um...] Die unwetterträch-
tige Musik Wagners hat in der zeitgenössischen Kritik wiederholt zu entspre-
chenden Bemerkungen Anlass gegeben, z. B. „du roulement du tonnerre, des
fureurs de l'orage, du galop et du bruit des sabots des chevaux des Walkyries"
(„über das Rollen des Donners, das Wüten des Gewitters, den Galopp und den
Huflärm der Pferde der Walküren". Lindau 1885, 137). Zum tosenden Applaus
bei der Aufführung des Parsifal in Bayreuth vermerkt Lindau: „Quand Wagner
lance un eclair, le tonnerre gronde dans son theätre." (Ebd., 175. „Wenn Wag-
ten und braunsten Harmonie vor sich herzuwälzen. Sofort greift der Zuhörer
pessimistisch in den eigenen Busen — und wird tief" (KSA 14, 405). In der
definitiven Fassung von WA 6 wird das in 25, 23-25 variiert.
24, 32 sie öffnen die Thore, mit Händel zu reden] N. spielt wahrscheinlich
an auf den berühmten Chor im zweiten Teil von Georg Friedrich Händels Orato-
rium Messiah (1741-1742) nach Psalm 24, 7: „Lift up your heads, 0 ye gates,
and be lift up, ye everlasting doors, and the King of glory shall come in!" (In
der deutschen Version: „Hoch thut euch auf und öffnet euch weit, ihr Thore
der Welt: denn der König der Ehren ziehet ein!" Zweisprachiges Libretto bei
Händel 1902, 45, 169). Aber schon die erste Arie des Engels „Disseratevi, oh
[sic] porte d'averno" in Händels frühem italienischem Oratorium La Resurrezi-
one von 1708 spielt mit der Toröffnungs-Metapher. Der Text dieser Arie lautet:
„Disserratevi, oh porte d'averno, / E al bel lume d'un lume ch'e eterno / Tutto
in lampi si sciolga l'orror! / Cedete, orride porte, / Cedete al re di gloria, / Che
della sua vittoria / Voi siete il primo onor!" („Oeffnet weit euch, ihr Pforten
der Hölle! / Vor dem Leuchten des göttlichen Strahles / Wird zum Glanze die
schreckliche Nacht. / Empfangt, ihr grausigen Thore, / Empfangt den Herrn
der Herrlichkeit, / Der König ist von Ewigkeit / In unbesiegter Macht." Die
freie Übersetzung stammt von Bernhard Gugler und ist zusammen mit dem
italienischen Text, der in den neueren Editionen teilweise abweicht, zu finden
im entsprechenden Band der alten Händel-Werkausgabe: Händel 1878, 39, 3).
24, 33 andre bezaubern das Rückenmark] Vgl. NL 1887/88, KSA 13, 11[323], 136
(KGW IX 7, W II 3, 63, 48-54) und NL 1888, KSA 13, 14[53], 244 (KGW IX 8, W
II 5, 159, 2-8). Zur Funktionsweise des Rückenmarks äußert sich z. B. Höffding
1887, 48 (Lesespuren N.s, vgl. NPB 300). Robert Musil adaptiert diese Wendung
im Mann ohne Eigenschaften: „Sein Rückenmark wurde von der Narkose dieser
Musik gelähmt und sein Schicksal erleichtert" (Musil 1978, 67, vgl. 615, dazu
Neymeyr 2005, 115).
25, 4 Agagiren] „Agacieren (franz., spr. agass-), auf pikante Weise anregen
und herausfordern" (Meyer 1885-1892, 1, 180).
25, 4 f. handhaben wir Blitz und Donner, — das wirft um...] Die unwetterträch-
tige Musik Wagners hat in der zeitgenössischen Kritik wiederholt zu entspre-
chenden Bemerkungen Anlass gegeben, z. B. „du roulement du tonnerre, des
fureurs de l'orage, du galop et du bruit des sabots des chevaux des Walkyries"
(„über das Rollen des Donners, das Wüten des Gewitters, den Galopp und den
Huflärm der Pferde der Walküren". Lindau 1885, 137). Zum tosenden Applaus
bei der Aufführung des Parsifal in Bayreuth vermerkt Lindau: „Quand Wagner
lance un eclair, le tonnerre gronde dans son theätre." (Ebd., 175. „Wenn Wag-