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Sommer, Andreas Urs; Nietzsche, Friedrich; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Contr.]
Historischer und kritischer Kommentar zu Friedrich Nietzsches Werken (Band 6,2): Kommentar zu Nietzsches "Der Antichrist", "Ecce homo", "Dionysos-Dithyramben", "Nietzsche contra Wagner" — Berlin, Boston: De Gruyter, 2013

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https://doi.org/10.11588/diglit.70914#0344
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Stellenkommentar AC, KSA 6, S. 253-254 321

vgl. v. a. die Schriften von N.s Freund Overbeck (dazu Peter 1992 u. Sommer
1997).
254, 13 f. Der Verbrecher der Verbrecher ist folglich der Philosoph.] Das
Empörende dieses Satzes lässt sich auch durch den Hinweis auf AC 10 nicht
wirklich dämpfen. Dort ist zwar die deutsche Philosophie als Enkelkind des
Protestantismus, der „halbseitige[n] Lähmung des Christenthums — und der
Vernunft" (KSA 6, 176, 16 f.), als „eine hinterlistige Theologie" (176, 19)
gebrandmarkt worden. Verallgemeinert wurde dieses auf die deutsche Geistes-
geschichte gemünzte Urteil in AC 12. Dass „der Philosoph" an sich ein hinterlis-
tiger Theologe oder gar „der Verbrecher der Verbrecher" sei, wurde dort aller-
dings nicht in dieser Drastik gesagt. GWC dekretiert vom Standpunkt einer
bereits realisierten Herrenmoral aus, die alles Philosophieren von Sokrates und
Platon bis hin zu Kant, Hegel und Schopenhauer als kryptochristlich entlarven
will, weil es Hinterwelten erfindet (vgl. GD Die „Vernunft" in der Philosophie,
KSA 6, 74-79).
Dritter Satz
254, 16 seine Basilisken-Eier gebrütet hat] Vgl. Jesaja 59, 5 in der von N. benutz-
ten Luther-Übersetzung: „Sie [sc. die Sünder] brüten Basilisken-Eyer, und wir-
ken Spinnewebe. Isset man von ihren Eyern, so muß man sterben; zertritt man
es aber, so fährt eine Otter heraus." (Die Bibel: Altes Testament 1818, 719) N.
greift die Vorstellung wieder auf in DD Ruhm und Ewigkeit 1, siehe NK KSA 6,
402, 5-8. Erläuterungen zur Basilisken-Mythologie finden sich auch bei Menzel
1870, 1, 23 f., vgl. ferner Sommer 2000a, 676-680.
Vierter Satz
254, 22 Sünde wider den heiligen Geist des Lebens] Die Wendung „heiliger
Geist des Lebens" hat N. bei Hehn 1888, 140 gefunden: „indem dieser Dichter
[sc. Goethe] innerhalb einer Kirche, die unablässig bemüht war, das Bewußt-
sein des Todes wach zu halten, nicht memento mori sprach, sondern ,gedenke
zu leben' (so stand auf der Rolle, Wilhelm Meister 8, 5) und seiner Geliebten
schrieb: ,der heilige Geist des Lebens verlasse Dich nicht' — so mußte er noth-
wendig in der öffentlichen Meinung als verworfen und irreligiös erscheinen."
Ebd., 286 wird die Briefstelle — an Charlotte von Stein vom 24. 03. 1776 —
genauer zitiert. Vgl. NK KSA 6, 151, 5-8. Theologisch zum Begriff der „Sünde
 
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