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Sommer, Andreas Urs; Nietzsche, Friedrich; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Contr.]
Historischer und kritischer Kommentar zu Friedrich Nietzsches Werken (Band 6,2): Kommentar zu Nietzsches "Der Antichrist", "Ecce homo", "Dionysos-Dithyramben", "Nietzsche contra Wagner" — Berlin, Boston: De Gruyter, 2013

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https://doi.org/10.11588/diglit.70914#0031
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8 Der Antichrist. Fluch auf das Christenthum

Manuskript in Turin sichergestellt hatte, es sorgfältig ab (dieses Manuskript ist
überliefert im Nachlass Franz Overbeck, Universitätsbibliothek Basel, A 311).
Das Druckmanuskript von N.s Hand mit einigen Korrekturen von Köselitz hat
sich erhalten; es hat zwei Titelblätter: Das erste, ältere trägt die Aufschrift:
„Der Antichrist. / Versuch einer Kritik des Christenthums. / Erstes
Buch / der Umwerthung aller Werthe."; auf dem zweiten steht: „Der
Antichrist. / Fluch auf das Christenthum." Gestrichen hat N. auf diesem
zweiten Blatt schließlich noch den Untertitel „Umwerthung aller Werthe"
(KSA 14, 434 f.).
Erstmals veröffentlicht wurde AC mit dem Untertitel „Versuch einer Kritik
des Christenthums" 1895 im achten Band der von Fritz Koegel herausgegebe-
nen Großoktav-Ausgabe von N.s Werken. Dabei wurden die Korrekturen von
Köselitz stillschweigend übernommen und vier Stellen, die Elisabeth Förster-
N. anrüchig erschienen, unterschlagen — freilich nicht ganz stillschweigend.
Koegel schreibt in seinem Nachbericht: „An einer Stelle sind fünf, an einer
andern vier Zeilen weggelassen, an zwei andern Orten je ein Wort." (GoAK 8,
Nachbericht, IV) Die Auslassungen wurden in den späteren, vom Weimarer N.-
Archiv verantworteten Ausgaben übernommen. Die vier im Stellenkommentar
erläuterten Veränderungen betreffen KSA 6, 200, 14 f.; 207, 32-208, 3; 211, 6
sowie 253, 16-20. Einen Text ohne die vier Sinnentstellungen publizierte Karl
Schlechta 1956, während Erich F. Podach 1961 noch GWC dem AC-Textcorpus
zuschlug. Den ersten zuverlässigen Text bieten Giorgio Colli und Mazzino Mon-
tinari 1969 in KGW VI 3.

2 N.s werkspezifische Äußerungen
Während N. in Ecce homo mehr oder weniger kritischen Rückblick auf seine
früheren Schriften hält und deren Gehalt teilweise völlig neu perspektiviert,
um seinen Denkweg als linear und konsequent erscheinen zu lassen, wird AC
in diesen Retraktationen bewusst ausgespart. Ecce homo sollte ja die Leser erst
auf das Erscheinen der „Umwerthung aller Werthe" vorbereiten: „In Voraus-
sicht, dass ich über Kurzem mit der schwersten Forderung an die Menschheit
herantreten muss, die je an sie gestellt wurde, scheint es mir unerlässlich, zu
sagen, wer ich bin." (EH Vorwort 1, KSA 6, 257, 3-6) Das Werk ist keineswegs
nur ein Lebensrückblick, sondern eine Selbstverständigung im Blick auf Künf-
tiges, nämlich auf die noch nicht in Druck gegebene „Umwerthung", über
deren Umfang — vier Bücher oder nur ein Buch, nämlich AC — die Angaben
und Pläne ja zunächst schwanken. „Umwerthung aller Werthe: das ist
meine Formel für einen Akt höchster Selbstbesinnung der Menschheit, der in
 
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