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Sommer, Andreas Urs; Nietzsche, Friedrich; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]
Historischer und kritischer Kommentar zu Friedrich Nietzsches Werken (Band 6,2): Kommentar zu Nietzsches "Der Antichrist", "Ecce homo", "Dionysos-Dithyramben", "Nietzsche contra Wagner" — Berlin, Boston: De Gruyter, 2013

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https://doi.org/10.11588/diglit.70914#0414
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Stellenkommentar EH weise, KSA 6, S. 275-277 391

leid in der Neubestimmung von Humanität als Selbstüberwindung unterbun-
den. Entsprechend ausgeprägt ist N.s Kritik am Mitleid beispielsweise in AC 7,
KSA 6, 172-174. Freilich empfiehlt er in seiner berüchtigten „Moral für
Ärzte" den Ärzten gerade „jeden Tag eine neue Dosis Ekel vor ihrem Patien-
ten" (GD Streifzüge eines Unzeitgemässen 36, KSA 6, 134, 21 f.) — so, als ob Ekel
eine therapeutische (oder doch zumindest für die Ärzte selbsttherapeutische)
Wirkung hätte. Zur Selbstüberwindung siehe NK KSA 6, 11, 10-13.
276, 6-10 Aber ich habe Einsamkeit nöthig, will sagen, Genesung, Rückkehr
zu mir, den Athem einer freien leichten spielenden Luft... Mein ganzer Zara-
thustra ist ein Dithyrambus auf die Einsamkeit, oder, wenn man mich verstanden
hat, auf die Reinheit...] Zu dem hier im Hintergrund stehenden Konzept akti-
ven Vergessens und Verdauens siehe NK 280, 5 f.
276, lOf. Zum Glück nicht auf die reine Thorheit] Wie Wagners Parsifal,
vgl. NK KSA 6, 130, 14-17, ferner NK KSA 6, 34, 12 f.
276, 11 f. Wer Augen für Farben hat, wird ihn diamanten nennen.] In EH FW,
KSA 6, 333, 20 f. wird „diamantene Schönheit" für die „ersten Worte des Zara-
thustra" in Anspruch genommen, während am Ende von GD, KSA 6, 161 der
aus Za III Von alten und neuen Tafeln 29 (KSA 4, 268) zitierte Text ein Gespräch
von Diamant und Küchen-Kohle rapportiert. Das Problem der Diamantfarbe
besteht freilich darin, dass sie nicht festgelegt ist: „Er [sc. der Diamant] ist
farblos und wasserhell, auch grau, gelb, braun, schwarz, rot, grün, blau, meist
aber von hellerer Färbung." (Meyer 1885-1892, 4, 930).
276, 12 f. Der Ekel am Menschen, am „Gesindel" war immer meine grösste
Gefahr...] Vgl. NK 276, 2-6 u. 371, 13.
276, 16-277, 26 Was geschah mir doch? Wie erlöste ich mich vom Ekel? Wer
verjüngte mein Auge? Wie erflog ich die Höhe, wo kein Gesindel mehr am Brun-
nen sitzt? I Schuf mein Ekel selber mir Flügel und quellenahnende Kräfte? Wahr-
lich, in's Höchste musste ich fliegen, dass ich den Born der Lust wiederfände! — I
Oh ich fand ihn, meine Brüder! Hier im Höchsten quillt mir der Born der Lust!
Und es giebt ein Leben, an dem kein Gesindel mittrinkt! I Fast zu heftig strömst
du mir, Quell der Lust! Und oft leerst du den Becher wieder, dadurch, dass du
ihn füllen willst. I Und noch muss ich lernen, bescheidener dir zu nahen: allzuhef-
tig strömt dir noch mein Herz entgegen: I — mein Herz, auf dem mein Sommer
brennt, der kurze, heisse, schwermüthige, überselige: wie verlangt mein Sommer-
Herz nach deiner Kühle! I Vorbei die zögernde Trübsal meines Frühlings! Vorüber
die Schneeflocken meiner Bosheit im Juni! Sommer wurde ich ganz und Sommer-
Mittag, — 1 — ein Sommer im Höchsten mit kalten Quellen und seliger Stille: oh
kommt, meine Freunde, dass die Stille noch seliger werde! I Denn dies ist unsre
 
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