238 Götzen-Dämmerung
fantastiques, il avait eu l'idee de celle-ci: Un homme aime. C'etait une femme,
les bras noues autour du cou d'un homme qui la portait avec effort sur son
dos..." („Wir sprechen über Fotografie und über die fagon demoiselle, wie sich
die Figuren in der Dunkelkammer färben, über den extremen Kontrast gegen-
über dem Fühlen und dem Reproduzieren von Gemälden. Er [sc. Gavarni] sagt
uns, dass die Malerei offensichtlich eine Konvention sei, deren Triumph der
Stil, oder genauer ,der Spannungsbogen vom Verstehen zum Ideal' sei! / Von
hier aus wendet sich das Gespräch der Frau zu. Seiner Meinung nach hat der
Mann die Frau gemacht, indem er ihr all seine Poesien gab. Er beschwert sich
über ihr Unverständnis, ihr leeres Gerede... In der Zeit, als er sich in seinem
Kopf phantastische Karikaturen vorstellte, hatte er die folgende Idee: Ein
geliebter Mann. Es war eine Frau, die Arme geschlungen um den Hals eines
Mannes, der sie mit Mühe auf seinem Rücken trug...") Dass der Mann die Frau
geschaffen habe, ist auch ein Bonmot aus Alphonse Karrs Roman Une heure
trop tard (1849): „La femme, teile qu'elle est, est une fiction. / La nature a cree
la femelle, et la reproduction par la jouissance; / L'homme a cree la femme et
l'amour; / Deux belles fictions, — sans lesquelles, apres avoir sa/174/tisfait ä
la loi de la reproduction, il nous faudrait, comme les fleurs, et presque aussi
rapidement qu'elles, jaunir et mourir." (Karr 1857, 173 f. „Die Frau, so wie sie
ist, ist eine Illusion. / Die Natur hat das Weibchen geschaffen und die Fort-
pflanzung durch Genuss; / Der Mann hat die Frau geschaffen und die Liebe; /
Zwei schöne Illusionen, - ohne jene Illusionen müssten wir, nachdem wir uns
dem Gesetz der Fortpflanzung gebeugt haben, fast so schnell welken und ster-
ben wie die Blumen.") N. besaß eine Karr-Anthologie, die Lesespuren aufweist
(Karr 1877, vgl. NPB 329), in der sich freilich dieses Zitat nicht findet.
Natürlich ist die Rippe eine Anspielung auf Genesis 2, 21 f., wonach Gott
die Frau aus einer Rippe Adams gemacht habe.
14
61, 7 f. Was? du suchst? du möchtest dich verzehnfachen, verhundertfachen? du
suchst Anhänger? — Suche Nullen! —] Vgl. NL 1887/88, KSA 13, 11[296], 117, 21
(KGW IX 7, W II 3, 84, 28): „sie suchen eine Null, um ihren Werth zu verzehn-
fachen". Es handelt sich um ein Exzerpt aus Goncourt 1887, 1, 387 (18. Septem-
ber 1861): „,Voulez-vous, nous dit Gavarni, le secret de toute societe, de toute
association? Ce sont des unites sans valeur ä la recherche d'un zero, d'un zero
qui leur apporte la force d'une dizaine!'" („,Wollen Sie', sagt uns Gavarni,
,das Geheimnis jeglicher Gesellschaft, jeglicher Verbindung wissen? Es sind
fantastiques, il avait eu l'idee de celle-ci: Un homme aime. C'etait une femme,
les bras noues autour du cou d'un homme qui la portait avec effort sur son
dos..." („Wir sprechen über Fotografie und über die fagon demoiselle, wie sich
die Figuren in der Dunkelkammer färben, über den extremen Kontrast gegen-
über dem Fühlen und dem Reproduzieren von Gemälden. Er [sc. Gavarni] sagt
uns, dass die Malerei offensichtlich eine Konvention sei, deren Triumph der
Stil, oder genauer ,der Spannungsbogen vom Verstehen zum Ideal' sei! / Von
hier aus wendet sich das Gespräch der Frau zu. Seiner Meinung nach hat der
Mann die Frau gemacht, indem er ihr all seine Poesien gab. Er beschwert sich
über ihr Unverständnis, ihr leeres Gerede... In der Zeit, als er sich in seinem
Kopf phantastische Karikaturen vorstellte, hatte er die folgende Idee: Ein
geliebter Mann. Es war eine Frau, die Arme geschlungen um den Hals eines
Mannes, der sie mit Mühe auf seinem Rücken trug...") Dass der Mann die Frau
geschaffen habe, ist auch ein Bonmot aus Alphonse Karrs Roman Une heure
trop tard (1849): „La femme, teile qu'elle est, est une fiction. / La nature a cree
la femelle, et la reproduction par la jouissance; / L'homme a cree la femme et
l'amour; / Deux belles fictions, — sans lesquelles, apres avoir sa/174/tisfait ä
la loi de la reproduction, il nous faudrait, comme les fleurs, et presque aussi
rapidement qu'elles, jaunir et mourir." (Karr 1857, 173 f. „Die Frau, so wie sie
ist, ist eine Illusion. / Die Natur hat das Weibchen geschaffen und die Fort-
pflanzung durch Genuss; / Der Mann hat die Frau geschaffen und die Liebe; /
Zwei schöne Illusionen, - ohne jene Illusionen müssten wir, nachdem wir uns
dem Gesetz der Fortpflanzung gebeugt haben, fast so schnell welken und ster-
ben wie die Blumen.") N. besaß eine Karr-Anthologie, die Lesespuren aufweist
(Karr 1877, vgl. NPB 329), in der sich freilich dieses Zitat nicht findet.
Natürlich ist die Rippe eine Anspielung auf Genesis 2, 21 f., wonach Gott
die Frau aus einer Rippe Adams gemacht habe.
14
61, 7 f. Was? du suchst? du möchtest dich verzehnfachen, verhundertfachen? du
suchst Anhänger? — Suche Nullen! —] Vgl. NL 1887/88, KSA 13, 11[296], 117, 21
(KGW IX 7, W II 3, 84, 28): „sie suchen eine Null, um ihren Werth zu verzehn-
fachen". Es handelt sich um ein Exzerpt aus Goncourt 1887, 1, 387 (18. Septem-
ber 1861): „,Voulez-vous, nous dit Gavarni, le secret de toute societe, de toute
association? Ce sont des unites sans valeur ä la recherche d'un zero, d'un zero
qui leur apporte la force d'une dizaine!'" („,Wollen Sie', sagt uns Gavarni,
,das Geheimnis jeglicher Gesellschaft, jeglicher Verbindung wissen? Es sind