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Sommer, Andreas Urs; Nietzsche, Friedrich; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]
Historischer und kritischer Kommentar zu Friedrich Nietzsches Werken (Band 6,2): Kommentar zu Nietzsches "Der Antichrist", "Ecce homo", "Dionysos-Dithyramben", "Nietzsche contra Wagner" — Berlin, Boston: De Gruyter, 2013

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https://doi.org/10.11588/diglit.70914#0134
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Stellenkommentar AC 20, KSA 6, S. 185-186 111

eher „die auffälligen Aehnlichkeiten" des Buddhismus und des Christentums
zu betonen (Hellwald 1876, 1, 196).
186, 6 decadence-Religionen] Korrigiert im Druckmanuskript aus: „Schluß-
Religionen" (KSA 14, 440).
186, 7-9 Dass man sie jetzt vergleichen kann, dafür ist der Kritiker des
Christenthums den indischen Gelehrten tief dankbar.] Die von N. konsultierte
Forschung zum Thema ist freilich ausschließlich europäisch, meist deutsch,
namentlich Oldenberg 1881 und Müller 1869.
186, 13 der Begriff „Gott" ist bereits abgethan, als er kommt] Vgl. z. B. Olden-
berg 1881, 54: „Wenn im Buddhismus der grossartige Versuch gemacht ist,
eine Erlösung zu denken, in welcher sich der Mensch selber erlöst, so hat die
brahmanische Speculation diesem Gedanken den Boden bereitet. Sie hat den
Begriff der Gottheit Schritt für Schritt zurückgedrängt" (vgl. ebd., 132; Hellwald
1876, 1, 194 u. Müller 1869, 220 mit einem Zitat von Barthelemy Saint-Hilaire:
„Der Buddhismus hat keinen Gott").
186, 14 f. Der Buddhismus ist die einzige eigentlich positivistische Religion]
Diese Qualifizierung ist in der von N. studierten Literatur geradezu topisch:
Müller 1869, 168 meint, es sei im Westen genügend zum Thema Buddhismus
geschrieben worden, um „die Philosophen durch das Factum bestürzt zu
machen, dass sie in Positivismus und Nihilismus von den Bewohnern der chi-
nesischen Klöster bei weitem übertroffen werden". Hellwald 1877a, 2, 189 merkt
an: „In ihrem Verlaufe aber [...] entwickelte die buddhistische Lehre den Idea-
lismus wie den Materialismus, den Positivismus wie den Nihilismus." Teich-
müller 1882, 357 notiert schließlich: „Der Buddhismus [...] hält sich an die
Erscheinungen (Sankhara) in positivistischer Weise".
186, 16-18 er sagt nicht mehr „Kampf gegen Sünde", sondern, ganz der Wirk-
lichkeit das Recht gebend, „Kampf gegen das Leiden"] Vgl. z. B. Müller 1869,
197, wonach Buddha „lehrt, dass das Leben nur Leid sei; dass dieses Leid nur
aus unsern Neigungen entspringt, dass wir unsere Neigungen unterdrücken
müssen, um die Wurzel unserer Leiden zu vertilgen; dass er die Menschheit
lehren kann, wie sie jede Neigung, jede Leidenschaft, jeden Wunsch ausrotten
könne." Die Wendung „Kampf gegen das Leiden" findet sich bei Oldenberg
1881, 437.
186, 20 f. er steht, in meiner Sprache geredet, jenseits von Gut und Böse] Vgl.
NL 1884, KSA 11, 26[221], 207, eine Aufzeichnung nach Oldenberg 1881, 50,
wo es heißt: „Der ewige Ätman ist über Lohn und Strafe, über Heiligkeit und
Unheiligkeit gleich hoch erhaben."
 
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