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Sommer, Andreas Urs; Nietzsche, Friedrich; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]
Historischer und kritischer Kommentar zu Friedrich Nietzsches Werken (Band 6,2): Kommentar zu Nietzsches "Der Antichrist", "Ecce homo", "Dionysos-Dithyramben", "Nietzsche contra Wagner" — Berlin, Boston: De Gruyter, 2013

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https://doi.org/10.11588/diglit.70914#0468
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Stellenkommentar EH klug, KSA 6, S. 295-297 445

in Köselitz' Abschrift findet, von fremder Hand gestrichen; in der Erstausgabe
von 1908 erscheint der Passus im Kommentar, Podach 1961, 245 f. bringt den
Passus in spitzen Klammern.
Kaiser Wilhelm II. besuchte im Herbst 1888 Papst Leo XIII. in Rom — eine
Reise nicht ohne diplomatische Tücken, da sich der Papst als Gefangener im
Vatikan betrachtete, während der König von Italien sich als Herr eines geein-
ten Italiens verstand. Wilhelm II. stattete — als erster Herrscher seit vielen
Jahren — dem Papst im Vatikan einen Besuch ab, anschließend aber auch
König Umberto I. Die Sympathie, ja Nähe zwischen Kaiser und Papst ist schon
von zeitgenössischen Kommentatoren bemerkt worden. Vgl. auch NK KSA 6,
211, 6-8.
In 296, 14-19 klingt die apokalyptische Prophezeiung an, welche die „fal-
schen Zeugen" Jesus unterschieben: „Er hat gesagt: Ich kann den Tempel GOt-
tes abbrechen, und in dreyen Tagen denselben bauen." (Matthäus 26, 61; vgl.
Johannes 2, 19-21).
296, 34 Vorsicht vor allen pittoresken Menschen!] Vgl. NK KSA, 6, 179, 27-29.
297, 9-11 Ich kenne keine andre Art, mit grossen Aufgaben zu verkehren als das
Spiel: dies ist, als Anzeichen der Grösse, eine wesentliche Voraussetzung.] Auf
Heraklits Gott als spielendes Kind und das große Welt-Spiel spielt beispiels-
weise AC 36 an, vgl. KSA 6, 208, 18-21 (siehe auch PHG 7, KSA 1, 830, 26-31);
N. nimmt diese Art des Spieles — auch auf dem nicht genannten Hintergrund
der Spiel-Reflexionen bei Schiller — für sein eigenes Tun in Anspruch, unter-
streicht so seine eigene, aller metaphysischen Rückversicherungen bare „Gött-
lichkeit" (vgl. NK 295, 33-296, 6, ferner NLex 331 f. bzw. NLex2 357 f.).
297, 14-16 Auch an der Einsamkeit leiden ist ein Einwand, — ich habe immer
nur an der „Vielsamkeit" gelitten...] Vgl. MA II VM 348, KSA 2, 520: „Aus dem
Lande der Menschenfresser. — In der Einsamkeit frisst sich der Ein-
same selbst auf, in der Vielsamkeit fressen ihn die Vielen. Nun wähle." Der
Ausdruck „Vielsamkeit" taucht bereits in NL 1875, KSA 8, 11[15], 198, 20 auf.
Als Gegensatz zu Einsamkeit ist Vielsamkeit schon 1812 bei Adam Müller belegt
(Grimm 1854-1971, 26, 249).
297, 16-18 In einer absurd frühen Zeit, mit sieben Jahren, wusste ich bereits,
dass mich nie ein menschliches Wort erreichen würde] Vgl. NL 1878, KSA 8,
28[8], 505: „Sieben Jahre — Verlust der Kindheit empfunden."
297, 24 f. Meine Formel für die Grösse am Menschen ist amor fati] Vgl. NK
269, 23 f. In N.s Werken kommt die berühmte Wendung — lateinisch für „Liebe
des Schicksals" oder „Liebe zum Schicksal" — zuerst in FW 276, KSA 3, 521, 22
vor, sodann hier, in EH WA 4, KSA 6, 363, 32, in NW Epilog 1, KSA 6, 436, 18
 
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