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Sommer, Andreas Urs; Nietzsche, Friedrich; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]
Historischer und kritischer Kommentar zu Friedrich Nietzsches Werken (Band 6,2): Kommentar zu Nietzsches "Der Antichrist", "Ecce homo", "Dionysos-Dithyramben", "Nietzsche contra Wagner" — Berlin, Boston: De Gruyter, 2013

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https://doi.org/10.11588/diglit.70914#0514
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Stellenkommentar EH UB, KSA 6, S. 313-316 491

geschah. Bin ich 'ne Memme?" (Shak[e]speare 1853-1855, 4, 394) Der englische
Ausdruck „John-a-dreams" (Hamlet II, 2, V. 595) ist vermutlich eine Prägung
Shakespeares (Tilley 1950, 348).
316, 5 f. dass ich das Handgelenk gefährlich frei habe] Wer das Handgelenk frei
hat, trägt keine Fessel und kann die Waffe ungehindert führen, vgl. Grimm
1854-1971, 10, 336 zur „freien hand": „macht zu thun und zu lassen, zunächst
aber angelehnt an die sinnliche Vorstellung von einer jeder fessel baaren
hand".
316, 12-22 Die zweite Unzeitgemässe (1874) bringt das Gefährliche, das
Leben-Annagende und -Vergiftende in unsrer Art des Wissenschafts-Betriebs an's
Licht —: das Leben krank an diesem entmenschten Räderwerk und Mechanis-
mus, an der „U nPersönlichkeit" des Arbeiters, an der falschen Ökonomie der
„Theilung der Arbeit". Der Zweck geht verloren, die Cultur: — das Mittel, der
moderne Wissenschafts-Betrieb, barbarisirt... In dieser Abhandlung wurde
der „historische Sinn", auf den dies Jahrhundert stolz ist, zum ersten Mal als
Krankheit erkannt, als typisches Zeichen des Verfalls.] N.s wenige Äußerungen
zur Zweiten unzeitgemässen Betrachtung: Vom Nutzen und Nachtheil der Histo-
rie für das Leben stehen in auffälligem Kontrast zur Wirkungsgeschichte dieses
Textes. Mögliche Gründe für N.s spätere Reserviertheit gegenüber der Schrift
legt Salaquarda 1984 dar. — Zum zeitgenössischen Stolz auf den „historischen
Sinn" siehe NK KSA 6, 208, 29-209, 2 u. 351, 5 f.
316, 14 f. Art des Wissenschafts-Betriebs] Zum Ausdruck „Wissenschafts-
Betrieb", der in 316, 19 wiederkehrt, siehe NK KSA 6, 105, 16-18.
316, 17 an der falschen Ökonomie der „Theilung der Arbeit"] In der zweiten
Unzeitgemässen Betrachtung hatte N. „den modernen Schlacht- und Opferruf
,Theilung der Arbeit! In Reih' und Glied!"' (UB II, HL, KSA 1, 301, 15-17)
erwähnt und festgestellt, dass das Ideal seines Zeitalters nicht das „der fertig
und reif gewordenen, der harmonischen Persönlichkeiten" sei, „sondern das
der gemeinsamen möglichst nutzbaren Arbeit" (ebd., 299, 3-5).
Die Diskussion um die Arbeitsteilung war zu N.s Zeit keineswegs auf sozia-
listische Kreise beschränkt — bei Karl Marx, den N. freilich nie im Original
gelesen, sondern von dem er allenfalls über sekundäre Quellen oberflächliche
Kenntnis hatte (vgl. Brobjer 2002), ist der Begriff im Hauptwerk Das Kapital.
Kritik der politischen Ökonomie (1867) von zentraler Bedeutung (vgl. Marx 1983,
1, 272-301). N.s Hauptquelle für die sozialpolitische Diskussion der Zeit sind
die Werke von Friedrich Albert Lange, insbesondere die Geschichte des Mate-
rialismus und Kritik seiner Bedeutung in der Gegenwart. Lange sah in der
Arbeitsteilung eine Chance für die Verallgemeinerung von Wohlstand, Kultur
 
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