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Sommer, Andreas Urs; Nietzsche, Friedrich; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]
Historischer und kritischer Kommentar zu Friedrich Nietzsches Werken (Band 6,1): Kommentar zu Nietzsches "Der Fall Wagner", "Götzen-Dämmerung" — Berlin, Boston: De Gruyter, 2012

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https://doi.org/10.11588/diglit.70913#0312
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Stellenkommentar GD Vernunft, KSA 6, S. 75-76 293

Geruchssinn, welcher nur jene chemischen Wirkungen wahrnimmt, die durch
Berührung der Schleimhäute mit in Wasserdämpfen gelösten oder in Staub-
form durch die Luft fortgeführten im Schleime lösbaren Substanzen entstehen,
verfügt wieder nur über ein sehr engbegrenztes Gebiet, das zum Theile mit
jenem der schmeckbaren Substanzen zusammenfällt. Die einfachen Stoffe [...]
vermögen wir fast gar nicht zu riechen". Höffding 1887, 287 billigt dem
Geruchssinn zu, sich „in weit höherm Grade als der Geschmack von Instinkt
losmachen und die Quelle ästhetischen Wohlgefallens werden" zu können.
Kröner 1887, 176, Fn. 1 schließlich betont, wie sehr der „Kulturmensch" im
Laufe der Entwicklung „an Schärfe des Geruchsinnes verloren" habe.
76, 1 Spektroskop] In N.s Werk und Nachlass kommt das Spektroskop nur hier
sowie in der vorbereitenden Notiz NL 1888, KSA 13, 14[134], 318, 7 (KGW IX 8,
W II 5, 78, 10) vor. Eine Spektralanalyse, für die Spektroskope verwendet wur-
den, hat nach damaligem Lexikonwissen freilich nichts mit den Sinneswahr-
nehmungen zu tun, für die die Nase zuständig ist: Unter Spektralanalyse ver-
stand man die „Untersuchung des Spektrums des von einem Körper
ausgesendeten oder von ihm durchgelassenen Lichts in der Absicht, die stoffli-
che Beschaffenheit des Körpers zu ergründen. Zur Beobachtung des Spektrums
dienen die verschiedenen Arten der Spektroskope." (Meyer 1885-1892, 15, 117)
Die Spektroskope dienen der chemisch-physikalischen Analyse von Substan-
zen, aber etwa auch der Beschaffenheit von Sternen. Zwar können Spektro-
skope durchaus auch Schwingungen und Bewegungen erfassen, aber doch
zunächst einmal im astronomischen Bereich: „Wenn eine Lichtquelle mit gro-
ßer Geschwindigkeit, welche mit derjenigen des Lichts vergleichbar ist, sich
uns nähert oder von uns entfernt, so müssen von jeder homogenen Lichtsorte,
welche sie aussendet, im ersten Fall mehr, im letzten Fall weniger Schwingun-
gen pro Sekunde auf das Auge oder das Prisma treffen, als wenn die Licht-
quelle stillstände. [...] In dieser Weise können mittels des Spektroskops Bewe-
gungen wahrgenommen und gemessen werden, welche in der Gesichtslinie
selbst auf uns zu oder von uns weg gerichtet sind, während ein Fernrohr nur
solche Bewegungen wahrzunehmen gestattet, welche senkrecht zur Gesichtsli-
nie erfolgen." (Meyer 1885-1892, 15, 121) Bei Guyau 1887, 433 konnte N. lesen,
dass „le spectroscope nous prouve que des molecules terrestres se meuvent en
harmonie avec des molecules placees dans les etoiles" („das Spektroskop
beweist, dass die Moleküle der Erde sich harmonisch mit den Molekülen der
Sterne bewegen"). N. war Fragen der Spektralanalyse und des astronomischen
Gebrauchs von Spektroskopen schon bei der Lektüre von Johann Carl Friedrich
Zöllners Über die Natur der Cometen begegnet (z. B. Zöllner 1872, XXX ff.), wo
auch die Frage erörtert wird (ebd., XXXV), wer der Entdecker der Spektralana-
lyse gewesen sei.
 
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