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Sommer, Andreas Urs; Nietzsche, Friedrich; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]
Historischer und kritischer Kommentar zu Friedrich Nietzsches Werken (Band 6,2): Kommentar zu Nietzsches "Der Antichrist", "Ecce homo", "Dionysos-Dithyramben", "Nietzsche contra Wagner" — Berlin, Boston: De Gruyter, 2013

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https://doi.org/10.11588/diglit.70914#0049
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26 Der Antichrist. Fluch auf das Christenthum

während des Abfassens des endgültigen Vorwortes zu GD, wo die Sentenz aus
Aulus Gellius zitiert wird, vgl. NK KSA 6, 57, 17.
167, 17 f. Eine Erfahrung aus sieben Einsamkeiten.] Diese „Erfahrung" steht
augenscheinlich in Analogie zu dem schon im 19. Jahrhundert geflügelten Wort
des „Siebenten Himmels", der sich hinwiederum aus jüdischen und islami-
schen Quellen speist: Paulus wurde nach 2. Korinther 12, 2 nur in den dritten
Himmel entrückt. Nach der mittelalterlichen Alberich-Vision durchwanderte
Alberich alle sieben Himmel (vgl. den „Wanderer" in FW 309); im siebten steht
der von Cherubim bewachte Thron Gottes (Handwörterbuch des deutschen
Aberglaubens 1927-1942, 6, 1445). Zum Dithyrambus Ruhm und Ewigkeit hieß
es in einem Briefentwurf an Köselitz vom 30. 12. 1888, er sei „jenseits aller
sieben Himmel gedichtet" (KSB 8, Nr. 1227, S. 566, Z. 46 f.). In DD selbst kehrt
die Formel von der „siebenten Einsamkeit" dreimal wieder (KSA 6, 393, 21; 394,
6 und 397, 1, vgl. NK KSA 6, 393, 21 f.), während EH Za 5, KSA 6, 342, 12 von
„sieben Häute[n] der Einsamkeit" spricht: „es geht Nichts mehr hindurch". FW
309, KSA 3, 545, 25 stammt ausdrücklich „Aus der siebenten Einsam-
keit" (FW IV 309, KSA 3, 545). Das ekstatische Glücksmoment dieser Formel
mit der Anspielung auf den Siebten Himmel tritt, im Unterschied zu DD,
sowohl in AC Vorwort als auch in EH Za 5 zurück, denn die siebente und
äußerste Einsamkeit ist beängstigend und bedrohend selbst für den, der sie zu
schätzen weiß: eine „schauerliche Stille" (KSA 6, 342, 11). Nach FW 309, KSA 3,
545, 26 f. „warf der Wanderer eine Thür hinter sich zu, blieb stehen und
weinte" — keineswegs verfällt er danach in Euphorie, sondern nimmt von allen
Gewissheiten Abschied. Die „sieben Einsamkeiten", aus denen die idealen
Leser in AC Vorwort ihre „Erfahrung" (167, 17) schöpfen, sind Stationen auf
dem Weg der Umwertung, keine arkadischen Ruheplätze.
167, 20 f. Und der Wille zur Ökonomie grossen Stils: seine Kraft, seine
Begeisterung beisammen behalten...] Vgl. GD Moral als Widernatur 6,
KSA 6, 87, 22-29: „Immer mehr ist uns das Auge für jene Ökonomie aufgegan-
gen, welche alles Das noch braucht und auszunützen weiss, was der heilige
Aberwitz des Priesters, der kranken Vernunft im Priester verwirft, für jene
Ökonomie im Gesetz des Lebens, die selbst aus der widerlichen species des
Muckers, des Priesters, des Tugendhaften ihren Vortheil zieht, — welchen
Vortheil? — Aber wir selbst, wir Immoralisten sind hier die Antwort..." Dem-
nach gibt es nicht nur eine Haushaltung im Stil, sondern durchaus in der
Natur selbst, so dass der Ökonomiebegriff in N.s Spätwerk eine metaphysische
Konnotation nicht ganz abstreifen kann, obwohl Überlegungen zur Ökonomie
im Nachlass in einen biologischen Kontext eingebunden werden, vgl NL 1888,
KSA 13, 14[182], 369 f. (KGW IX 8, W II 5, 25, 5-59).
 
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