Metadaten

Sommer, Andreas Urs; Nietzsche, Friedrich; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Contr.]
Historischer und kritischer Kommentar zu Friedrich Nietzsches Werken (Band 6,2): Kommentar zu Nietzsches "Der Antichrist", "Ecce homo", "Dionysos-Dithyramben", "Nietzsche contra Wagner" — Berlin, Boston: De Gruyter, 2013

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.70914#0416
License: In Copyright

DWork-Logo
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Stellenkommentar EH klug, KSA 6, S. 277-278 393

NW-Korrekturabzügen, die vom 22. 12. 1888 datieren, das Kapitel „Intermezzo"
noch enthalten. N. ließ dies in NW so stehen, gab das Werk zum Druck frei,
nicht ohne am 29. und 30. Dezember per Postkarte noch zwei Korrekturen im
„Intermezzo" -Text von NW anzubringen. Am 2. Januar 1889 verzichtete N. aller-
dings auf die Veröffentlichung von NW, so dass in der Ausgabe von Colli und
Montinari das „Intermezzo"-Kapitel (abgesehen von NW Intermezzo, KSA 6,
420, 19-421, 22) ohne diesen Titel in EH als EH Warum ich so klug bin 7, KSA 6,
290, 24-291, 26 integriert wurde, gemäß einem (am 15. Dezember 1888 wieder
gestrichenen) Hinweis für den Drucker am oberen Rand des „Intermezzo"-Blat-
tes: „Einzuschieben in zweites Kapitel: warum ich so klug bin." (KSA 14, 475)
N. sandte den Text KSA 6, 289, 20-290, 23 an Naumann und notierte dazu: „Im
zweiten Capitel: warum ich so klug bin einzuschieben; vor dem Abschnitt
über dem ursprünglich Intermezzo stand." (KSA 14, 475) Dieser Abschnitt
erhielt von N. die Abschnittnummer 5. Am Ende steht: „6. / — Ich sage noch
ein Wort für die ausgesuchtesten Ohren: was ich jetzt von der Musik will /
Fortsetzung im Manuskript." (KSA 14, 475, vgl. KSA 6, 290, 25 f.) Um den
29. Dezember herum ließ N. Naumann den letzten Nachtrag über Heine mit
folgendem Hinweis am oberen Blattrand zukommen: „Im zweiten Hauptca-
pitel: Warum ich so klug bin als 4 einzuschieben". Nach dem neuen Abschnitt
folgte der Vermerk: „NB. Jetzt kommen die zwei Abschnitte, die von Richard
Wagner handeln." Gemeint sind damit die Abschnitte KSA 6, 288, 2-289, 18
sowie KSA 6, 289, 20-290, 23 (alles nach KSA 14, 475 f.). Eine tabellarische
Übersicht über die im Dezember 1888 erfolgten Änderungen im Kapitel
„Warum ich so klug bin" findet sich in KSA 14, 476.
Der Unterschied zwischen Klugheit und Weisheit, die in den Titeln der
ersten beiden Kapitel von EH evoziert werden, ist nicht einfach zu bestimmen.
Klugheit, die bei N. nicht immer positiv konnotiert ist, meint offensichtlich
eine Fähigkeit, sich in den konkreten Lebensverhältnissen zurechtzufinden. In
der Tradition namentlich der Aufklärung (vgl. dazu die Belege in NK KSA 6,
35, 5 f.) ist Klugheit häufig an bestimmten, außer ihr liegenden Zwecken orien-
tiert; wenn man dies oder jenes zu erreichen weiß, ist man klug — unabhängig
von der moralischen Wertigkeit des jeweiligen Zwecks. Weisheit hingegen
erscheint als ein Selbstzweck, als ein Zustand des Wissens und des Handelns
um seiner selbst willen. Im Kapitel „Warum ich so weise bin" behandelt N.
seine Familiengenealogie und seine eigentliche, von ihm nicht veränderbare
natürliche Disposition. Das wird offensichtlich als generelle Voraussetzung der
Weisheit verstanden — einer Weisheit, die von den konkreten Lebensumstän-
den unabhängig ist. Das Kapitel „Warum ich so klug bin" gilt hingegen den
konkreten Umständen jenes Menschen, der erklären will, wie er wurde, was er
ist. Es sind dies Umstände, die er zum Gegenstand seiner Wahl, seiner Ent-
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften