418 Ecce homo. Wie man wird, was man ist
rard-Varagnac 1887, 58), den er gelesen hat (Lesespuren, vgl. NPB 139). Zu
Stendhal und Napoleon vgl. auch Bourget 1920, 1, 284 u. ö.
286, 4 f. ex ungue Napoleonem] Vgl. Carl von Gersdorffs Brief an N., 23. 09.
1888, in dem vom Erhalt des „liebenswürdigen Duettes aus dem Löwen von
Venedig (ex ungue leonem!)" (KGB III 6, Nr. 582, S. 312), d. h. aus Heinrich von
Köselitz' komischer Oper dieses Titels die Rede ist. N. leitete diese Formulie-
rung in seinem Brief vom 27. 09. 1888 an Köselitz weiter (KSB 8, Nr. 1122,
S. 443). Die sprichwörtliche Wendung „ex ungue leonem", die in N.s Werk
nicht auftaucht und die er hier parodiert, ist auch in den zeitgenössischen
Konversationslexika vermerkt und also weit verbreitet: „Aus der Klaue (erkennt
man) den Löwen" (Meyer 1885-1892, 5, 982). Die Klaue, der Griff Napoleons ist
für N. in Stendhals Werk sichtbar.
286, 7 Prosper Merimee in Ehren...] Dass Merimee ein „esprit fort" und Verfas-
ser einer „publication antireligieuse" gewesen ist, hat N. z. B. bei Foucher 1873,
301 erfahren. Aus Foucher 1873, 303 hat sich N. in NL 1887/88, KSA 13, 11[66],
32 (KGW IX 7, W II 3, 168, 24-28) ein Exzerpt zu Merimee angelegt.
286, 7-10 Vielleicht bin ich selbst auf Stendhal neidisch? Er hat mir den besten
Atheisten-Witz weggenommen, den gerade ich hätte machen können: „die ein-
zige Entschuldigung Gottes ist, dass er nicht existirt"...] Vgl. Albert 1885, 236:
„La religion, il s'en preoccupe peu: il est athee avec rage, ne croit pas que les
autres croient, a des plaisanteries legeres, comme celle ci: ,Ce qui excuse Dieu,
c'est qu'il n'existe pas.' Par ce cöte, il se rattache au mauvais XVIIIe siecle. [...]
Il est avec d'Holbach, La Mettrie, Helvetius." (Nachweis bei D'lorio 1992, 400.
„Er macht sich wenig Gedanken um die Religion: Er ist Atheist mit wütender
Überzeugung, glaubt nicht, dass die anderen glauben, macht leichte Späße wie
diesen: ,Was Gott entschuldigt, ist, dass er nicht existiert.' In dieser Beziehung
schließt er sich dem schlechten 18. Jahrhundert an. [...] Er steht in einer Reihe
mit d'Holbach, La Mettrie, Helvetius.") Eine ähnliche Stelle konnte N. bei Bour-
get 1883, 260 (Bourget 1920, 1, 283) lesen: „Sa metaphysique sommaire le rend
implacable pour toutes les inventions de l'Idealisme allemand, comme elle le
rend feroce sur l'article de la religion. ,Le papisme, disait-il souvent, est la
source de tous les crimes.' Il est athee ä la maniere d'Andre Chenier, jusqu'au
delice. On connait sa phrase celebre: ,La seule chose qui excuse Dieu, c'est
qu'il n'existe pas.'" (Nachweis bei Campioni 2001, 150, Fn. 1 u. Morillas Esteban
2007, 402. „Seine dürftige Metaphysik macht ihn gnadenlos gegen alle Erfin-
dungen des Deutschen Idealismus, wie sie ihn auch gegen die Religion wild
macht. ,Der Papismus', sagte er oft, ,ist die Quelle aller Verbrechen.' Er ist
Atheist bis zum Hochgefühl nach Art Andre Cheniers. Man kennt seinen
berühmten Satz: ,Das Einzige, was Gott entschuldigt, ist, dass er nicht exis-
rard-Varagnac 1887, 58), den er gelesen hat (Lesespuren, vgl. NPB 139). Zu
Stendhal und Napoleon vgl. auch Bourget 1920, 1, 284 u. ö.
286, 4 f. ex ungue Napoleonem] Vgl. Carl von Gersdorffs Brief an N., 23. 09.
1888, in dem vom Erhalt des „liebenswürdigen Duettes aus dem Löwen von
Venedig (ex ungue leonem!)" (KGB III 6, Nr. 582, S. 312), d. h. aus Heinrich von
Köselitz' komischer Oper dieses Titels die Rede ist. N. leitete diese Formulie-
rung in seinem Brief vom 27. 09. 1888 an Köselitz weiter (KSB 8, Nr. 1122,
S. 443). Die sprichwörtliche Wendung „ex ungue leonem", die in N.s Werk
nicht auftaucht und die er hier parodiert, ist auch in den zeitgenössischen
Konversationslexika vermerkt und also weit verbreitet: „Aus der Klaue (erkennt
man) den Löwen" (Meyer 1885-1892, 5, 982). Die Klaue, der Griff Napoleons ist
für N. in Stendhals Werk sichtbar.
286, 7 Prosper Merimee in Ehren...] Dass Merimee ein „esprit fort" und Verfas-
ser einer „publication antireligieuse" gewesen ist, hat N. z. B. bei Foucher 1873,
301 erfahren. Aus Foucher 1873, 303 hat sich N. in NL 1887/88, KSA 13, 11[66],
32 (KGW IX 7, W II 3, 168, 24-28) ein Exzerpt zu Merimee angelegt.
286, 7-10 Vielleicht bin ich selbst auf Stendhal neidisch? Er hat mir den besten
Atheisten-Witz weggenommen, den gerade ich hätte machen können: „die ein-
zige Entschuldigung Gottes ist, dass er nicht existirt"...] Vgl. Albert 1885, 236:
„La religion, il s'en preoccupe peu: il est athee avec rage, ne croit pas que les
autres croient, a des plaisanteries legeres, comme celle ci: ,Ce qui excuse Dieu,
c'est qu'il n'existe pas.' Par ce cöte, il se rattache au mauvais XVIIIe siecle. [...]
Il est avec d'Holbach, La Mettrie, Helvetius." (Nachweis bei D'lorio 1992, 400.
„Er macht sich wenig Gedanken um die Religion: Er ist Atheist mit wütender
Überzeugung, glaubt nicht, dass die anderen glauben, macht leichte Späße wie
diesen: ,Was Gott entschuldigt, ist, dass er nicht existiert.' In dieser Beziehung
schließt er sich dem schlechten 18. Jahrhundert an. [...] Er steht in einer Reihe
mit d'Holbach, La Mettrie, Helvetius.") Eine ähnliche Stelle konnte N. bei Bour-
get 1883, 260 (Bourget 1920, 1, 283) lesen: „Sa metaphysique sommaire le rend
implacable pour toutes les inventions de l'Idealisme allemand, comme elle le
rend feroce sur l'article de la religion. ,Le papisme, disait-il souvent, est la
source de tous les crimes.' Il est athee ä la maniere d'Andre Chenier, jusqu'au
delice. On connait sa phrase celebre: ,La seule chose qui excuse Dieu, c'est
qu'il n'existe pas.'" (Nachweis bei Campioni 2001, 150, Fn. 1 u. Morillas Esteban
2007, 402. „Seine dürftige Metaphysik macht ihn gnadenlos gegen alle Erfin-
dungen des Deutschen Idealismus, wie sie ihn auch gegen die Religion wild
macht. ,Der Papismus', sagte er oft, ,ist die Quelle aller Verbrechen.' Er ist
Atheist bis zum Hochgefühl nach Art Andre Cheniers. Man kennt seinen
berühmten Satz: ,Das Einzige, was Gott entschuldigt, ist, dass er nicht exis-