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Sommer, Andreas Urs; Nietzsche, Friedrich; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]
Historischer und kritischer Kommentar zu Friedrich Nietzsches Werken (Band 6,1): Kommentar zu Nietzsches "Der Fall Wagner", "Götzen-Dämmerung" — Berlin, Boston: De Gruyter, 2012

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https://doi.org/10.11588/diglit.70913#0480
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Stellenkommentar GD Streifzüge, KSA 6, S. 123-124 461

Die Identifikation von Ariadne mit Cosima Wagner — was den Assoziati-
onshorizont mit Wagner als Theseus, N. als Konkurrenz-Liebhaber Dionysos
und Tribschen als Naxos eröffnet — ist zumindest in den sogenannten Wahn-
sinnszetteln explizit, vgl. N. an Burckhardt, 06. 01. 1889, KSB 8, Nr. 1256, S. 579
u. NK KSA 6, 285, 8-11. Zu dieser biographischen Privatmythologie siehe
Podach 1996.
Das Esel-Motiv im Zusammenhang mit Dionysos wird von N.s Lektüren,
nämlich von Besnards Kommentar zu Arnobius erhellt: „Ihm [sc. Priapos] sind
wie dem Dionysos die Esel heilig, ohne Zweifel wegen der Brunst, durch die
sie berüchtigt sind" (Arnobius 1842, 435). Im Zusammenhang mit den rasenden
Bacchantinnen teilt Besnard einen Ausschnitt aus Catulls „Hochzeitsgedicht
des Peleus und der Thetis" mit: „Doch an dem anderen End' hinschweifete
Bacchus der holde, / zieh'nd mit dem Satyrchor und nysischen Schwarm der
Silene, / dich Ariadne suchend und dir heiß glühend in Liebe." (Arnobius
1842, 536. Doppelte Anstreichung N.s am Rand.) Vgl. EH Warum ich so gute
Bücher schreibe 2, KSA 6, 302, 5-10: „Wir wissen Alle, Einige wissen es sogar
aus Erfahrung, was ein Langohr ist. Wohlan, ich wage zu behaupten, dass ich
die kleinsten Ohren habe. Dies interessirt gar nicht wenig die Weiblein —, es
scheint mir, sie fühlen sich besser von mir verstanden?... Ich bin der Anti-
esel par excellence".
Einen Überblick über die Dionysos-Rezeption seit der Antike geben
Schmidt / Schmidt-Berger 2008, zur philosophischen Interpretation Figal 2008,
zur poststrukturalistischen Adaption Deleuze 2008, 201-213. Djuric 1985, 267 f.
merkt zu Dionysos in N.s Spätwerk an, er habe nichts mehr mit dem gleichna-
migen griechischen Gott zu tun. Zum Wandel von N.s Dionysos-Verständnis
siehe auch Luyster 2001 und Stiegler 2005, zu N.s Adaption der Ariadne-Figur
Hödl 2009, 577-582.

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124, 7 f. Nichts ist hässlich als der entartende Mensch] Den Begriff der
Entartung braucht N. synonym zu Degeneration und Degenerescenz. Die kultu-
relle Degeneration ist schon in N.s Frühwerk ein Thema, vgl. z. B. NK KSA 1,
112, 6-10. Die Behauptung, Hässlichkeit sei mit dem (degenerierten) Verbrecher
assoziiert, bespricht Fere 1888, 80 (zitiert in NK 69, 1-3).
124, 9 f. Physiologisch nachgerechnet, schwächt und betrübt alles Hässliche
den Menschen.] Vgl. Fere 1887, 64: „Ces differentes experiences concordent par-
faitement pour nous montrer que les sensations agreables s'accompagnent
 
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