Stellenkommentar EH Bücher, KSA 6, S. 297 447
mener Widerspruch zu mir, wenn es ich heute schon bereits Ohren und
Hände für mich meine Wahrheiten gäbe erwartete; daß man 'heute' nicht
hört, daß man "heute' nicht nimmt, ist "für' nicht nur begreiflich, es ist
scheint mir das-Rec -hte- Rechte. Nochmals gesagt, Nichts ist weniger an mei-
nem Leben sichtbar als böser Wille; auch von litterarischem ,bösen Willen'
wüßte ich keinen Fall zu erzählen. "Wohl aber von reiner Thorheit!...' Es
scheint mir eine der seltensten Auszeichnungen, die Jemand sich erweist erwei-
sen kann, wenn er ein Buch von mir in die Hand nimmt „eh. Ich sagte einmal
dem Dr. Heinrich von Stein, der sich ehrlich darüber beklagte, kein Wort aus
meinem Zarathustra zu verstehn, dies das sei in Ordnung: sechs Sätze daraus
verstanden, das heißt erlebt haben hebe auf eine höhere Stufe der Seelen
Sterblichen hinauf. Wie hätte ich ", mit diesem Gefühle der Distanz, ja' auch
nur wünschen können, von diesen den ,Modernen', die ich kenne —, gelesen
zu werden! Mein Triumph ist "gerade' der umgekehrte als der Schopenhauers
war, — ich sage non legor, non legar... Nicht daß ich das Vergnügen verleug-
nen unterschätzen möchte, das mir mehrmals die Unschuld im Neinsagen
zu meinen Schriften gemacht hat. Noch in diesem Sommer, in einer Zeit, wo
ich vielleicht mit meiner etwas schwer, zu schwer wiegenden Litteratur den
ganzen Rest von Litteratur aus dem Gleichgewicht zu bringen vermöchte, gab
mir ein Professor der Berliner Universität wohlwollend zu verstehn, ich sollte
mich doch einer andren Form bedienen: so Etwas lese Niemand. — Zuletzt war
es nicht Deutschland, sondern die Schweiz, die die zwei extremen Fälle
geliefert hat : ein. Ein Aufsatz des Dr. V. Widmann im ,Bund' über ,Jenseits
von Gut und Böse' unter dem Titel ,Nietzsches gefährliches Buch' und ein
Gesammt-Bericht über meine Litteratur Bücher überhaupt seitens des Herrn
Carl Spitteler ", gleichfalls im ,Bund", sind das ein Maximum in meinem
Leben — ich sage nicht wovon... "Letzterer behandelte zum Beispiel meinen
Zarathustra als höhere Stilübung, mit dem Wunsch, "ich möchte' später
einmal auch für Inhalt zu sorgen^' Nicht Nicht daß es im einen oder im
andren Falle am an gutem Willen gefehlt hätte; noch weniger an der Intelli-
genz. Herr Spitteler gilt mir sogar als Einer der Willkommensten und Feinsten
unter dem, was denen, die heute Kritik übt üben ": sein Werk über das franzö-
sische Drama — nicht heraus(ge)geben — ist ersten Rangs'. Ich versuche
umso mehr eine Erklärung. — Zuguterletzt kann Niemand aus den Dingen, die
Bücher eingerechnet, "mehr' heraushören, als er bereits weiß. Wofür man
vom Erlebnisse her keinen Zugang hat, dafür hat man kein Ohr. Denken wir
uns nun einen äußersten Fall, daß ein Buch von lauter Erlebnissen spricht,
die gänzlich außerhalb der Möglichkeit einer häufigen oder auch nur einer
seltneren Erfahrung liegen, — daß es die erste Sprache für eine erste neue
Reihe von Erfahrungen ist. In diesem Falle wird einfach Nichts gehört, mit der
mener Widerspruch zu mir, wenn es ich heute schon bereits Ohren und
Hände für mich meine Wahrheiten gäbe erwartete; daß man 'heute' nicht
hört, daß man "heute' nicht nimmt, ist "für' nicht nur begreiflich, es ist
scheint mir das-Rec -hte- Rechte. Nochmals gesagt, Nichts ist weniger an mei-
nem Leben sichtbar als böser Wille; auch von litterarischem ,bösen Willen'
wüßte ich keinen Fall zu erzählen. "Wohl aber von reiner Thorheit!...' Es
scheint mir eine der seltensten Auszeichnungen, die Jemand sich erweist erwei-
sen kann, wenn er ein Buch von mir in die Hand nimmt „eh. Ich sagte einmal
dem Dr. Heinrich von Stein, der sich ehrlich darüber beklagte, kein Wort aus
meinem Zarathustra zu verstehn, dies das sei in Ordnung: sechs Sätze daraus
verstanden, das heißt erlebt haben hebe auf eine höhere Stufe der Seelen
Sterblichen hinauf. Wie hätte ich ", mit diesem Gefühle der Distanz, ja' auch
nur wünschen können, von diesen den ,Modernen', die ich kenne —, gelesen
zu werden! Mein Triumph ist "gerade' der umgekehrte als der Schopenhauers
war, — ich sage non legor, non legar... Nicht daß ich das Vergnügen verleug-
nen unterschätzen möchte, das mir mehrmals die Unschuld im Neinsagen
zu meinen Schriften gemacht hat. Noch in diesem Sommer, in einer Zeit, wo
ich vielleicht mit meiner etwas schwer, zu schwer wiegenden Litteratur den
ganzen Rest von Litteratur aus dem Gleichgewicht zu bringen vermöchte, gab
mir ein Professor der Berliner Universität wohlwollend zu verstehn, ich sollte
mich doch einer andren Form bedienen: so Etwas lese Niemand. — Zuletzt war
es nicht Deutschland, sondern die Schweiz, die die zwei extremen Fälle
geliefert hat : ein. Ein Aufsatz des Dr. V. Widmann im ,Bund' über ,Jenseits
von Gut und Böse' unter dem Titel ,Nietzsches gefährliches Buch' und ein
Gesammt-Bericht über meine Litteratur Bücher überhaupt seitens des Herrn
Carl Spitteler ", gleichfalls im ,Bund", sind das ein Maximum in meinem
Leben — ich sage nicht wovon... "Letzterer behandelte zum Beispiel meinen
Zarathustra als höhere Stilübung, mit dem Wunsch, "ich möchte' später
einmal auch für Inhalt zu sorgen^' Nicht Nicht daß es im einen oder im
andren Falle am an gutem Willen gefehlt hätte; noch weniger an der Intelli-
genz. Herr Spitteler gilt mir sogar als Einer der Willkommensten und Feinsten
unter dem, was denen, die heute Kritik übt üben ": sein Werk über das franzö-
sische Drama — nicht heraus(ge)geben — ist ersten Rangs'. Ich versuche
umso mehr eine Erklärung. — Zuguterletzt kann Niemand aus den Dingen, die
Bücher eingerechnet, "mehr' heraushören, als er bereits weiß. Wofür man
vom Erlebnisse her keinen Zugang hat, dafür hat man kein Ohr. Denken wir
uns nun einen äußersten Fall, daß ein Buch von lauter Erlebnissen spricht,
die gänzlich außerhalb der Möglichkeit einer häufigen oder auch nur einer
seltneren Erfahrung liegen, — daß es die erste Sprache für eine erste neue
Reihe von Erfahrungen ist. In diesem Falle wird einfach Nichts gehört, mit der